OB-Wahl OB-Wahl: Damenwahl in Bitterfeld-Wolfen
BITTERFELD-WOLFEN/MZ. - Denn das, was sich auf der großen Leinwand zeigt, hatten wohl die allermeisten Wähler schon geahnt: Der neue Oberbürgermeister wird eine Frau sein. Die Stichwahl in zwei Wochen wird zeigen, ob das Amt Petra Wust (parteilos) oder Dagmar Zoschke (Die Linke) übernehmen wird.
Auch für Rolf Haustein ist das Resultat nicht überraschend. Der EDV-Mitarbeiter der Stadtverwaltung, auf dessen Computer die aktuellen Wahlergebnisse für die Präsentation einlaufen, hat schon manche OB-Wahl in Wolfen mitgemacht. "Und auch schon eine mächtige Überraschung erlebt", sagt er und blickt zurück auf das spannende Wahl-Duell Hamerla - Born. Jetzt verfolgt er wie alle anderen Bitterfeld-Wolfener, was sich da vorn an der Wand tut.
Mit keiner neuen Meldung aus einem Wahlbezirk ändert sich das Diagramm. Mal ein paar Prozent mehr für Wust, mal ein paar weniger. Da geht ein Raunen durch den Konferenzraum. Der pinkfarbene Balken, der für die Ergebnisse von Dagmar Zoschke steht, verlängert sich sichtbar. "Jetzt hat Bitterfeld die Stimmen gemeldet", wird getuschelt. Doch im Grunde bleibt alles beim Alten: Wust liegt vor ihrer Mitbewerberin Zoschke. Die 50-Prozent-Marke jedoch wird keine von beiden knacken. "Das war zu erwarten", sagt Frau Wust, die zugibt, dass das Kribbeln im Bauch, "je näher es auf sechs Uhr" zuging, schon heftig war. Das, weiß sie, muss sie nun nochmal mitmachen.
Bei den Linken in der Bitterfelder Kirchstraße indes füllt sich das Haus zusehends. Wahlparty ist angesagt. Die Freude überwiegt: Ihre Kandidatin kommt in die Stichwahl. Manche sind trotzdem enttäuscht darüber, dass es kein eindeutiges Ergebnis gibt. Für Zoschke selbst allerdings kommt das nicht unerwartet. Über die Wahlbeteiligung ist sie zwar entsetzt, "aber eigentlich habe ich mir gedacht, dass nur wenige wählen gehen", sagt sie.
Im Kulturhaus Wolfen bezeichnet das Uwe Witczak als "eine Katastrophe für eine Kommunalwahl". Damit spricht er hier allen aus dem Herzen. "Wenn eine Wahl nicht mehr Menschen mobilisiert, kann es nur so sein, dass die Menschen resigniert haben nach dem Motto: Es ändert sich doch sowieso nichts. Wir, die in politischer Verantwortung stehen, müssen etwas tun, dass sich das gründlich ändert", sagt Armin Schenk (CDU). "Denn das hier, das kann nicht zufrieden stellen."
An den Türpfosten gelehnt verfolgt der OB-Kandidat der CDU, Utz Lohrengel, das Geschehen auf der Leinwand. Für ihn ist das, was er da sieht, nicht nachvollziehbar. "Die Meinung der Bürger war anders", sagt er und erinnert an die vielen Gespräche, die er mit den Wählern geführt hat. "Die Leute wollten Veränderung. Und jetzt... Aber was die Wähler haben wollen, das bekommen sie nun auch." Sehr bedenklich findet er die niedrige Wahlbeteiligung. "Jeder will das Zusammenwachsen der Stadt, und dann gehen so wenige wählen." Das macht auch André Prätorius (FDP) betroffen. Ihm zeige das, sagt er, "dass die politische Arbeit am Bürger vorbei Früchte getragen hat". Seine eigenen Chancen hatte er selbst nicht so hoch eingeschätzt, so dass ihn die Platzierung an letzter Stelle auch nicht besonders schockt. Klar aber sei für ihn schon nach dem Ergebnis der Bundestagswahl gewesen, dass Dagmar Zoschke gut abschneiden würde. Dass Amtsinhaberin Petra Wust so viele Stimmen auf sich vereinen kann, führt er auf die geringe Wahlbeteiligung zurück.
Mit zehn bis 15 Prozent der Stimmen für sich hätte André Krillwitz (Pro Wolfen) schon gerechnet. Er sei sehr enttäuscht, sagt er. Dennoch werde er seine politische Arbeit fortsetzen, sich weiter im Stadtrat und auf Vereinsebene für die Kommune engagieren.
Für den in Bitterfeld-Wolfen eher unbekannten SPD-Kandidaten Peter Haller sieht es so schlecht auf der großen Leinwand nicht aus, der rote Balken wächst langsam. Glasklar jedoch ist, dass er bei dieser Wahl keine Chance hat. Für ein Statement ist der Mann aus Fulda am Sonntag nicht zu erreichen.