Mühlbeck-Friedersdorf Mühlbeck-Friedersdorf: Es rumort in Deutschlands erstem Buchdorf
Mühlbeck/Friedersdorf/MZ. - Es rumort in Deutschlands erstem Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf - mal wieder. Nachdem vor etwa zwei Jahren die Initiatorin Heidemarie Dehne als Vorsitzende des Fördervereins das Handtuch warf, will nun auch ihr Nachfolger Herbert John den Job nicht mehr.
Interne Querelen im Vorstand sind der Grund. Es geht um den Verkauf von Buchspenden und die finanzielle Lage des Vereins. An einem Abend Ende 2012 muss die Situation eskaliert sein: John bekam, so berichtet er, einen Anruf von seinem aufgebrachten zweiten Vorsitzenden Torsten Hieronymus. "Er warf mir in völlig unangemessenem Ton vor, den Verein in den Bankrott getrieben zu haben. Er und die Kassenwartin würden ab sofort die Geschäfte führen. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah", so John. "Der Verein ist weder pleite noch gab es Unregelmäßigkeiten." Kurz nach dem Gespräch habe er sich deshalb entschieden, die "Aufgaben des Tagesgeschäftes abzugeben, bis ein neuer Vorstand gewählt ist. Eine Zusammenarbeit wurde unmöglich gemacht: Die Behauptungen sind falsch, es ist ein riesiger Vertrauensverlust entstanden."
Zweiter Vorsitzender schweigt
Nun geht ein Riss durchs Buchdorf, der auch andere Vereinsmitglieder verunsichert. John erhebt zudem Vorwürfe: "Händler werden privilegiert, indem Buchspenden nicht nach dem Gleichbehandlungsprinzip verkauft wurden. Das hatten wir nach den Jahren unter Dehne abgeschafft."
Torsten Hieronymus will sich zu den Streitigkeiten nicht äußern. Kassenwartin Ingrid Gebhardt bedauert die Entwicklung: "Herr John war ein guter Vorsitzender, er hat viel bewegt. Aber der Fehler war, dass er alles im Alleingang gemacht hat." Sie habe keinen Zugang zu Kassen- und Bankgeschäften gehabt. "Ich wusste über die Finanzen nicht Bescheid, weil er alle Kontogeschäfte erledigt hat." Schließlich habe sie Ende 2012 einen Überblick bekommen und festgestellt, dass "Verbindlichkeiten in Höhe von rund 2 000 Euro ausstehen. Das wäre kein Problem gewesen. Jeder, der viel macht, macht auch Fehler. Aber man muss dann etwas sagen. Wir hätten das in den Griff bekommen." Sie weiß von der Auseinandersetzung zwischen John und Hieronymus. "Weil es so nicht weiterging. Da musste etwas gesagt werden." Dass aber Bücher unsachgemäß verkauft wurden, sei unwahr.
Wahlen erst im Frühjahr
John weist ihre Vorwürfe zurück: "Es gibt Vorstandsbeschlüsse über die Ausgaben für verschiedene Aktionen. Und zweitens müssen Überweisungen von zwei Zeichnungsberechtigten unterschrieben werden. Von den 26 Überweisungsträgern aus 2012 tragen die meisten die Unterschrift der Kassenwartin, der Rest die von Hieronymus." Zudem seien sämtliche Ausgaben ins Kassenbuch übertragen worden und für alle einsehbar gewesen. "Es gab zwischenzeitlich einen Fehlbetrag, aber nicht annähernd im angesprochenen Bereich. Und nun weist die Jahresendrechnung der Kassenwartin ein Plus aus. Also: Was soll das Ganze? Ich denke manchmal, ich bin im falschen Film." Zumal er mit Hieronymus seit Jahren befreundet gewesen sei. Angebote zu klärenden Gesprächen seien nicht angenommen worden. "Stattdessen wird fälschlicherweise verbreitet, ich sei zurück getreten. Es ist bitter, wenn eine Freundschaft so endet." Welche Ursache die Querelen haben könnten, darüber will John nichts sagen. "Es sind sehr persönliche Dinge."
Zunächst muss er weitermachen. John kann den Vorsitz erst abgeben, nachdem ihn die Mitgliederversammlung entlastet und einen neuen Vorsitzenden gewählt hat. "Zudem fällt der zweite Vorsitzende längere Zeit aus. Jetzt habe ich den Hut wieder auf und tue so, als wäre nichts geschehen." Als Vereinschef will er derzeit nicht erneut antreten, sondern nur Mitglied im Verein bleiben.
Geplant sind die Vorstandswahlen erst für März oder April. Das Problem ist nur: Bis jetzt hat sich niemand für den Vorsitz gefunden. "Ich hoffe, dass der Buchdorf-Gedanke nicht durch weitere Kleinkriege zu Schaden kommt", sagt John. "Denn wir waren auf dem richtigen Weg."