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Polizeiruf-Kommissar in Wolfen Polizeiruf-Kommissar in Wolfen: Jaecki Schwarz kommt zur Wiederauflage

Von Klaus Seehafer 08.03.2013, 08:15
Schauspieler Jaecki Schwarz und Evelyn Opoczynski(l.) sind zur Filmaufführung von „Ich und du und Klein-Paris“ ins Filmmuseum gekommen.
Schauspieler Jaecki Schwarz und Evelyn Opoczynski(l.) sind zur Filmaufführung von „Ich und du und Klein-Paris“ ins Filmmuseum gekommen. André Kehrer Lizenz

Bitterfeld/MZ - Als Polizeiruf-Kommissar hat sich Jaecki Schwarz gerade in den Ruhestand verabschiedet. Doch der Schauspieler Schwarz ist deshalb noch lange nicht abgetaucht. Im Wolfener Industrie- und Filmmuseum war er Mittwochabend sehr lebendig und unterhielt das Publikum mit Witz und Charme. Denn in der Reihe „Filme wiederentdeckt“ zeigte Organisator Paul Werner Wagner den Defa-Streifen „Ich und du und Klein-Paris“ - mit Jaecki Schwarz und Evelyn Opoczynski. Zusammen mit den Zuschauern erlebten die beiden diese Komödie von 1971 noch einmal auf der Leinwand.

Jeder gebildete Leipziger rezitiert gern, was Goethes Faust über die Sachsen-Metropole sagt: „Mein Leipzig lob’ ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“ So versucht auch zu Anfang des Defa-Films ein Student der jungen Angelika (Opoczynski) zu imponieren. Sie aber gehört zur fröhlichen Kategorie, die sich von niemand imponieren lässt. Dabei hat sie in ihrem letzten Schuljahr, das ihr erstes Jahr in Leipzig ist, zahlreiche Verehrer, was ihrem Mitbewohner Tommy (Schwarz) schwer zu schaffen macht. Erstens fühlt er sich von ihnen zu Hause gestört und zweitens wird er zunehmend eifersüchtig. Schönste Szene: Er öffnet die Tür und brüllt den vor ihm Stehenden an: „Was wollen Sie überhaupt, Sie könnten ihr Vater sein!“ Antwort: „Ich bin ihr Vater.“

Schwer zu glauben, dass diese im März 1971 in die Kinos gekommene Komödie nicht nur Liebhaber hatte. Der Film besitze keinen Tiefgang, hieß es, und weiche „den wirklich revolutionären Prozessen dieses Alltags aus“. Der „Filmspiegel“ allerdings lobte: „Ich kann mich nicht erinnern, dass eine unserer Städte je so heiter und lebensfroh ins Bild gebracht worden ist, wie es hier mit Leipzig geschehen ist“.

Ein Leitmotiv für das neue, himmelstürmende, lernwillige Leipzig ist das noch im Bau befindliche Universitätsgebäude, dass für so manche Szene den Hintergrund bildet. Menschlicherseits waren es Schwarz und Opoczynski, zwischen denen es die nötigen Spannungen gab, um vorwärts zu kommen und schließlich das herzerwärmende Happy End mit Kuss dazu - was auch in Wolfen für Beifall sorgte.

So gab es danach viel zu erzählen. Das ausverkaufte Haus liebte den Humoristen Schwarz einmal mehr für seine verschmitzt servierten Pointen und Anekdoten. Königlich amüsierte sich das Publikum als er die Geschichte erzählte, wie er quer durch Leipzig im Schlafanzug zum Set gefahren wurde. „Die Leute müssen gedacht haben: Das ist bestimmt ein Ausländer.“

Doch wie ist er mit dem Komödienregisseur Werner W. Wallroth ausgekommen, wollte Moderator Wagner wissen. „Er war anstrengend. Denn er war gebildet. Sehr gebildet“, so Schwarz. Einmal hätten sie in Paris gedreht, wo Wallroth sein exaktes Schulfranzösisch einsetzen konnte. Schwarz fragte eine Dame namens Gertrude („Gertrüde!“), wie ihr Regisseur denn spreche und bekam zur Antwort: „Er spricht wie eine Kokotte aus dem 18. Jahrhundert.“ Das brachte die Sache wieder in beruhigende Relationen. Übrigens habe Wallroth sich bei allem was gedacht. „Die farbigen Übergänge, rot oder gelb - das hatte alles seinen Sinn.“

Und was waren für Schwarz und Opoczynski die wichtigsten Filme? Für Schwarz gehört Egon Günthers „Der Dritte“ dazu, und Opoczynski ist sich sicher: „Ich wurde bekannt, weil ich kontinuierlich an lustigen Filmen mitwirkte.“ Doch beide blickten auch nach vorn: Schwarz will mit Wolfgang Winkler auf Lesereise gehen und dann „Warten auf Godot“ spielen. Und Opoczynski? „Ich bringe jungen Leuten das Schauspielen bei.“