Mühlentag Mühlentag: Mühlen mit Wasser und Wind

ZÖRBIG/BREHNA/MZ - Das große Wasserrad dreht sich wieder. Das ist die Botschaft, mit der Zörbig zum bundesweiten Mühlentag aufwartete. Gut, die Hausherren in der alten Wassermühle haben das System auf den Kopf gestellt. Es ist eben nicht das Wasser, das das Rad in Bewegung versetzt. Dafür ist ein Motor verantwortlich. „Es funktioniert“, freut sich Techniker Hans Rieger, während Dietmar Börner in Müllerkluft nach dem Rechten schaut vor seiner Mühle.
Beide haben sich wie andere auch stark gemacht für das technische Meisterwerk, zu dem Gabriele Hecht und Max Schaaff vom Heimatverein eine ganz besondere Beziehung haben. „Mein Urgroßvater hat die mal betrieben“, erzählt der 86-Jährige über seinen bereits 1898 verstorbenen Vorfahren. Ähnliches kann auch Gabriele Hecht berichten. „Meine Mutter und meine Tante waren die letzten Eigentümer, bevor die Mühle an die Stadt kam.“ Die Frauen hatten das Haus am Strengbach wiederum von ihrer Mutter geerbt. Gearbeitet hat die Wassermühle allerdings schon damals nicht mehr. „Aber für mich war das alles hier immer ein richtiger Abenteuerspielplatz“, erinnert sich die Chefin des Heimatvereins, der sich mit vor den Karren gespannt hatte bei der Organisation des Mühlentages.
Der erlebte seine Premiere in Zörbig. „Weil immer wieder Leute hier waren, alles angeschaut haben und wissen wollten, wann mit dem Haus etwas passiert“, erzählt Nico Hofert und blickt voraus: Einzig beim drehenden großen Mühlrad soll es nicht bleiben. Hofert, Mitglied im Heimatverein, spricht von einer weiteren Aufwertung des ganzen Mühlenareals, das Teil des grünen Zörbiger Gürtels ist. So könnte der Skulpturenpfad neben der Mühle bald Konkurrenz bekommen.
Die Stadtväter denken bereits über einen Planetenweg nach. „Die Zörbiger sollen einfach in die Parks und Grünanlagen kommen und dort auch was erleben können“, betont Hofert.
Das Mühlrad dreht sich, Max Schaaff und Gabriele Hecht schauen zufrieden in die Welt. Frau Hecht zückt einen Flyer, der Auskunft über die Mühle gibt. Errichtet im 16. Jahrhundert, drehte sie ihr Rad gut 350 Jahre lang.
Nicht ganz so alt ist die Windmühle, in der Helga Leitschuh Jahr für Jahr Einblicke in das Leben ihres Vaters Arthur Hädicke gibt. Der war der letzte Müller in der familieneigenen Mühle am Rand von Brehna. Bis 1991 drehte er deren Flügel regelmäßig in den Wind. Getreide konnte auch hier schon seit Jahrzehnten elektrisch gemahlen werden. „Aber der Strom war nach der Wende zu teuer. Und Vati hat nur eine Mark für einen Sack genommen.“ Wind war die preiswerte Alternative, und das technische Meisterwerk war ja auch gebaut, um dessen Kraft auszunutzen.
1876 kam die Mühle in den Besitz der Familie Hädicke/Leitschuh. Gebaut worden war sie bereits 30 Jahre vorher. „Vielleicht auch mit Material aus noch älteren Mühlen“, meint Helga Leitschuh. Denn Historiker hätten sie auf Verzierungen am großen hölzernen Kammrad aufmerksam gemacht. Die hätte es 1846 nicht mehr gegeben. „Das war wohl Barock“, meint sie. Aber letztlich ist es ja auch egal - ihren Zweck hat die Mühle stets erfüllt.
Das Meisterwerk aus Holz sicherte über Jahrzehnte den Lebensunterhalt der Familie und zieht heute nicht nur am Mühlentag Besucher aus nah und fern an. „Die Kinder sind immer so neugierig. Denen zeige ich alles“, sagt Helga Leitschuh und ist glücklich darüber. Und: Die Geschichte von Max und Moritz liegt keinesfalls zufällig auf dem Tisch neben dem Mühlstein.