Nachtflohmarkt im KTC Nachtflohmarkt im KTC: Zwischen Plunder und «Edeltrödel»
Wittenberg/MZ. - "Was soll die kosten?" hebt eine Frau eine Spitzentischdecke an. "Zehn Mark", sagt Vera Kittelmann. "Kann ich die auch für acht haben?" übt sich die Kundin im Handeln. Doch ohne Vera Kittelmann: "Die Tischdecke ist nagelneu, hat 35 Mark gekostet, unter zehn geht die nicht weg."
Fast jeder hat etwas im Schrank, das er mal gekauft, aber dann doch nie benutzt hat. Solche Dinge auf Trödelmärkten umzusetzen, damit gestalten sich Kittelmanns, ein älteres Ehepaar aus Jessen, ihre Freizeit. Als sie vor ein paar Jahren zufällig mit Bekannten zu einem Trödelmarkt gefahren sind, haben sie Spaß daran gefunden, erzählt Manfred Kittelmann. Und seine Frau bedauert, dass es in Wittenberg und Umgebung so selten Trödelmärkte gibt. Der letzte liege mindestens zwei Jahre zurück. "Das Beste heute war die Zeit", sagt Manfred Kittelmann. "16 Uhr Beginn - da reicht es, wenn man Mittag anreist. Anderswo müssen sie früh um sieben da sein, um noch einen Standplatz zu bekommen."
Bis Mitternacht war am Sonnabend im Wittenberger KTC Flohmarkt. "Nachtflohmarkt ist jetzt groß in Mode", sagt Dietlind Herzog, die Veranstalterin. "Zum Stöbern braucht''s Zeit, und die haben die Leute Samstag Abend." Frau Herzog hatte ihren Beruf als Krankenschwester satt und sich mit Trödel selbständig gemacht. Nebenberuflich, sagt die 50-jährige Bernburgerin, sei die Organisation von Flohmärkten nicht mehr zu bewältigen. Ihre Familie teilt die Passion und hilft ihr. "Meine Kinder sind auf dem Flohmarkt groß geworden."
Eigentlich wollte sie einen Trödelmakt in der Innenstadt abhalten, erzählt sie weiter. Das habe das Ordnungsamt jedoch nicht genehmigt. "Ich werde es im nächsten Jahr noch einmal versuchen", sagt die Organisatorin. Doch habe ein Saal als Veranstaltungsort einen Vorteil: "Es können auch echte Antiquitäten angeboten werden." Was von den Uhren, Kaffeemühlen, Messern, Bildern, Büchern, Schachteln, Gläsern, Nippes wirklich antik oder was nur nachgemachter "Edeltrödel" ist, muss freilich der Kenner unterscheiden.
Ergänzt wurde der Trödelmarkt am Sonnabend durch eine Überraschungseifiguren- und Brauerei-Truck-Börse, die Andreas Isberner, ein Freund von Dietlind Herzog, organisiert hat. Angesichts der bunten Modellautos - die übrigens nur originalverpackt ihren Sammlerwert behalten - wurde mancher Mann zum Kind. Und manche Mutter durchsuchte akribisch die Kästen mit den Überraschungsei-Figuren, während die Kinder gelangweilt daneben standen.
"Es ist immer das gefragt, was man gerade nicht mit hat", das ist so eine Trödelmarkt-Erfahrung von Kittelmanns. Dietmar Müller aus Wittenberg hat bei seinem Rundgang Modelleisenbahnen vermisst. Dafür aber zwei Schallplatten von Manfred Man, das Stück acht Mark, gefunden. "Das ist doch was Wahres", ist er mit der Ausbeute doch zufrieden. Und die Veranstalterin mit der Resonanz ebenfalls.