Neuer Geschäftsführer Neuer Geschäftsführer : Bitterfelder Stadtwerke wollen Marktanteile zurückerobern

Bitterfeld-Wolfen - Auf der Suche nach zusätzlichen Betätigungsfeldern: Der neue Geschäftsführer der Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen will den Strom-, Gas, Fernwärme- und Wasserversorger fit machen für die Zukunft. MZ-Mitarbeiter Stefan Schröter sprach mit dem 40-Jährigen darüber, wie er Marktanteile zurückerobern möchte und welche Zukunft die Bäder haben.
In Bitterfeld-Wolfen leben immer weniger Menschen und damit auch weniger Kunden für die Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen. Wie wollen Sie dem Bevölkerungsrückgang begegnen?
Dubiel: Heute existieren in Wolfen-Nord über 20 000 Menschen weniger als vor 25 Jahren. Es ist sehr schwer für einen Versorger, wenn die Rohre und Leitungen vorhanden sind, aber Kunden im Stadtgebiet fehlen. Kern der Stadtwerke war ursprünglich die Wärmeversorgung von Wolfen-Nord. Wir müssen in Bitterfeld-Wolfen noch innovativer sein und unsere Marktanteile erweitern.
Wie wollen Sie das schaffen?
Dubiel: Wir rücken mit den städtischen Wohnungsunternehmen enger zusammen. Wenn jetzt zum Beispiel bei der Neubi Mieter einziehen, bekommen Sie einen Flyer und einen Bädergutschein von uns in die Hand. Da funktioniert die Zusammenarbeit mit den Wohnungsunternehmen sehr vertrauensvoll.
War der Kauf des Stromnetzes in Bitterfeld ein Schritt auf den dortigen Markt?
Dubiel: Ja. Die Stadtwerke haben vor einigen Jahren dort schon das Gasnetz gekauft. Momentan besitzen wir im Ortsteil Bitterfeld bei Strom und Gas einen Marktanteil von fünf Prozent.
Und wie ist es bei Fernwärme und Trinkwasser in Bitterfeld?
Dubiel: Trinkwasserversorger ist dort die Midewa und die Fernwärmeversorgung in Bitterfeld liegt in der Hand der Bitterfelder Fernwärmegesellschaft und damit nicht bei der Stadt. Die Situation beim Fernwärmenetz müssen wir als gegeben ansehen.
Gilt das auch für die Situation im Chemie-Park, wo mit Gelsenwasser ein weiterer Konkurrent sitzt?
Dubiel: Ja. Es gibt in Bitterfeld-Wolfen, wie generell im Energiebereich, viele Mitbewerber, die sich die Kunden teilen müssen. Der Energiemarkt ist sehr umkämpft. Wichtig ist, dass wir für die Stadt erster Ansprechpartner bei Energiefragen werden.
Wie wollen Sie das schaffen?
Dubiel: Indem man Schritt für Schritt jedes sich neu bietende Geschäftsfeld-Puzzle nutzt und die bestehenden Kundenbeziehungen festigt und pflegt.
Wie viele Puzzleteile fehlen noch?
Dubiel: Viele. Das macht meinen Job bei den Stadtwerken aber umso spannender.
Wie es mit den Bädern der Stadt weitergeht, lesen Sie auf der nächsten Seite.
In Bitterfeld-Wolfen gibt es zwei Bäder, die mit einer Million Euro jährlich mit Stadtwerke-Gewinnen bezuschusst werden. Wie geht es mit dem Woliday und dem Sportbad „Heinz Deininger“ weiter?
Dubiel: Es gibt Überlegungen, wie die Bäder für den Reha-, Gesundheits- und Präventionssport intensiver genutzt werden können. Diese Angebote wollen wir ausbauen.
Das bietet der Bitterfelder Schwimmverein doch schon aktiv an.
Dubiel: Werden die Bäder von den Mitarbeitern der 350 Unternehmen aus dem Chemie-Park genutzt? Das sehe ich im Moment noch nicht. Wir wollen den Schwimmverein dabei unterstützen, die Mitarbeiter der Chemie-Park-Unternehmen für die Angebote des Schwimmvereins stärker zu gewinnen. Da ist ein Schulterschluss sehr wichtig.
Wie ist es um die Zukunft der beiden Bäder in der Stadt bestellt?
Dubiel: Die Geschäftsführungen der Stadtwerke und Bädergesellschaft wollen an beiden Einrichtungen festhalten. Das soll einhergehen mit einer Senkung der Betriebskosten und einer Attraktivierung der Angebote. Die Fernwärmelieferung mit dem Versorger BFG ist bereits neu verhandelt worden – mit positivem Effekt für die Betriebskosten des Sportbades „Heinz Deininger“.
Die Dessauer planen derzeit eine neue Schwimmhalle. Wie sehr ist das ein Problem für die Bädergesellschaft und zum Beispiel das Woliday?
Dubiel: Wir werden nach Dessau fahren und mit den Betreibern der dortigen Schwimmhallen reden, damit wir in unseren Geschäftsfeldern möglichst wenig kollidieren. Wir müssen aber auch erst mal abwarten, bis das neue Bad dort tatsächlich eröffnet werden soll.
Bei den Stadtwerken Bad Belzig entstanden während Ihrer Amtszeit unter anderem zusammen mit der örtlichen Wohnungsgenossenschaft eine Wärme- und Strominsel sowie eine Kooperation mit einem Wasserversorgungsverband. Was haben Sie in Bitterfeld-Wolfen vor?
Dubiel: Ein aktuelles Zusatzkonzept der Stadtwerke ist die mögliche Gewinnung der Straßenbeleuchtung in Bitterfeld-Wolfen unter dem Motto „Alles aus einer Hand“. Wir werden uns auf Ausschreibungen bewerben. Auch hier lautet unser Ansatz: Wenn wir als städtisches Unternehmen in die Lage versetzt werden, Gewinne zu erwirtschaften, kann auch auf uns gebaut werden, wenn es darum geht, Vereine und kulturelle Strukturen finanziell zu unterstützen. Wenn hier aber wieder ortsfremde Betriebe den Zuschlag bekommen, dann kann man bei Förderungen nicht immer auf die hiesigen Stadtwerke setzen. Ein weiteres Thema ist eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem örtlichen Handwerk.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage. Sie sind jetzt seit einigen Monaten Geschäftsführer der Stadtwerke. Wie sehr gefällt Ihnen Ihr neuer Job in Wolfen?
Dubiel: In den Stadtwerken arbeitet ein hoch qualifiziertes Team. Ich freue mich natürlich, in Mitteldeutschland ein erfolgreiches Stadtwerk weiterentwickeln zu können. Die Stadt Bitterfeld-Wolfen besitzt einen rauen Charme. Und die Begegnung mit den verantwortlichen Menschen - egal, ob aus der Stadtverwaltung, den Unternehmen oder unsere Gesellschafter - ist von einer starken Vertrauens- und Kooperationsbereitschaft geprägt. Das freut mich und bestärkt mich in der täglichen Arbeit. (mz)