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OB-Wahl in Bitterfeld-Wolfen OB-Wahl in Bitterfeld-Wolfen: Die Argumente der Kandidaten beim MZ-Forum

Von Stefan Schröter 20.10.2016, 07:36
Im Wolfener Kulturhaus lauschten die Bitterfeld-Wolfener mehr als zwei Stunden den Aussagen der fünf Oberbürgermeisterkandidaten
Im Wolfener Kulturhaus lauschten die Bitterfeld-Wolfener mehr als zwei Stunden den Aussagen der fünf Oberbürgermeisterkandidaten André Kehrer

Bitterfeld - Sie werben mit Veränderung, Fachwissen und Ehrlichkeit um die Gunst der Bitterfeld-Wolfener Wähler. Doch wie wollen die fünf potenziellen Nachfolger der scheidenden Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) die Stadt weiterentwickeln?

Beim MZ-Forum im Kulturhaus Wolfen diskutierten sie Dienstagabend über Lasten, Visionen und wie Investitionen bezahlbar werden könnten.

Neue Bewohner für Bitterfeld-Wolfen

Ein Weg zum Glück führt demnach über steigende Einwohnerzahlen, meinten zum Beispiel CDU-Kandidat Armin Schenk (CDU) und Jan Kiese von der SPD. Aber alle Prognosen, so wendeten die MZ-Redakteure Frank Czerwonn und Detmar Oppenkowski, die die Debatte moderierten, ein, sprechen von massivem Bevölkerungsrückgang.

Einpendler, so die Artwort, sollen dazu bewogen werden, sich in der Stadt eine Wohnung oder ein Haus zu nehmen. Warum fahren sie bisher in eine andere Stadt nach Hause?

„Es gibt in Bitterfeld-Wolfen zum Beispiel keine einzige aktive zugelassene Tagesmutter“, kritisierte Kiese vor rund 250 Besuchern. „Die Stadt muss in den Unternehmen oder der Berufsschule um die Menschen werben“, forderte dagegen Schenk.

Der AfD-Kandidat hielt dagegen: „Es ist ein hehres Ziel, neue Leute herzuholen. Aber wir kriegen keine Leipziger Partymenschen hierher“, ist sich Kay-Uwe Ziegler sicher. „Wichtig ist, die Leute zu halten, die bereits hier sind.“

Abriss in Wolfen-Nord stoppen

In Wolfen-Nord mussten wegen des andauernden Abrisses Mieter mehrfach um- oder wegziehen. Genau wie Ziegler will der Einzelkandidat Eckbert Flämig diese Zustände stoppen: „Ich möchte das Umfeld der Dessauer Allee in ein Umwandlungsgebiet verwandeln.“ Aber wer finanziert das?

Flämig will, dass die Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) das Geld generiert. Diese müsse ihre Arbeit ändern. „Die Steg betreibt keine Stadtentwicklung, sondern reißt ab“, schimpfte der Einzelbewerber.

Auch Linken-Kandidat Marko Roye sieht Potenzial in Wolfen-Nord. „Dort sind viele freie Grundstücke entstanden.“ Aber ohne punktuellen Abriss komme der Stadtteil auch künftig nicht aus.

Schenk hatte das kurz zuvor ähnlich gesagt, forderte aber zugleich Aufwertungen und Neubaugebiete in Wolfen-Nord.

„Dort sollten Ein- bis Zwei-Familien-Häuser entstehen.“ Jan Kiese wand ein, die Konzentration auf Wolfen-Nord sei zu eng. Man müsse den Blick auf die anderen Ortsteile erweitern. „Auch die müssen entwickelt werden.“

Kultur in der Stadt fördern

Um anziehend zu sein für Zuzügler und Einheimische muss Bitterfeld-Wolfen aber auch kulturell punkten. Hier sieht Marko Roye von den Linken Defizite: „Kultur ist in der Stadt ein bisschen alterslastig. Aber es ist auch eine Illusion, ein großes Kino herzuholen“, sagt der Sänger und Veranstalter.

„Wieso eigentlich? Immerhin sind wir die fünftgrößte Stadt des Landes“, wandten die Moderatoren ein. Daraufhin brachten mehrere Kandidaten die größeren Nachbarstädten wie Dessau, Halle und Leipzig ins Spiel. Sie seien mit ihren Angeboten eine sehr starke Konkurrenz für Kulturschaffende in Bitterfeld-Wolfen sind.

Geschäfte in der Innenstadt unterstützen

Gleiches gilt offenbar auch für die Gewerbetreibenden. An dieser Stelle sieht Ziegler (AfD) die Stadt in der Pflicht. Sie müsse die Innenstädte stärken. „Damit der Leerstand sinkt und wieder mehr Leute in die Straßen kommen.“ Ziegler stört die geplante Edeka-Ansiedlung an der B100. „Das bedeutet Umsatzeinbußen für die Innenstadt.“

Konkurrent Schenk (CDU) sah das völlig anders: „Edeka wollte sich drei Mal in Bitterfeld ansiedeln. Jetzt klappt es endlich und eine Brache verschwindet. Diejenigen, die was tun wollen, sollte man stärken.“

Schenk und Ziegler sorgten während des MZ-Forums für die meisten Emotionen. Von beiden Kandidaten saßen im Publikum viele hörbare Unterstützer und damit auch Kritiker.

Entsprechend viele Fragen gingen in der Zuschauerrunde an die Kandidaten der AfD und CDU. Aber auch die anderen drei Kandidaten mussten oft antworten, da zahlreiche Besucher zum Mikrofon griffen.

Keine falschen Versprechen

Abschließend machten Schenk und Roye klar, dass sie von utopischen Versprechen wenig halten. Deshalb könnten sie nicht sagen, dass mit ihnen als OB Einschnitte für die Bevölkerung völlig auszuschließen seien.

Ziegler will Steuererhöhungen vermeiden, wenn „Schaden und Nutzen in keinem Verhältnis stehen“. Kiese lehnt falsche Versprechen ebenso ab wie das Sichverlieren von Gremien in Klein-Klein-Diskussionen. Und Flämig sieht Einsparpotenziale im Haushalt.

Über zwei Stunden lang konnten die Besucher die Kandidaten beobachten. „Und durch das Nachbohren auf die Floskeln der Kandidaten konnte man auch erkennen, wer in der Lage ist, ernsthaft zu argumentieren“, meinte danach beispielsweise Zuhörer René Thiemicke. (mz)

Oberbürgermeister-Kandidat Eckbert Flämig (parteilos).
Oberbürgermeister-Kandidat Eckbert Flämig (parteilos).
André Kehrer
Oberbürgermeister-Kandidat Jan Kiese
Oberbürgermeister-Kandidat Jan Kiese
André Kehrer
Oberbürgermeister-Kandidat Marko Roye
Oberbürgermeister-Kandidat Marko Roye
André Kehrer
Oberbürgermeister-Kandidat Armin Schenk (CDU).
Oberbürgermeister-Kandidat Armin Schenk (CDU).
André Kehrer
Oberbürgermeister-Kandidat Kay-Uwe Ziegler (AfD).
Oberbürgermeister-Kandidat Kay-Uwe Ziegler (AfD).
André Kehrer