Nach dem Brand Nach Brand in Wolfen-Nord: Die ungewisse Zukunft des StaWo

Wolfen - Auf 30 Jahre des Bestehens könnte die ehemalige Gaststätte „Stadt Wolfen“ im nächsten Jahr zurückblicken, gäbe es sie noch. Viele Jahre davon war die im Zentrum der Satellitenstadt Wolfen-Nord gebaute Einrichtung ein Anziehungspunkt für Jung und Alt. Doch seit etlichen Jahren hat sie sich Stück für Stück in einen leerstehenden Schandfleck verwandelt, der zum Spielball von Investoren und Privateigentümern wurde.
Der Brand vor einigen Tagen hat nun gerade diese Misere deutlich gemacht und das Haus wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.
Der Brand im „StaWo“ reißt alte Wunden auf
„Wie geht es denn nun weiter an dieser Stelle?“ fragt Gerhard Winkler, der den Feuerwehrleuten bei den Löscharbeiten zusah. „Ich kann mich noch an die schönen Zeiten in dem Haus erinnern“, so der Mann, der seit 1975 in der Plattenbausiedlung wohnt.
„Als unser Block in der Straße der Jugend gebaut wurde, hätte ich nie gedacht, dass ganz Wolfen-Nord einmal so groß werden wird“, meint er. Nun aber sei das Haus dem Verfall preisgegeben und es wird wahrscheinlich immer wieder zu einem Objekt, zu dem die Feuerwehr ausrücken muss, befürchtet er.
Der Eigentümer hat des Gebäude nach dem Brand wieder sichern lassen
Der Eigentümer sei nach dem Brand aufgefordert worden, die Sicherheit des Hauses wieder herzustellen, teilt die Stadtverwaltung Bitterfeld-Wolfen mit. „Nach dem Brand des ehemaligen Gebäudes ,Stadt Wolfen’ wurden unmittelbar nach Abschluss der Löscharbeiten Absperrgitter aufgestellt. Der Eigentümer wurde aufgefordert, umgehend die Fenster und Türen wieder sicher zu verschließen.“
Diese Arbeiten wurden noch vor dem Wochenende durchgeführt: mit Holzplatten wurden Fenster und Türen zugenagelt, so dass die Sicherheit wieder gewährleistet sei, so die Stadt. Weiterhin seien die zuständigen Behörden des Landkreises informiert worden. Die Frage allerdings, was der jetzige Eigentümer mit dem Haus vorhat, blieb von Seiten der Stadt unbeantwortet. Man werde weiterhin auf eine Entscheidung drängen, so die Verwaltung.
1988 wurden in der Gaststätte „Stadt Wolfen“ erstmals Gäste empfangen
„Gebaut wurde das Multifunktionsgebäude im Rahmen des komplexen Wohnungsbauprogramms in Wolfen-Nord “, erinnert sich der Geschäftsführer der Wohnungs- und Baugesellschaft Wolfen, Jürgen Voigt. Und aus alten Unterlagen geht hervor, dass die HO-Gaststätte 1988 erstmals Gäste empfing.
Insgesamt 16 Köche haben sich damals um das leibliche Wohl der Besucher gekümmert, die sich in der Gaststätte, in der Bierbar und auch auf der im Keller befindlichen Kegelbahn vergnügen konnten.
Neben der Versorgung der Gäste in den verschiedenen Lokalitäten hat die Mannschaft in der Küche auch für Schulkinder gesorgt. So konnten dort rund 1.200 Kinder täglich zu Mittag essen.
Bereits in den 90ern mehrere Einsätze von Polizei und Feuerwehr im „StaWo“
Nachdem 1991 ins Obergeschoss eine Großdisko einzog, entwickelte sich der Standort auch zum beliebten Treffpunkt der Jugend. Viel Zuspruch fand nach der Wende auch das chinesische Restaurant „Shanghai“, das im Obergeschoss fernöstliche Köstlichkeiten anbot, oder das Döner-Geschäft im Erdgeschoss.
Aber es gab auch schwarze Stunden für das Haus. So war 1996 mehrmals ein Sondereinsatzkommando der Polizei im Einsatz, um verdächtige Straftätern zu suchen. Auch die Feuerwehr hatte in diesem Jahr bereits mehrere Einsätze dort zu absolvieren. (mz)