Organica Feinchemie Organica Feinchemie: Chemiestunde für Minister Möllring

Wolfen/MZ - Schutzbrille auf! Wer das Gelände der Organica Feinchemie GmbH in Wolfen besichtigt, kommt um das wenig kleidsame Utensil nicht herum. Denn hier wird mit Chemikalien gearbeitet. Da werden auch für Mitglieder der Landesregierung keine Ausnahmen gemacht: Sachsen-Anhalt Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU), der gestern das Gelände besichtigte, musste die Schutzbrille aufsetzen.
Geschäftsführer Bodo Schulze gab einen Überblick über das Unternehmen: Organica hat 80 Mitarbeiter und stellt, wie der Name schon verrät, feinchemische Produkte her. Zum Repertoire gehören Film- und Fotoprodukte, aber auch in den Bereichen Kosmetik und Pharmazie ist man aktiv.
Seit diesem Jahr arbeitet Organica mit dem Dresdener Unternehmen Novaled zusammen. Dieses wurde gerade von dem Elektroikhersteller Samsung aufgekauft. Denn die Dresdener sind mit ihren Partnern aus Wolfen dabei, leichtere und leistungsfähigere Displays und Bildschirme zu entwickeln. Eine andere Organica-Errungenschaft ist eine Reinigungstechnologie für Farbstoffe, die bei Solarzellen zum Einsatz kommen. Insgesamt, so Schulze, produziere man jährlich über 300 Tonnen Chemikalien. Davon wird mehr als die Hälfte am heimischen Markt, also in Deutschland, abgesetzt. Man liefert aber auch nach Asien und Amerika. Insgesamt stehen 38 Länder auf Schulzes Liste.
Ein Analyselabor
Bei der Führung über das Betriebsgelände zeigte Schulze dem Gast unter anderem ein Analyselabor. Chemikerin Anke Duffe erklärte dort verschiedene Geräte. „Das ist alles ein bisschen viel für einen Juristen wie mich“, bemerkte Möllring. Er zeigte sich beeindruckt von „der ganz enormen Stoffvielfalt“. Insgesamt beherrscht man bei den Wolfenern 70 verschiedene Reaktionstypen.
An sich steht Organica gut da: In diesem Jahr machte man elf Millionen Euro Umsatz und zwei Millionen Gewinn. Schulze nutzte trotzdem die Gelegenheit, den Minister auf einige geschäftliche Hindernisse hinzuweisen. So habe sich der Strompreis für das Unternehmen seit 2003 etwa verdoppelt.
Möllring erkundigte sich im Gegenzug nach einem anderen Problemfeld: der Suche nach Fachkräften. „Es wird nicht einfacher, geeignete Leute zu finden“, bestätigte Schulze. Die geburtenschwachen Jahrgänge befänden sich gerade in der Ausbildung, als Unternehmen habe man daher oft kaum Auswahl in Personalfragen.
Auf Ausbildungsmessen
Organica hat momentan fünf Auszubildende - eine beachtliche Anzahl, wie Möllring fand. „Es waren in vergangenen Jahren aber auch schon sieben oder acht“, gab Schulze zu bedenken. Um Nachwuchs zu gewinnen, präsentiere sich das Unternehmen in letzter Zeit verstärkt auf Ausbildungsmessen. Und auch sonst denke man an die Zukunft: Allein 2013 investierte das Unternehmen 1,3 Millionen Euro, um auch in den nächsten Jahren erfolgreich zu sein.
Zudem wurde ein Netzwerk für mitteldeutsche Chemieunternehmen gegründet, in dem Forschungs- und Entwicklungsprojekte durchgeführt werden. Daran beteiligen sich beispielsweise die Forschungsgruppe „Organische und Bioorganische Chemie“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Arbeitsgruppe „Organische Synthese und Metallorganische Katalyse“ der Universität Leipzig.
„In Bitterfeld-Wolfen hat die chemische Industrie Tradition und wir freuen uns, sie fortzuführen“, meinte Schulze. Zwar warteten auf das Unternehmen große Herausforderungen - Stichwort Nachwuchs - aber man sei guter Dinge.