Plan B für den Kulturpalast Plan B für den Kulturpalast in Bitterfeld: Was passiert, wenn der Förderplan platzt?

Bitterfeld - Mit einer überwältigenden Mehrheit hat der Stadtrat von Bitterfeld-Wolfen am Mittwochabend dem Plan zur Wiederinbetriebnahme des Kulturpalastes zugestimmt. Der Unterstützungsantrag für die Bewerbung beim Wettbewerb „Nationale Projekte des Städtebaus 2018/19“, wodurch vom Bund Fördermittel in Höhe von gut sechs Millionen Euro fließen könnten, wurde mit nur einer Nein-Stimme angenommen. Diese Zustimmung des Rats ist wichtig, um in dem Rennen um diese Fördermittel bei der Jury überhaupt eine Chance zu haben.
Denn eine Sicherheit gibt es dafür nicht. „Es kommen allein aus Sachsen-Anhalt acht Projekte“, teilte Oberbürgermeister Armin Schenk (CDU) mit. Umso wichtiger sei, dass auch die hiesigen Landtagsabgeordneten und die Bundestagsabgeordneten sich für dieses Vorhaben stark machen. Nur so könne man die Jury davon überzeugen, welch hohen Stellenwert die Rettung und Wiederbelebung des Kulturpalastes für die gesamte Region hat.
Doch interessierte die Stadträte gerade deshalb, was geschieht, wenn dieser Zuschlag ausbleibt und damit diese Fördermittel in Millionenhöhe nicht fließen. „Gibt es einen Plan B?“, fragte beispielsweise André Krillwitz (Pro Wolfen).
„Am gravierendsten ist das Grundwasserproblem. Deshalb sind auch die Sanierungskosten so hoch“
Investor Matthias Goßler, der mit seiner Firma Splitter Manufaktur den Kulturpalast sanieren und betreiben will, antwortete: „Ja, es gibt einen Plan B.“ Man könne die Finanzierung eventuell über Landesmittel absichern. Und natürlich gebe es auch Eigenmittel. „Am gravierendsten ist das Grundwasserproblem. Deshalb sind auch die Sanierungskosten so hoch“, erklärte Goßler. Mit den Fördermitteln vom Bund könne man dieses Problem klar lösen.
Zudem, so ergänzte Schenk, habe es Gespräche mit der Landesanstalt für Altlastenfreistellung gegeben. Die habe klar signalisiert, dass man Maßnahmen zum Erhalt des Kulturpalastes finanziell unterstütze, wenn dessen nachhaltige Nutzung gewährleistet ist. Doch hier sei man noch nicht am Ende. „Und von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt haben wir die Aussage, dass das Vorhaben grundsätzlich förderfähig ist.“ Zudem gebe es vom Denkmalschutz die positive Reaktionen, dass Umbauten im Inneren des Kulturpalasts möglich sind, wenn die Außenansicht weitgehend erhalten bleibt.
Auch seine Nutzungsvorstellungen präzisierte Matthias Goßler
Auch seine Nutzungsvorstellungen präzisierte Goßler auf Nachfrage von Klaus Gatter (WLS). „Wir wollen den Kulturpalast mit Industriekunden bespielen“, erklärte er. Dafür müsse man die Bestuhlung im großen Saal entfernen, um diesen multifunktional nutzen zu können. „Das stört sich in keiner Weise mit dem Kulturhaus Wolfen.“ Das Haus habe alle Voraussetzungen und sei erstaunlich gut konzipiert. „Lediglich die energetische Seite ist schwierig, weil beim Bau 1954 keiner daran dachte, dass Energie mal viel kosten könnte“, so Goßler.
Man habe ausgerechnet, dass man im Saal einschließlich der Hinterbühne 1.000 Gäste an runden Tischen bei einem Bankett platzieren kann. „Das wäre einzigartig im Landkreis. Solch eine Eventlocation existiert bisher nicht.“ Doch es gebe etliche Kunden, die gezielt nach so etwas fragen. „Bislang müssen die nach Leipzig gehen oder in andere Landkreise.“
Und wie geht es mit dem Kulturpalast-Projekt weiter?
Goßler wies mit Beispielen seiner Arbeit noch einmal darauf hin, dass die Splitter Manufaktur mit der Ausgestaltung von Events in solchen Größenordnungen bundesweit Erfahrungen habe. Nächste Woche werde man Messestände von der Grünen Woche nach Fulda bringen und in der Esperantohalle aufbauen. Danach statte man die Jahrhunderthalle in Bochum für eine Veranstaltung mit 11.000 Menschen aus.
Und wie geht es mit dem Kulturpalast-Projekt weiter? Im Februar tagt die Jury, im März werden die berücksichtigten Kommunen informiert. „Werden wir ausgewählt, geht die richtige Planung erst los“, so Schenk. Dazu gehört dann auch die detaillierte Darstellung der Finanzierungsanteile, zu denen der Stadtrat dann einen erneuten Beschluss fassen muss. Doch schon in dem Beschluss vom Mittwoch steht klar drin, dass zwar die finanzielle Abwicklung der erhofften Fördermittel über die Stadt zu erfolgen hat, doch der nötige Eigenanteil über Dritte bereitgestellt wird. (mz)