Motorikwände in Kindereinrichtungen Motorikwände in Kindereinrichtungen: Der Buntspecht ist beliebt

bitterfeld/MZ - Paula Glowna bemalt Holzfiguren, die für Motorikwände in Kindereinrichtungen gebraucht werden. In feinster Handarbeit entstehen richtige kleine Kunstwerke. Die junge Frau, die eine Ausbildung zur Gestaltungtechnischen Assistentin absolviert hat, ist wie sieben weitere derzeit in diesem Projekt beschäftigt, das die Komba und das Bitterfelder Unternehmen Abasys auf den Weg gebracht haben: Jugendliche, die quasi in der Luft hängen, weil sie keine Lehr- oder Arbeitsstelle gefunden haben, sind hier beschäftigt.
Erfahren, was Teamarbeit heißt
In einer Übungsfirma und an der Seite von zwei Ausbildern sowie einer Sozialpädagogin sollen sie lernen, wie das reale Arbeitsleben funktioniert. „Buntspecht“ haben sie ihre imaginäre Firma genannt, erzählt Paula, weil die mit Holz und Holzbearbeitung zu tun hat. Und sie hat mit mehr zu tun: von der Kalkulation des Materials bis hin zur betriebswirtschaftlichen Sicherheit müssen die Jugendlichen alles im Blick haben. Sie erfahren, was Teamarbeit heißt und was Zeitdruck bedeutet.
So sind in den Monaten seit Februar verschiedene Motorik-Wände entstanden, die Kitas in der Region geschenkt worden sind. Acht weitere Kindereinrichtungen wollen auch gern eine solche Wand, an der die Kinder ihre Motorik schulen können. „Eine richtige Kleinserie. Handgemacht“, sagt stolz und ganz anerkennend Ines Schmidt, Ausbilderin im Bereich Farbe/Holz. Denn die Arbeiten sind gefragt, irgendwie sieht man ihnen an, dass sie mit Liebe hergestellt worden sind. Paula Glowna legt Wert darauf, dass die Bilder exakt sind, nichts verwischt. Und hier und da kann sie sogar noch mit einer neuen kreativen Idee aufwarten.
Sinn des Projektes, zu dem übrigens auch Bewerbungstraining gehört, ist es, für die jungen Leute einen Arbeitgeber zu finden. Bei vier der acht Frauen und Männer scheint es jetzt zu klappen. Und Paula will im Anschluss eine zweite, weiterführende Ausbildung im Bereich Gestaltung beginnen. Damit rechnet sie sich für später bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt aus. Die Zeit im „Buntspecht“ ist so für alle quasi eine Überbrückungszeit auf dem Weg in eine feste Arbeit. „Wir haben natürlich den Wunsch, alle zu vermitteln“, sagt Falk Platzek, der für die kreative Leitung im Bereich Farbe und Holz zuständig ist. „Die bisherige Vermittlungsrate ist zufriedenstellend.“
Produktionsorientierter Ansatz
Neben den ganz praktischen Dingen, die die Jugendlichen hier lernen, tanken sie nämlich auch Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein auf. Ähnlich, wie es unter anderem bei den Abasys-Theaterprojekten funktioniert. Auch hier heißt es, sich selbst etwas zutrauen, ist schon die halbe Miete. Dass das funktioniert, haben Komba und das Unternehmen schon öfter unter Beweis gestellt. Und auch mit diesem Projekt wird es funktionieren, ist Oliver Schupan, Leiter des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung, überzeugt. Mehr noch: „Diesen produktionsorientierten Ansatz - also sowas wie die Übungsfirma ,Buntspecht’ - sollten wir für die Berufsvorbereitung überhaupt nutzen“, sagt er. „Wir sehen es ja: Die jungen Leute stellen etwas Handfestes her, was gebraucht wird. Sie sind da einfach viel motivierter, weil sie unmittelbar Anerkennung und Wertschätzung erfahren.“
Ein Geschäftsfeld der Firma Abasys ist die Weiterbildung und die Verbundausbildung von Lehrlingen. Derzeit, so Schupan, seien Berufe in den Bereichen Lager/Logistik sowie Metall sehr gefragt. Das 1991 gegründete Unternehmen, das als reiner Bildungsträger begann und parallel sich den Bereich Informationstechnik erschloss und als Fortbildung anbot, hat derzeit 64 Beschäftigte.
Inzwischen steht es quasi auf fünf Füßen: öffentliche Bildungsmaßnahmen mit Leuten, die von Komba und Arbeitsamt vermittelt werden, IT-Bereich, Softwareentwicklung, Grafik und Erstausbildung in kaufmännischen und gewerblich-technischen Berufen.