«MZ-Storch» «MZ-Storch»: Meister Adebars Heimverteidigung

Wittenberg/MZ. - Herr Zuppke, Sie zählen zu den ausgewiesenen Experten, wenn es um Vögel geht. Was denkt sich ein Storch, der mit seinem Schnabel an Fensterscheiben hämmert?
Zuppke: Wenn er sein Spiegelbild sieht, denkt er vermutlich, es ist ein fremder Storch, den er vertreiben muss. Aber warum er ausgerechnet im Garten vor der MZ landet, kann ich nicht deuten.
Und was kann man dagegen unternehmen?
Zuppke:Das ist schwer zu sagen. Man kann ihn nur immer wieder sehr energisch verjagen.
Ist Ihnen so etwas überhaupt schon mal zu Ohren gekommen?
Zuppke: Nein, noch nie. Allerdings gibt es immer wieder heftige Kämpfe, wenn fremde Störche sich den Nestern nähern.
Na ja, vielleicht hat er auch bloß Streit mit seiner Holden und will bei uns aufgenommen werden.
Zuppke: (lacht) Das ist sehr menschlich gesehen. In einer Storchenehe geht es allerdings harmonisch zu, abgesehen vom berühmten Prinzesschen in Loburg. Die Störchin kommt jedes Jahr zu spät zurück und vertreibt dann ihre Nebenbuhlerin. Normalerweise sind Storchenpaare ein Leben lang zusammen, vorausgesetzt, es passiert ihnen nichts.
Womit sind die Störche derzeit am meisten beschäftigt?
Zuppke: Während der Brutperiode bringen sie Material, mit dem sie das Nest immer größer bauen.
Wann beginnt die Brutzeit?
Zuppke:Sobald die Störche aus ihrem Winterquartier zurück sind, paaren sie sich. In verschiedenen Nestern wird auch schon gebrütet. Ein Storch legt drei bis fünf Eier, und Männchen und Weibchen teilen sich die etwa vierwöchige Brutzeit. Die Jungen bleiben cirka acht Wochen im Nest. Und auch in dieser Zeit bleibt immer noch einer von den Altstörchen bei ihnen, um sie zu beschützen. Wenn es sehr heiß ist, bringen sie den Kleinen sogar Wasser im Kehlsack.
Wissen Sie, wie viele Storchenpaare nach der Winterperiode in den Altkreis Wittenberg zurückgekehrt sind?
Zuppke:Diese Übersicht ist noch nicht komplett. Es gibt immer noch Nester, die leer sind, zum Beispiel in Bodemar. Andere, neu gebaute hingegen sind belegt. Unter anderem musste in der Dresdener Straße aus bautechnischen Gründen ein alter Schornstein, auf dem sich seit Jahren ein Nest befand, abgetragen werden. Man hat dort einen Mast mit Wagenrad errichtet und ein neues Nest draufgesetzt. Dort sind tatsächlich Störche eingezogen. Und das gleiche ist in Rackith geschehen.
2003, so hieß es, sei ein gutes Storchenjahr gewesen. Woran erkennt man das?
Zuppke: An der Anzahl des Nachwuchses. Aber das Jahr 2003 gab uns auch Rätsel auf. Im Altkreis Jessen war es nämlich ein ganz schlechtes, was man noch einmal auf das Hochwasser 2002 zurückführte. Damals waren die Wiesen unter Wasser und die Mäuse sind ertrunken. Aber das war ja im Altkreis Wittenberg nicht anders.