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MZ vor Ort MZ vor Ort: Thießener fordern Polizei-Kontrollen

Von Marcel Duclaud 25.10.2002, 15:51

Thießen/MZ. - Helmut Senst kramt ein paar alte Fotos hervor. "Hier", zeigt er auf einen Mann inmitten der Familie, "das ist mein Großvater Gottfried Schildhauer. Er war Gemeinde-Vorsteher von 1905 bis 1920 und dann noch einmal von 1931 bis 1946." Senst weiß viel über die Geschichte des kleinen Ortes Thießen. Zum Beispiel auch, warum die große Eiche auf dem Dorfplatz im April 1915 gepflanzt wurde - "zu Ehren des 100. Geburtstages von Bismarck".

MZ vor Ort in Thießen ist gut besucht. Die Gruppe, die sich am Dorfplatz trifft, wird zunehmend größer - und diskutiert über Gott und die Welt, insbesondere aber über das Dorf. "Wir waren", erzählt die gebürtige Thießenerin Helga Schmidt, "eine verschworene Gemeinschaft." Das sei jetzt nicht mehr ganz so - seit es die Gaststätte und den Konsum als Treffpunkt nicht mehr gibt.

Werner Schulze ist gekommen, um seine Klage über die Abwanderung der Jugend loszuwerden. "Keine Arbeit, keine Lehrstellen, die gehen doch alle in die alten Bundesländer. Mein Schwiegersohn arbeitet inzwischen in Hannover."

Und Gerd Gliesche, ein Neu-Thießener, hat Schwierigkeiten mit den Behörden. Er wohnt seit zwei Jahren in Thießen, hat ein kleines Haus gekauft und will anbauen - das darf Gliesche laut Bürgermeister Erich Schmidt (bislang) nicht, weil das Häuschen im Außenbereich des Ortes liegt. Da braucht es eine Sondergenehmigung.

Was Gliesche und die anderen Thießener besonders ärgert, ist zweierlei. Zum einen verfällt am schönen Dorfplatz eines der alten Gehöfte. Das sei, so Bürgermeister Schmidt, einst von einem Maklerbüro gekauft worden. Die großen Pläne - etwa von einem Reiterhof - haben sich zerschlagen. Nun kümmere sich der Eigentümer nicht - verkaufen aber will er offenbar ebenfalls nicht. Schmidt: "Der Zustand wird immer schlechter, das ist dort schon gefährlich."

Zum anderen dringen die Thießener auf Geschwindigkeits-Kontrollen durch die Polizei. Gerd Gliesche berichtet von zwei Unfällen, durch Jugendliche verursacht. "Die nutzen die Straße doch als Rennstrecke. Außerdem fehlt an der Kurve ein Hinweisschild." Gabriele Strehl, sie bringt früh die Zeitungen zu den Lesern, klagt ebenfalls über Autos, die viel zu schnell unterwegs sind und die sie gefährden. Gliesche schlägt vor: "Wir brauchen Verkehrsberuhigung im Ort." Polizei-Kontrollen sind laut Frau Strehl auch deshalb nötig, weil immer wieder motorisierte Fahrzeuge auf den Rad-Wanderwegen unterwegs sind.

Aber natürlich ist bei dem Vor-Ort Termin nicht allein geklagt worden. Dass sich die Thießener in ihrem Dorf wohl fühlen, das war offenkundig. Helga Schmidt etwa verwies auf das neu gestaltete Kulturhaus. "Da hat der Bürgermeister wirklich was Gutes gemacht." Lob für Erich Schmidt war auch von Rudolf Gürth zu hören: "Der hält das Geld zusammen." Und als Frau Schmidt von Weddin schwärmte, sprach Gürth: "Bei uns ist es doch auch schön, nur mit den leer stehenden Häusern, das ist ein Problem." Eine kleine Kritik gab es dann aber doch noch - und die betraf die MZ. Bei den Luftbild-Aufnahmen ist Thießen vergessen worden. Hiermit sei versprochen: Das wird nachgeholt.