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Radieschen-Ernte Radieschen-Ernte: Ungeübtes Bündeln mit klammen Fingern

Von Ute Otto 03.05.2002, 18:00

Wittenberg/MZ. - "Zuerst den Gummi über die Radieschen führen, dann drehen, einige Male um das Laub wickeln und dann wieder über die Köpfe." Noch einmal zeigt Birgit Brückmann, Ausbilderin vom Grünen Ausbildungszentrum in Eutzsch, wie die Radieschen gebündelt werden müssen. Eine geübte Kraft schafft im Durchschnitt 60 Kisten mit je 15 Bund an einem achtstündigen Arbeitstag. Je mehr sie bringt, um so besser, denn in der Gartenbaugenossenschaft Elbaue-Gemüse wird nach Leistung bezahlt - fünf Cent pro Bund.

Für die 36 Frauen, die in dieser Woche auf dem Acker des Gartenbaubetriebes von Roland Paul neben dessen Stammkräften die ersten Radieschen mit ernteten, galt der Akkord jedoch nicht. Es waren die Teilnehmerinnen einer vom Arbeitsamt geförderten Trainingsmaßnahme innerhalb eines Modellprojekts. Das zielt darauf, den von den Gartenbaubetrieben angemeldeten Bedarf an Saisonkräften aus dem Bestand der Arbeitslosen zu decken und dafür den Anteil ausländischer Arbeitnehmer zu reduzieren (die MZ berichtete).

Die Jobvermittlung der Strukturförderungsgesellschaft hat in Frage kommende Frauen ausgewählt und in die Trainingsmaßnahme gebracht, die mit einer mehrtägigen theoretischen Unterweisung im Bildungszentrum in Eutzsch begann. Dort lernten die Teilnehmerinnen alles Wesentliche über Radieschen, über Qualitätsanforderungen sowie Anzeichen für Krankheiten oder Schädlingsbefall, und auch, wie die Feldfrüchte bei der Ernte zu behandeln sind, damit sie qualitätsgerecht in den Supermärkten ankommen.

Und obwohl die Frauen das Bündeln schon auf der Schulbank und manche auch noch zu Hause am Küchentisch mit gekauften Radieschen zigmal geübt hatten, nun, wo sie auf dem Acker hocken, ist es doch nicht so einfach. Da sind die Finger klamm. Da ist man sich auf einmal nicht mehr sicher, ob das Radieschen groß genug ist. 21 pro Bund müssen es sein. Da zählt manche der ungeübten Feldarbeiterinnen noch einmal öfter.

Neben den beiden Ausbilderinnen Heidi Wieland und Birgit Brückmann stellte der Gartenbaubetrieb noch Marion Schwager den Frauen in den "Test-Schichten" (zweimal vier Stunden) zur Seite. So konnte Frau Schmager auch die Eignung der Frauen einschätzen und ihrem Chef Einstellungsempfehlungen geben. Sechs Arbeiterinnen nimmt Paul noch in diesem Monat, mindestens acht weitere Arbeitskräfte werden ab August gebraucht. Der Test nütze beiden Seiten, so Frau Brückmann. Schließlich mussten auch die Teilnehmerinnen heraus finden, ob die mühselige Feldarbeit etwas für sie ist.