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40 Prozent mehr Pakete wegen Corona Pakete bestellen während Corona: So arbeitet DHL in Wolfen

Von Tim Fuhse 05.05.2020, 10:10
Martin Viehweger trägt Pakete auf einer Zustell-Tour durch Wolfen.
Martin Viehweger trägt Pakete auf einer Zustell-Tour durch Wolfen. André Kehrer

Wolfen - Etwas Gutes hat die Corona-Krise für Martin Viehweger doch mit sich gebracht. Jedenfalls dann, wenn er mit seinen Paketen vor dem Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) in Wolfen steht - einem Haus mit fünf Etagen. Sonst bedeutet das: Sackkarren beladen. Stockwerk für Stockwerk abklappern. Doch nicht zu Pandemie-Zeiten. „Da rufe ich jede Firma kurz an und dann kommen die alle runter“, sagt der Wolfener Postzusteller.

Fast 40 Prozent Pakete mehr

Eine gern gesehene Erleichterung in anstrengenden Zeiten. Briefträger und Paketboten arbeiten seit Beginn der Corona-Pandemie auf Hochtouren. Weil Geschäfte wochenlang geschlossen waren und Menschen daheim bleiben, wird dieser Tage massig bestellt. Die Post transportiert nach eigenen Angaben knapp 40 Prozent mehr Pakete als zur selben Zeit im Vorjahr. „Dieses Volumen ist vergleichbar mit den sonstigen Paketmengen in der Vorweihnachtszeit“, teilt Sprecherin Anke Blenn mit.

Das bekommen die Zusteller zu spüren, auch vor Ort. „Entspannt ist es nicht“, sagt Viehweger über seinen derzeitigen Arbeitsalltag. Auch er fühlt sich ans Vorweihnachtsgeschäft erinnert. Sonst würde man nach Ostern eigentlich Überstunden aus diesen Tagen abbauen - nun baue man sie eher auf. Viehweger verteilt aktuell etwa 110 Pakete am Tag. Normal seien eher 80. Dazu kommt die Briefpost. „Das ist schon reichlich“, sagt er. Man fange morgens gegen 7 Uhr an und sei derzeit gegen 16 oder 17 Uhr fertig. „Hart, aber es ist zu schaffen“. Der Job sei körperlich anstrengend - und in Bitterfeld-Wolfen arbeiteten auch viele Zustellerinnen, die über 50 Jahre alt sind. „Was die leisten ist echt krass“, findet Viehweger.

Den Berufsalltag hat das Coronavirus auch bei der Post ein Stück weit verändert. Man bemüht sich um Abstand und Infektionsschutz. Das Unternehmen stelle seinen Mitarbeitern Desinfektionsmittel und Wasserkanister zur Verfügung, teilt Sprecherin Blenn mit. Auch die Autos würden nach jedem Fahrerwechsel gereinigt. Beim Sortieren der Pakete arbeiten die Kollegen im Zustellstützpunkt Wolfen etwas zeitversetzt, um sich aus dem Weg zu gehen. Und: Kunden müssen derzeit nicht mehr selbst unterschreiben, wenn sie eine Sendung annehmen.

„Das ist eigentlich eine gute Sache“, sagt Viehweger. „So kann man Abstand halten.“ Er habe sich schon an die neuen Hygienemaßnahmen und das Arbeiten in der Ausnahmesituation gewöhnt. Zwar würden manche Menschen gerade keine Pakete für ihre Nachbarn annehmen, um sich zu schützen. Ansonsten spüre er aber eine gewisse Dankbarkeit der Kunden.

„Vom Gefühl her würde ich schon sagen, dass man ein bisschen mehr wertgeschätzt wird“, meint der Zusteller. Alles in allem kann er mit der bestehenden Situation im Job leben. „Von den Arbeitsabläufen her ist es ok gehalten“, sagt Viehweger. Die im Raum stehende steuerfreie Prämie für die Mitarbeiter in der Branche sei aber durchaus angebracht. „Das wäre schon eine Aufwertung“. Zumal die Post erst im März die Dividende für ihre Aktionäre erhöht habe.

Eine Hilfe für die Zusteller

Und auch die Kunden können den Zustellern helfen - jetzt und über Corona-Zeiten hinaus. Viehweger preist die sogenannten Ablageverträge an. Empfänger legen dabei einen Ort fest, an dem Pakete platziert werden können - etwa im Schuppen. Die Zusteller müssen dann nicht mehr klingeln. „Wenn ihr so einen Ablagevertrag habt, seit ihr Briefträgers Liebling“, sagt Viehweger. Denn kleine Erleichterungen sind in diesen Tagen willkommen. Nicht nur vorm Technologie- und Gründerzentrum mit seinen fünf Etagen. (mz)