Diakonieverein Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen Neuer Inklusionsbetrieb in Wolfen setzt auf Mäher und Harke: Welche Hürden es noch gibt
Menschen mit und ohne Behinderung sollen in einem neuen Gartenbaubetrieb als Mitarbeiter gleichwertig beschäftigt werden. Die Idee gibt es schon länger. Nun will der Diakonieverein Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen diese umsetzen. Was geplant ist.

Wolfen/MZ. - Ein Unternehmen, in dem Menschen mit und ohne Handicap gleichwertig nebeneinander arbeiten – das soll in Wolfen noch in diesem Jahr entstehen. Der Diakonieverein Bitterfeld-Wolfen-Gräfenhainichen ist gerade in der Planungsphase für einen inklusiven Garten- und Landschaftsbaubetrieb. „Diese Idee haben wir schon seit einiger Zeit“, erklärt Patricia Metz, kaufmännische Vorständin beim gemeinnützigen Träger evangelischer Sozialarbeit.
Anders als in den Werkstätten, die die Diakonie im Lützowweg betreibt, sind alle Angestellten dann sozialversicherungspflichtig und mit Tariflohn angestellt – und gleichberechtigt beschäftigt, egal ob Personen mit oder ohne Beeinträchtigung. 30 bis 50 Prozent der Beschäftigten haben in Inklusionsbetrieben eine anerkannte Schwerbehinderung.
Barrieren in den Köpfen einreißen - denn sie sind die größten Hürden
Noch immer gebe es Barrieren in den Köpfen vieler Menschen, was die Beschäftigung von Menschen mit Handicap angeht. Ihnen werde weniger zugetraut, haben Metz und Werkstattleiter Tino Bartsch festgestellt. „Das zu überwinden, ist unsere Aufgabe.“
Deswegen will die Diakonie selbst gründen: Man blicke auf langjährige Erfahrung im Bereich der Inklusion zurück, und diese soll nun im neuen Betrieb auch zum Tragen kommen. Eine Abteilung, die für die Pflege der hauseigenen Grünflächen zuständig ist, gebe es beim Diakonieverein zudem schon länger.
Etwa zehn Beschäftigte werde der neue Inklusionsbetrieb haben. Sie werden weniger pädagogische Anleitung als in den Werkstätten bekommen, es geht um mehr Selbstständigkeit. Gleichzeitig soll es eine Begleitung für alle Arbeitnehmer geben, um ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Kollegen gleichwertig und auf Augenhöhe arbeiten. „Dafür müssen Wille und Bereitschaft da sein, aber wir haben dabei auch schon gute Erfahrungen gemacht“, sagt Patricia Metz.
Von außen gebe es bereits positives Interesse und Gespräche mit regionalen Unternehmen und Kommunen. Man sehe sich nicht als Konkurrenz zu anderen Unternehmen, sondern als Ergänzung, so Metz. Aufträge als Subunternehmer seien denkbar, Synergien sollen genutzt werden.
Einmieten wolle man sich in ein Gebäude im Chemiepark, um nah an potenziellen Kunden zu sein. In rund 30 Kilometern Umkreis könne man vom Einfamilienhaus bis zu kommunalen Aufträgen Anfragen abdecken.
Start soll mit Fördergeldern finanziert werden
Der Start des Inklusionsbetriebs ist für Mitte 2025 geplant, gerade arbeite man noch mit dem Integrationsamt des Kreises zusammen. Auch Fördergelder sollen beantragt werden, um die Startkosten zu finanzieren.
Bei Menschen mit Handicap müssen andere Maßnahmen für Arbeitsschutz getroffen werden, wenn es dann an die Baustellen geht, erklärt Werkstattleiter Tino Bartsch: Jemand, der taub ist oder nur schwer hört, braucht zum Beispiel Lichtsignale für bestimmte Arbeiten, wo an derselben Stelle sonst auf Akustik gesetzt werde. Auf diese Anforderungen könne man sich aber einstellen. Bewerbungen von Landschaftsgärtnern, ob mit oder ohne anerkannter Schwerbehinderung, werden bei der Diakonie deswegen nun gefragt. Ein Betriebsleiter für die neue Firma sei bereits gefunden.
Viele Arbeiten im Garten- und Landschaftsbau, so die beiden Verantwortlichen, könne zudem sowohl von Menschen mit körperlichen als auch mit psychischen Beeinträchtigungen verrichtet werden. Je nach Grad der Behinderung gebe es verschiedene Aufgaben.