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Papierfabrik in Sandersdorf Papierfabrik in Sandersdorf: Probleme beim Einbau des größten Bauteils

Von Tilo Krippendorf 11.11.2019, 12:35
Das Altpapier soll später in der 240 Tonnen schweren Trommel in seine Bestandteile aufgelöst werden.
Das Altpapier soll später in der 240 Tonnen schweren Trommel in seine Bestandteile aufgelöst werden. Progroup AG / Jens Schlüter

Sandersdorf-Brehna - Schon von außen ist die neue Papierfabrik in Sandersdorf-Brehna ein Bau der Superlative. Doch auch im Inneren gibt es alles nur im Großformat.

Zum Beispiel zwei Papiertrommeln, die zusammen die weltweit größte Aufbereitungsanlage für Altpapier ihrer Art ergeben. Am Freitag sollten die 90 und 240 Tonnen schweren Bauteile in die Werkhalle der Progroup  AG eingebaut werden. Das gelang allerdings nur zum Teil.

Während die kleinere Sortiertrommel schon am Morgen millimetergenau eingepasst werden konnte, klappte das bei der 48 Meter langen Auflösetrommel nicht wie geplant. Nach Angaben von Progroup gab es technische Probleme an einem Kran, so dass der Einbau aus Sicherheitsgründen verschoben wurde.

Die lange Reise endete damit wenige Meter vor dem Ziel. Denn gebaut wurden die Edelstahltrommeln in der Nähe der chinesischen Metropole Shanghai. Per Schiff wurden sie von dort über die Nordost-Passage nach Hamburg gebracht. Von dort ging es die Elbe aufwärts bis Aken. In der vergangenen Woche wurden sie schließlich per Schwerlasttransport quer durch den Landkreis zur Papierfabrik verfrachtet.

„Es sind die zwei größten Bauteile unserer neuen Fabrik“

Geplant war, die riesige Trommel in einem wahren Balanceakt in die Halle zu bugsieren. Auf dem Boden wurden eigens Gleise für Hydraulikstempel verlegt. An einem Ende sollte das Bauteil an den Brückenkran in der Halle gehängt werden, während außen ein Schwerlastkran den Rest der 240-Tonnen-Last aufnehmen sollte.

So gibt es nun in den nächsten Tagen einen neuen Versuch. „Es sind die zwei größten Bauteile unserer neuen Fabrik“, sagt Maximilian Heindl, der Junior-Chef des Familienunternehmens. Der Einbau der beiden Trommeln sei „ein wichtiger Meilenstein des gesamten Projektes.“

In den Trommeln soll Altpapier wiederaufbereitet werden, so dass daraus in einer Papiermaschine so genanntes Braunpapier hergestellt werden kann. Aus diesem werden wiederum Wellpappen gefertigt. „Es ist ein besonders faserschonendes Verfahren. Statt sieben oder acht Mal, kann das Papier theoretisch zehn bis zwölf Mal recycled werden“, erklärt Heindl.

Progroup AG möchte möglichst umwelt- und ressourcenschonend zu arbeiten

Damit aus dem Altpapier die Fasern herausgelöst werden können, wird viel Wasser benötigt. In der neuen Fabrik wird deshalb ein geschlossenes System verwendet, das große Mengen Wasser sparen soll. „Es gibt außer uns weltweit keinen Hersteller, der auf ein solch 100-prozentig geschlossenes System setzt“, sagt Heindl. Lediglich die Verdunstung muss ausgeglichen werden.

Auch sonst versuche die Progroup AG möglichst umwelt- und ressourcenschonend zu arbeiten. „Wir versuchen, möglichst auf die Bahn als Transportmittel zu setzen, um so den CO2 -Fußabdruck klein zu halten.“ Erst kürzlich hatte der Stadtrat von Sandersdorf-Brehna konkret über einen Bahnanschluss im Industriegebiet „Stakendorfer Busch“ entschieden. Zwischen der Bundesstraße 184 und dem Fabrikgebäude plant Progroup nun eigene Gleise, beispielsweise für die Anlieferung des Altpapiers.

Trotz des vorübergehenden Rückschlags beim Einbau der 48-Meter-Trommel sagt der verantwortliche Progroup-Projektmanager Peter Resvanis: „Wir liegen gut im Zeitplan.“ Nach seinem Willen soll die Papierfabrik pünktlich am 24.  August 2020 um 9 Uhr mit der Produktion starten.

Insgesamt werden etwa 50 Kilometer Rohrleitungen innerhalb der Fabrik verbaut

„Ab 13. Januar beginnt die Vollmontage, dann werden hier hunderte Arbeiter gleichzeitig zu Gange sein“, erklärt Resvanis. Nach und nach werden Anlagen der riesigen Papiermaschine eingebaut - Walzen, Pumpen, Zylinder. Insgesamt würden etwa 50 Kilometer Rohrleitungen innerhalb der Fabrik verbaut. Hinzu kommen mehrere hundert Kilometer an Kabeln verschiedener Dicke - auch hier gibt es jede Menge Superlative.

Wenn die große Papiertrommel eingebaut ist, soll im Außenbereich noch ein so genanntes Beschickungsgebäude gebaut werden. Dort werden die angelieferten Altpapierballen aufgeschnitten und gelockert. Anschließend landet das Papier dann in den Trommeln.

Außerdem richtet die Progroup AG auf dem östlichsten Teil des 44 Hektar großen Geländes ein Freilager für die Altpapierballen ein. Dort können bis zu 40.000 Tonnen gelagert werden - ein Puffer für zwei Wochen Produktion. Damit das Papier bei Sturm nicht davonfliegen kann, kommt ein bis zu 15 Meter hoher Zaun drumherum. Doch erstmal muss die Riesen-Trommel an ihren Platz. (mz)

Die Sortiertrommel im Vordergrund ist bereits an ihrem Platz. Die Auflösetrommel im Hintergrund wurde zunächst wieder aus der riesigen Halle gefahren.
Die Sortiertrommel im Vordergrund ist bereits an ihrem Platz. Die Auflösetrommel im Hintergrund wurde zunächst wieder aus der riesigen Halle gefahren.
Progroup AG / Jens Schlüter
Beim Einbau ist trotz der Größe der Bauteile höchste Genauigkeit gefragt.
Beim Einbau ist trotz der Größe der Bauteile höchste Genauigkeit gefragt.
Progroup AG / Jens Schlüter