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Publikation Publikation: Chlor - eine Erfolgsgeschichte

Von Robert Rudolf 17.07.2003, 16:44

Bitterfeld/MZ. - Der Verein der Freunde und Förderer des Kreismuseums Bitterfeld hat mit Edgar Fischer einen Spezialisten gefunden, der unter Mitarbeit des letzten Leiters des Chemiekombinats Bitterfeld, Adolf Eser, den wohl umfassendsten Überblick über einen Chlorstandort in Deutschland bietet.

Um es gleich vorwegzunehmen: Das Buch ist für den interessierten Laien keine leichte Kost. Fischer, der ab 1970 in der Forschungsabteilung Elektrolyse tätig war, konzentriert sich vor allem auf die Geschichte der unterschiedlichen Elektrolyseverfahren. Dem Leser präsentiert er auf 248 Seiten eine Fülle technischer Details.

Jürgen Baune, Geschäftsführer der ECI Elektro-Chemie GmbH Bitterfeld, hat die Publikation unterstützt. Er habe das deutliche Gefühl, dass die Bevölkerung in der Region der Chemie sehr verbunden ist. Seitdem der Betrieb im September 2000 begonnen hat, mit 65 Mitarbeitern Chlor-Alkaliprodukte herzustellen, könne er sich einer über hundert Jahre langen Tradition am Standort Bitterfeld zuordnen.

Eine Tradition, von der sich Baune offenbar einen Image-Gewinn verspricht. "Traditionspflege hat für einen Chemiebetrieb einen hohen Stellenwert", meint er mit Hinweis auf die Rückkehr einer konservativeren Betriebsführung. Dabei kommt die "chlorreiche Geschichte im Raum Bitterfeld Wolfen", wie Fischer die Publikation im Untertitel nennt, nicht an einem düsteren Kapitel vorbei. Auf knapp 19 Seiten stellt er unter Mitarbeit Esers die Probleme bei Arbeitsschutz, Sicherheit und Umweltschutz in der DDR dar. Über die aufgetretenen Unfälle und Havarien heißt es dort, sie seien "erfahrungsgemäß vielfach auf subjektives Fehlverhalten zurückzuführen". Zu den hohen Konzentrationen von Quecksilber, das bei der Produktion eingesetzt wurde, hält Fischer fest, dass bei Überschreiten der gesetzlich festgelegten Grenzwerte Ausnahmegenehmigungen eingeholt werden mussten. Und Genehmigungen gab es. Verbessert hatten sich die Arbeitsbedingungen erst ab Anfang der 80er Jahre mit der Errichtung von Chlor IV, das ab 1997 von der ECI umgebaut wurde.

In einem gesonderten Kapitel kommt Fischer auf sein Arbeitsgebiet, die Elektrolyseforschung im Chemiekombinat bis zu dessen Auflösung im Jahr 1992 zu sprechen.

Auch wenn die Chlor-Alkaliproduktion mit der Wende regelrecht wegbrach, zieht Fischer in seinem Schlusskapitel eine positive Bilanz der über 100-jährigen Geschichte der Chlorindustrie in Bitterfeld-Wolfen, die bis in die Gegenwart anhält.