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Porträt Porträt: Mit dem Rennrad zu Besprechungen

Von Iris Lademann 11.03.2004, 17:49

Jeßnitz/MZ. - Das Mountainbike wartet schon. Denn im Winter verzichtet der Sachsen-Anhalt-Meister im Triathlon aus Sicherheitsgründen auf das Rennrad. Schon hat der 41-Jährige seine Sachen gewechselt, schwingt sich aufs Rad und ist den Blicken entschwunden.

"Wenn mir der Wind so um die Nase weht, kann ich abschalten. Für mich ist der Sport Ausgleich", sagt der Tischlermeister. Nicht selten taucht er deshalb zur Baubesprechung in Wittenberg oder bei seinen Kunden mit dem Rennrad auf. Das gehe aber nur dann, wenn etwas auszumessen ist oder noch Absprachen getroffen werden müssen. Erstaunte Blicke vor allem dann, wenn der Firmenchef seinen Zollstock aus der Radlerhose zieht.

"Eigentlich wollte ich nach dem Abi an der Burg Giebichenstein in Halle Möbelgestaltung studieren", erzählt der gebürtige Wolfener. An der Burg sei ihm gesagt worden, dass es nicht schlecht wäre, vorher eine Tischlerlehre abzuschließen. Er tat es und blieb dabei.

Mit dem Sprung in die Selbstständigkeit 1992 öffneten sich Bethlehem die Türen, die er schon als Jugendlicher aufstoßen wollte - alte Möbel restaurieren und alles, was damit zusammenhängt. In seinem Gesellen Karsten Niebergall fand Bethlehem nicht nur in beruflicher Hinsicht eine verwandte Seele, sondern er ist inzwischen auch Trainingspartner.

Der Sport bestimmte schon früh Bethlehems Weg. "Von der ersten bis zur siebten Klasse gehörte ich der BSG Wolfen an", erzählt er. "Leichtathletik war mein Fach." Mit dem Wechsel zur Sportschule in Halle in der achten Klasse wurde aus dem damals 15-Jährigen ein Geher. Abitur und Lehre folgten.

Der Sport wurde Hobby. "Erst einmal habe ich bei Langstrecken-Läufen mitgemacht", sagt Bethlehem rückblickend. Er nennt den Harzgebirgslauf und andere regionale Ereignisse.

Zum Triathlon kam Bethlehem durch das Rennrad seines Bruders. "Das Radeln hat mir Spaß gemacht. Und außerdem", schränkt er ein, "hatte ich durch das jahrelange Laufen schon Probleme mit der Achillessehne bekommen." Triathlon sei eine gesunde Mixtur aus Schwimmen, Radfahren und Laufen, konstatiert er.

Auf den Geschmack gekommen sei Bethlehem 1998. Gräfenhainichen hatte zum "Volkstriathlon" an den Bergwitzsee eingeladen. Bethlehem wurde auf Anhieb Dritter. Ein Jahr später wagte er sich bereits an die olympische Distanz - 1500 Meter Freistilschwimmen, 40 Kilometer Rad fahren und 10 Kilometer Laufen.

Mit zwei Stunden und zehn Minuten wurde er Landesmeister im Seniorenbereich (ab 40 Jahre). Das setze natürlich tägliches Training voraus. Im Winter kommen pro Woche etwa sieben Stunden zusammen. Im Sommer, vor allem vor den Ausscheiden, sind es locker 15 bis 20 Stunden, meint er.

Da er schon als Jugendlicher dem SC Halle, heute SV Halle, angehörte, blieb er dem Verein treu und startet seither für ihn. Dreimal hat er inzwischen auch am Ultra-Triathlon, dem so genannten "Ironman", erfolgreich teilgenommen. Dabei sind 3,8 Kilometer zu schwimmen, 180 Kilometer mit dem Rad zu fahren und 42,195 Kilometer zu laufen.

Diese Distanz, gesteht er, sei wirklich nur was für Männer aus Eisen, wie der englische Begriff übersetzt lautet. "Zehn Stunden und 18 Minuten habe ich gebraucht", sagt er nicht ganz ohne Stolz. Diese Zeit reiche sogar für die Weltmeisterschaft auf Hawaii, denn da will er irgendwann noch hin.

Sparen sei deshalb angesagt, oder einen Sponsor finden. Gegenwärtig unterstütze ihn "Fahrrad-Brüchle" aus Wolfen auf vielerlei Art.