Nach Familiendrama in Roitzsch Nach Familiendrama in Roitzsch: Motiv für Mordversuch noch unklar

Roitzsch/MZ - Nach dem Familiendrama, bei dem am Sonntagabend in Roitzsch eine 29-jährige Frau mit mehreren Schüssen schwer verletzt wurde und ein vierjähriges Mädchen aus dem Fenster stürzte, herrscht in dem Ortsteil von Sandersdorf-Brehna Fassungslosigkeit. Denn der Verdächtige, der 41-jährige frühere Partner der Frau, ist offenbar bislang nie auffällig gewesen. „Wir können uns das gar nicht vorstellen. Er war immer freundlich und nett“, sagen Anwohner jener Straße, in der das Mehrfamilienhaus steht, in dem die Schüsse fielen. Dort wohnt das unverheiratete Paar und das Mädchen.
Roitzsch ist in den vergangenen Jahren mehrmals zum Tatort geworden. So hatte im Juli 2012 ein Familiendrama den Ort erschüttert. Ein 58-jähriger Mann hatte seine ein Jahr jüngere Ehefrau erstochen und sich danach in einem Nebengebäude erhängt. Es handelt sich um erweiterten Suizid.
Im vergangenen Jahr wurde Roitzsch gleich dreimal Schauplatz von Banküberfällen. Die Sparkassenfiliale wurde am 15. Juli, 6. August und 9. September ausgeraubt. Die Beute lag jeweils im vier- und fünfstelligen Bereich. In allen Fällen war der jeweilige Täter mit einer Pistole bewaffnet und mit einem schwarzen Tuch maskiert. Möglicherweise handelt es sich um einen Serienräuber. Die Polizei hat bislang noch keine Spur. (cze)
Auch Ortsbürgermeisterin Barbara Mosch ist schockiert. „Ich kenne den Mann als zuvorkommenden, netten Menschen“, sagt sie. Der 41-Jährige und auch die Familie, aus der er stamme, seien Ur-Roitzscher. Sie habe keine andere Erklärung, als dass ihm die Sicherungen durchgebrannt seien. Möglicherweise ging es um die Trennung und die Zukunft des gemeinsamen Kindes. Der Mann sitzt wegen versuchten Mordes in Haft.
Frau und Kind im Krankenhaus
Bislang kann die Polizei den genauen Tathergang nicht rekonstruieren. „Die angeschossene Frau liegt noch immer auf der Intensivstation“, so Ralf Moritz, Sprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost. „Sie konnte nicht vernommen werden.“ Doch ihre Aussage sei wichtig, um zu klären, was in der Wohnung genau geschah. Denn der Verdächtige verweigere die Aussage. Bei der Spurensicherung, die den gesamten Montag dauerte, sei auch die Tatortgruppe des Landeskriminalamtes im Einsatz gewesen. „Es wurden Projektile und Patronenhülsen gefunden“, bestätigt Moritz.
Das deckt sich mit MZ-Informationen, nach denen es sich bei den schweren Verletzungen der Frau um zwei Durchschüsse und einen Steckschuss aus einer kleinkalibrigen Waffe handeln soll. Das Projektil wurde noch am Sonntagabend in einer Notoperation in Halle entfernt. Woher der Tatverdächtige die kleinkalibrige Waffe hatte, ist unklar. Der Mann war nach bisherigen Erkenntnissen kein Mitglied eines Schützenvereins, hat sich die Pistole samt Munition also offenbar illegal besorgt. Mit einem solchen Kaliber schießen normalerweise eher Sportschützen auf Scheiben.

