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Motorboot-WM Motorboot-WM: Die Feuerwehr des Wassers

Von DETMAR OPPENKOWSKI 11.08.2011, 16:39

BITTERFELD/POUCH/MZ. - Die Wellen der Goitzsche schlagen hart gegen die Backbordseite. Von Land sieht man es dem Mehrzweckboot "Lorsby 6118 C" nicht sofort an, doch wenn der Bootsführer des DRK-Wasserrettungszuges, Tobias Heller, den 60 PS starken Viertaktmotor aufdreht, dann gleitet das Rettungsboot zügig und kraftvoll mit bis zu 50 Kilometern pro Stunde über den See.

Doch an diesem Vormittag reizt man das nicht aus. Zum einen ist der Wind kräftig und die Wellen sind für Goitzscheverhältnisse hoch. Zum anderen müssen die Mitglieder des Wasserrettungszuges sehr präzise arbeiten, denn in Vorbereitung auf die beginnende "Motorboot WM & EM" werden die Markierungs- und Absperrbojen punktgenau auf dem Wasser platziert. Dafür haben Zugführer, René Krillwitz, und Bootsführer Heller ein "Global Positioning System" (GPS) an Bord. Mit Hilfe dieses Navigationssatellitensystems steuern sie auf die Punkte zu, an denen die riesigen Bojen verankert werden.

Einen ganzen Vormittag wird es dauern, dann entsteht so - Boje für Boje - der Parkours- und Sperrbereich an der Halbinsel Pouch. Doch damit ist es nicht getan. Für die 20 Männer der Wasserrettung beginnen nun drei verantwortungsvolle und kräftezehrende Tage, denn neben der Absicherung des etwa 2,6 Kilometer langen Parkours sind sie im Ernstfall mit der Bergung von Personen betraut. "Wir sind die Feuerwehr des Wassers", sagt Krillwitz und beschreibt den Ablauf. Während drei Boote die Absperrung sichern und jeweils einen Bootsführer und Rettungsschwimmer an Bord haben, ankert ein weiteres Boot der Wasserrettung in der Mitte der Rennstrecke. Zum Team gehören hier neben dem Bootsführer und dem Bootsmann auch zwei "Taucher im Rettungsdienst".

"Einer von beiden ist während des Rennens immer einsatzbereit und wartet in voller Montur auf seinen möglichen Einsatz." Zwar hoffe man, dass nichts passiere, aber ausschließen könne man es eben nie. Zumal die Rennboote in den Klassen F 125, 250, 350 und 500 zum Teil sehr leicht seien und nach Schätzungen mit bis zu 180 Kilometern pro Stunde über den See "fliegen". "Bei diesen Geschwindigkeiten ist das Wasser hart wie Beton", sagt Heller und bereits eine Welle oder auch der Wind könne die Boote dann abheben lassen. "Ein Überschlag oder Zusammenstoß - das sind die schlimmsten Fälle, die eintreten können und immer auch eine Gefahr für Leib und Leben des Fahrers bedeuten."

Kommt es soweit, dann muss das Rennen sofort abgebrochen werden, die Rettungsschwimmer und Taucher fahren daraufhin zum Einsatzort und springen ins Wasser. "Auf so etwas kann man sich nur durch ständiges Training vorbereiten." Zudem brauche man entsprechende Erfahrung. "Bevor die Rennen beginnen, schauen wir uns die Gurt- und Kabinensysteme der Boote an, so dass wir sie auch unter Wasser öffnen und den Fahrer bergen können." Fast alles sei dann eine Kopfsache, berichten die Taucher im Rettungsdienst übereinstimmend. Denn, wenn Boot und Fahrer im Parkoursbereich untergehen, sinken sie tief. "Bis zu 40 Meter müssen wir im Ernstfall tauchen. Da muss man sich auf das ganze Team blind verlassen können. Jeder Handgriff muss dann sitzen, denn es geht hier um jede Sekunde." Dabei kommt mit der Goitzsche noch eine besondere Herausforderung hinzu, denn unter Wasser sehe man manchmal keinen halben Meter weit. Orientierung biete hier nur ein Kompass, denn irgendwann sei nicht mehr zu unterscheiden, wo oben und wo unten ist. Doch durch das regelmäßige Training kenne man den See und die eigenen Fähigkeiten.

Hinzu komme, dass die "Motorboot WM & EM" an der Halbinsel Pouch nun bereits zum achten Mal stattfinde. Man habe also entsprechende Erfahrung mit solchen Großereignissen. Zuletzt habe man schließlich auch das Muldestauseeschwimmen abgesichert. "Die Mitglieder des Wasserrettungszugs sind ein eingespieltes Team", sagt Bootsführer und Rettungstaucher Heller. "Auch daher sind wir am Wochenende für alle Eventualitäten gerüstet."