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Nahverkehr in Anhalt-Bitterfeld Nahverkehr in Anhalt-Bitterfeld: So viel Geld bekommt Vetter für seine Busse

Von Stefan Schröter 11.07.2017, 10:51
Umfangreich informiert das Busunternehmen über die seit 1. Juli geltenden Änderungen.
Umfangreich informiert das Busunternehmen über die seit 1. Juli geltenden Änderungen. Kehrer

Bitterfeld - Der neue Nahverkehrsplan sorgt teils für Frust unter den Busnutzern. Streichungen in Roitzsch, auf der Linie 407 und nach Stumsdorf lösen Ärger aus. Aber wie erklären sich die jüngsten Änderungen im Nahverkehr? Wie groß ist der Spielraum des Busunternehmens Vetter?

MZ-Redakteur Stefan Schröter hat dazu Uwe Hippe schriftlich befragt, den Leiter des Wirtschaftsentwicklungs- und Tourismusamtes vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Die Behörde hat Vetter für weitere zehn Jahre beauftragt, den hiesigen Nahverkehr durchzuführen.

Herr Hippe, mit wie viel Geld unterstützt der Landkreis den Nahverkehr in Anhalt-Bitterfeld künftig pro Jahr?
Hippe: Das sind 1,2 Millionen Euro.

Wie hoch war der Betrag 2016, also vor der Umstellung?
839.640 Euro

Wie kommt es zu dieser Änderung?
Durch die neuen Höchsttarife in der Finanzierungssatzung sind zum Beispiel die Schülermonatskarten günstiger geworden. Diese kauft der Landkreis für die Schüler und überweist dem Verkehrsunternehmen Vetter dann den Betrag.

Durch die Tariffestlegungen ist dieser Posten jetzt um rund 500.000 Euro geschrumpft, die Vetter an dieser Stelle weniger bekommt. Deshalb der Ausgleich bei der finanziellen Unterstützung. Wir gleichen durch die höhere Unterstützung also die Mindereinnahmen bei den Schülermonatskarten bei Vetter aus.

Inwieweit bekommt Vetter neben den Landkreismitteln Geld für den Nahverkehr von Land/Bund/EU?
Per ÖPNV-Gesetz sind das einmal Landesmittel in Höhe von 2,35 Millionen Euro. Davon bekommt das Unternehmen zwei Millionen, die restlichen 350.000 Euro verbleiben beim Landkreis für Investitionen an Haltestellen und für Planungsleistungen. Hinzu kommen weitere 1,9 Millionen Euro für den Ausbildungs- , also Schülerverkehr vom Land.

Veränderungen beim Anrufbussystem waren notwenig

Ist das Anrufbussystem ein gutes Ersatzangebot für Linienbusse?
Angesichts der demografischen Entwicklung ist es auch aus wirtschaftlichen Gründen zwingend geboten, alternative Angebote vorzuhalten. Die Erfordernis basiert auf der Analyse des bis 2015 geleisteten Nahverkehrs.

Das Anrufbussystem ersetzt die Linienbusse nicht, sondern ergänzt, erschließt und gestaltet. Das geschieht unter Beachtung kooperierender Verkehre wie dem Schienenverkehr.

Wie erklärt sich der Landkreis die aktuelle Verärgerung von Busnutzern?
Die ÖPNV-Nutzer haben ein gutes Linien- und Anrufbusangebot. Seit Inkrafttreten des Fahrplans konzentrieren sich Beschwerden auf Tariffragen und die Disposition bei den Anrufbussen. Die zeitlichen Änderungen bei den Anrufbussen ergeben sich aber aus einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, wonach eine Linienbindung zwingend vorgeschrieben ist.

Der bisher praktizierte Flächenbetrieb war unzulässig. Dass sich die Tarifzonen jetzt an den Gemeindegrenzen orientieren, ergibt sich aus den Vorgaben des Nahverkehrsplans.

Zwei Stunden mit dem Bus, zehn Minuten mit dem Auto

Eine autolose Pendlerin hat uns berichtet, dass sie jetzt ganze zwei Stunden braucht, um am Morgen von Großzöberitz nach Brehna zu gelangen. Mit dem Auto wären es zehn Minuten. Warum geht es mit dem Bus nicht schneller? Vor der Fahrplanumstellung brauchte sie übrigens mit dem Bus 80 Minuten von Großzöberitz nach Brehna. Die Frau überlegt wegzuziehen.
Für Großzöberitz ist die Stadt Zörbig das Grundzentrum, also ein wichtiger Bezugspunkt. Deshalb wird eine ausgezeichnete Verbindung dorthin sowie auch in das Mittelzentrum Bitterfeld angeboten.

Brehna ist mit dem Grundzentrum Sandersdorf verbunden. Eine Verbindung zwischen Großzöberitz und Brehna kann vom Verkehrsunternehmen bedarfsabhängig ausgestaltet werden. Hier hat Vetter die Fahrplanhoheit. (mz)