Ortschaftsrat reagiert Ortschaftsrat reagiert: Riesenbärenklau in Greppin - Eigentümer in der Pflicht

Greppin - Wehret den Anfängen. Besonders, wenn es um den Riesenbärenklau geht. Die Pflanze - fremd, invasiv und giftig - war drauf und dran, sich in Greppin auszubreiten. Auf einem Grundstück an der Rathenau/Kantstraße, das an einen Fußweg grenzt und teilweise zugänglich ist.
Beim Riesenbärenklau heißt es Vorsicht: Die Pflanze ist richtig giftig. Sie wurde übrigens 2008 zur Giftpflanze des Jahres gewählt. Wer mit ihr in Berührung kommt, trägt schwere Hautschäden davon, weil ihr Saft bei Mensch und Tier die vor UV-Strahlung schützende Hautschicht so schädigt, dass die Haut an diesen Stellen regelrecht verbrennt oder verätzt.
Wie soll man die Pflanze bekämpfen?
Der Eigentümer des Greppiner Grundstücks wurde vom Ortschaftsrat aufgefordert, diesen so genannten Neophyten zu entfernen. Der Ortschaftsrat war in Aufruhr und das ist verständlich. Denn blüht der Riesenbärenklau erstmal, dürfte sich die Katastrophe ausbreiten. Laut Diplom-Agraringenieur Thomas Eisel aus Mühlbeck bringt eine einzige Pflanze sage und schreibe 10 000 und mehr Samen hervor. Und der ist sogar bis zu zehn Jahren keimfähig.
Nicht immer ist der Kampf erfolgreich
Doch ist das wirksame Bekämpfen leichter gesagt als getan, wie Eisel weiß, der sich viel mit Pflanzen beschäftigt, die nicht in unsere heimische Flora gehören. „Ich hatte 2011 schon einmal in Greppin mit dem Problem zu tun“, erinnert er sich. Damals habe er - unter Vollschutz - die Pflanzen abgeschnitten, entsorgt, 15 Zentimeter tief das Erdreich mit einer Fräse zerkleinert und Rasen angesät.
„Dann muss man das im Blick behalten und weiter mechanisch behandeln“, sagt er. „Jeder ist auf seinem Grundstück selbst verantwortlich.“ Offenbar hat sich die Pflanze nach sechs Jahren vom Grunde her wieder erholt. „Neophyten sind für unsere Natur eine Katastrophe.“
Eisel lobt die Stadt Raguhn-Jeßnitz. Alle Kitas, sagt er, habe die Stadt vor zwei Jahren überprüfen lassen auf giftige und gefährliche Pflanzen. „Ich wurde überall fündig. Die Aktion ist vorbildlich gewesen.“
Probleme gibt es auch an vielen anderen Orten
Dass das Ausrotten der Neophyten wie dem Riesenbärenklau nicht immer von Erfolg gekrönt ist, zeigen auch andere Beispiele als Greppin - so hatte man entlang der Fuhne zwischen Gröbzig und Werdershausen jahrelang massive Probleme damit.
Denn auch für den Boden ist der Riesenbärenklau gefährlich. Steht er beispielsweise auf Deichen, kann es ganz schlimm werden. Unter dem sehr großen Blütenstand wächst kein Grashalm. Das macht letztlich den Deich bei Hochwasser instabil.
Auch am Deich wird der Riesenbärenklau bekämpft
Apropos Deich. Am Damm in Jeßnitz-West hat Eisel zusammen mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) vorm Bau des neuen Deiches schwer gegen die Neophyten gekämpft. Hier vor allem gegen den Japan-Knöterich.
Um bei dessen Bekämpfung einen radikal wirksamen Weg zu finden, betreibt Eisel seit geraumer Zeit zusammen mit der holländischen Firma „Dupont“ und der Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts, Korina, eine Testfläche in Jeßnitz. Dort erforschen sie, wie man der Pflanze mit speziellem Vlies Herr werden kann.
Viele Varianten wurden schon ausprobiert
Ein neuer Ansatz, bei dem es um Effektivität und Kostensenkung geht. Die chemische Keule übrigens lehnt Eisel ab. Es ist ein Problem: Die mechanische Bearbeitung, sagt er, sei aufwändig, die thermische energieintensiv und eine Beweidung zwar bei Knöterich möglich, bei Bärenklau schon nicht. Letztlich, haben Eisel und Kollegen bis jetzt herausgefunden, erweist sich das Vlies als kostengünstig, die Fräse als radikal.
Hochachtung vor der Natur
„Alles, was die Pflanze schwächt, ist richtig“, fasst er zusammen, „aber letztlich kann die darüber nur lachen.“ Schon aus einem vier Zentimeter großen Teilstück des Riesenbärenklaus bildet sich eine ausgewachsene Pflanze mit einem zwei Meter hohen Stock und einer zwei Kilo schweren Wurzelknolle. „Die hat eine unermessliche Kraft.“
Der Riesenbärenklau, der ursprünglich nur im Kaukasus wuchs, wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Botanikern eingeschleppt und als dekorative Gartenpflanze gepflegt. Die Geister, die ich einmal rief ... Wie falsch das war, zeigt sich allerorten. Denn der robuste Neophyt verbreitet sich rasend schnell und man wird seiner kaum Herr.
„Die Pflanzen sind unserer heimischen Flora weit überlegen“, sagt Eisel. Ihre große Kraft ziehen sie aus der Wurzel, einer fleischigen Rübe. „Ich hab Hochachtung vor der Natur“, sagt Experte Thomas Eisel.
(mz)