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Mordversuch in Sandersdorf-Brehna Mordversuch in Sandersdorf-Brehna: Mann schießt seine Frau nieder und verschanzt sich

Von Frank Czerwonn 23.06.2014, 19:00
Ein Tatort ist mit Absperrband der Polizei abgesteckt.
Ein Tatort ist mit Absperrband der Polizei abgesteckt. dpa/symbolbild Lizenz

Roitzsch/MZ - Ein Familiendrama hat sich am Sonntagabend in Roitzsch abgespielt. In einem Wohnhaus hat offenbar ein 41-jähriger Mann mehrfach auf eine 29-jährige Frau geschossen und diese schwer verletzt. Das gemeinsame Kind der beiden stürzte aus einem Fenster im ersten Stock. Nachbarn alarmierten die Polizei. Erst nach etwa zwei Stunden gab der Tatverdächtige, der sich in dem Haus verschanzt hatte, schließlich auf. Er ist nun wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft.

„Nachbarn haben um 16.37 Uhr bei der Polizei angerufen“, schildert Ralf Moritz, Pressesprecher der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost, die Ereignisse. Am Fenster des Wohnhauses auf dem Nachbargrundstück stehe eine Frau mit einem Kind im Arm und schreie verzweifelt um Hilfe. „Die Frau habe geschrien, dass ihr Mann sie erschießen wolle“, so Moritz. Das Polizeirevier Anhalt-Bitterfeld habe umgehend Polizeikräfte nach Roitzsch geschickt.

Auch Nachbarn haben einen Schuss gehört

Nur wenige Minuten nach diesem Anruf soll laut der Zeugen das Kind, welches die Frau auf dem Arm hielt, aus dem Fenster des ersten Obergeschosses gefallen sein. Auch einen Schuss haben die Nachbarn gehört. Das Kind, ein vierjähriges Mädchen, wurde sofort nach Eintreffen der Polizei in einem Rettungswagen medizinisch versorgt. Zudem wurden eine Spezialeinheit und die Verhandlungsgruppe des Landeskriminalamtes angefordert.

„Das kleine Mädchen hat durch den Sturz Hämatome und weitere Verletzungen erlitten, befindet sich aber nicht in Lebensgefahr“, so Moritz. Es handele sich offenbar um die gemeinsame Tochter des 41-Jährigen und der 29-jährigen Frau, die getrennt leben. Alle drei befanden sich am Sonntagabend in dem Wohnhaus. Was sich dort genau abgespielt hat, ist allerdings noch unklar.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, was die bisherigen Ermittlungen ergeben haben.

Nach den bisherigen Ermittlungen will der Tatverdächtige angeblich mit dem Leben abgeschlossen haben. „Möglicherweise wollte er sich umbringen und die Frau sowie seine Tochter ebenfalls töten“, so Moritz. Die 29-Jährige sei noch vor dem Eintreffen der Polizei von mehreren Schüssen getroffen worden. „Ob sie das Mädchen deshalb fallen ließ oder ob sie es aus Verzweiflung aus dem Fenster warf, um es vor dem Schießenden zu retten, ist völlig unklar.“ Auch der Mann könne es aus dem Fenster geworfen haben. „Was genau passiert ist, muss noch ermittelt werden“, betont Moritz.

Möglicherweise sei nach den Schüssen dem Tatverdächtigen plötzlich bewusst geworden, was er getan hat. „Denn der Beschuldigte hat nach einem Rettungswagen verlangt, da die Geschädigte verletzt sei.“ Im weiteren Verlauf sei es den Polizeikräften schließlich gelungen, auf den Hof und in das Wohnhaus zu gelangen. „Dort fanden sie die verletzte Frau. Nach der Erstversorgung wurde sie in eine Spezialklinik nach Halle gebracht, wo sie notoperiert wurde“, so der Sprecher.

Handfeuerwaffe wurde sichergestellt

Der Beschuldige dagegen verschanzte sich in einer oberen Etage. Die Polizisten hätten jedoch mit ihm über den Flur hinweg reden können. „Gegen 18.15 Uhr gab der Mann schließlich auf und wurde vorläufig festgenommen.“ Die Spezialeinheit und die Verhandlungsgruppe kamen nicht mehr zum Einsatz. Die Handfeuerwaffe, für die der Mann keinen Waffenschein hatte, wurde sichergestellt. Die Nacht hindurch und den gesamten Montag über wurden Spuren am Tatort gesichert.

Der 41-Jährige verweigert bislang jede Aussage. Die Staatsanwaltschaft hat gegen ihn Haftantrag wegen des Verdachts des versuchten Mordes gestellt. Der Ermittlungsrichter folgte dem Antrag und erließ Haftbefehl. Der Beschuldigte wurde in eine Justizvollzugsanstalt überführt. Das teilte am Montagabend Frank Pieper, Sprecher der Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau, mit. Das Kind befindet sich laut Moritz in einem Krankenhaus in stationärer Behandlung. Die 29-jährige Mutter liegt weiter auf der Intensivstation.

„Es gibt noch viele offene Fragen“, so Moritz. „Die Ermittlungen zum genauen Tathergang sowie zum Motiv der Tat werden schwierig und sicherlich einige Zeit dauern.“