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Midewa-Projekt in Roitzsch Midewa-Projekt in Roitzsch: Supermaschine hat neues Wasserrohr in Windeseile versenkt

Von Christine Färber 25.10.2019, 09:33
Die Maschine ist in Position gebracht, das Rohr schon quasi eingefädelt.
Die Maschine ist in Position gebracht, das Rohr schon quasi eingefädelt. André Kehrer

Roitzsch - Die Midewa macht kurzen Prozess und verlegt eine ganz neue Hauptwasserleitung für Roitzsch. Immer wieder kam es im Triftweg zu Rohrbrüchen und die Roitzscher saßen stundenlang auf dem Trockenen. Damit, sagt Bauleiter Ralf Rinzsch, ist nun Schluss. Denn das Rohr aus Kunststoff hält, was Kunststoff verspricht. Für die Verlegung nutzt der Wasserversorger ein schnelles, effektives Verfahren: Das Rohr wird in die Erde eingepflügt.

Was von fern eine Erntemaschine zu sein scheint, ist die mobile Anlage des Kabelpflugherstellers Föckersperger aus Franken. 450 Meter Rohr muss die parallel zur verschlissenen Gusswasserleitung verlegen. Den Pflug zieht eine kräftige Zugmaschine mit einer Seilwinde. Und während vorn das Pflugschwert sich 1,50 Meter tief in die Erde gräbt und den Verlegeschacht formt, wird das am Ziehkopf im hinteren Teil der Maschine befestigte Rohr durch die Furche gezogen und verlegt. Teile von bis zu 200 Metern Länge in einem Arbeitsgang.

Die wasserblauen Kunststoffrohre liegen griffbereit. Midewa-Mitarbeiter haben sie vergangene Woche aus Zwölf-Meter-Stücken zu Teilen von 150 Metern Länge zusammengeschweißt. Eine aufwändige Sache. Zwei Stunden, sagt Rinzsch, braucht’s allein für eine einzige Naht. „Die Vorbereitung dauert am längsten.“

150 Meter Rohr hat die eingesetzt Supermaschine Donnerstagvormittag bereits verlegt

150 Meter Rohr hat die Supermaschine Donnerstagvormittag bereits verlegt. Eine Aktion von nicht mal einer Viertelstunde. Rinzsch steht am Feldrand und staunt über das Tempo, das die Männer aus Franken und ihre Maschine vorlegen. „Ich bin selbst überrascht. In offener Bauweise ist das nie zu schaffen“, sagt er. „Die sind Mittag fertig.“ Dann kommen die Feinarbeiten, die, die nach wie vor von Hand und Schaufel erledigt werden müssen. Das Schieberkreuz einbauen zum Beispiel, die Anbindung der neuen an die bestehende Leitung. Ein bis zwei Wochen, meint er, wird so die Baustelle noch bestehen.

Mit ihren Auslegern, Leitungen, den Rädern an schräg stehenden Achsen, dem silbern glänzenden Pflugblatt sieht die Maschine aus wie ein übergroßes Insekt aus einer fremden Welt. Diese Anlage, die der fränkische Unternehmer Frank Föckersperger mit seinem Team entwickelt hat und als weltweit einziger baut, bringt Kabel und Rohre schnell und wirtschaftlich unter die Erde. Nicht nur eins, wenn’s sein muss. Bei der Verlegung der Stromkabel der Nord-Süd-Trasse zum Beispiel sind es gleich drei auf einmal. Speziell für diesen Auftrag hat die Firma eine neue Variante des Pflugs entwickelt.

Das Kabel-Pflugverfahren ist unheimlich gefragt

Nils Münch steuert das Monstrum, das sich vor Roitzsch in die Erde frisst. 32 Hebel hat der junge Mann in der Kabine da vor sich. „Die Maschine muss man kennen - von der Praxis her“, sagt Werner Maier, der seit 50 Jahren bei Föckersperger ist und nun an den Ruhestand denkt. Seine Erfahrung und sein Wissen gibt er an Münch weiter. Den kennt er schon als Azubi und dem traut er das alles hier zu. „Man muss sich konzentrieren, auf alles gucken, geistig flexibel sein. Kann ja sein, da liegt plötzlich ein Kabel oder so“, sagt Münch.

Außerdem muss man es ab können, ständig unterwegs zu sein. Denn das Kabel-Pflugverfahren, erklärt Maier, ist unheimlich gefragt. Weltweit. „Wir sind der einzige Hersteller der Maschine und arbeiten immer mit Firmen vor Ort zusammen. Wer kann die sich schon leisten?“

In der Stadt allerdings macht sie weniger Sinn. „Und unser Hauptgebiet sind ja die Städte und die Dörfer. Aber dort, wo es funktioniert, da hat das Verfahren Vorrang“, so Rinzsch. Übrigens kann die Anlage auch an Böschungen arbeiten und an Steilhängen, im Wattenmeer sogar und anderswo. (mz)

Im Triftweg in Roitzsch wird eine neue Hauptwasserleitung verlegt.
Im Triftweg in Roitzsch wird eine neue Hauptwasserleitung verlegt.
André Kehrer