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Messer Griesheim Messer Griesheim: Wittenberg wird Schwerpunkt

Von Markus Wagner 19.10.2001, 15:09

Wittenberg/MZ. - "Das ist eine richtig große Aufgabe", sagt der Wittenberger Werksleiter Gerald Sachse. Denn nicht nur, dass in Zukunft deutlich mehr Flaschen als bisher abgefüllt werden, auch das Vertriebsgebiet wird

deutlich größer. Bis 100 Kilometer nördlich von Berlin wird Gas, das in Wittenberg abgefüllt ist, geliefert. Von Polen bis zum Harz und bis zur Tschechischen Grenze wird sich das Gebiet in Zukunft ausdehnen.

Zu verdanken haben die Wittenberger das sowohl ihrer Lage als auch ihrer Ausrüstung. "Wir sind eigentlich drei Werke in einem", erklärt Sachse. Denn neben den Luftgasen wie Sauerstoff oder Argon füllen wird in dem unscheinbaren Werk auch Acetylen und Kohlendioxid in Flaschen gefüllt. "Das hatte sonst kein Werk im Osten", sagt Sachse. Und sie lagen schlechter. "Im Vergleich zu Dresden und Erfurt liegen wir richtig zentral", so Sachse.

Mit der "Restrukturierung" bei Messer Griesheim werden bald auch mehr Arbeiter in Wittenberg angestellt sein. "Mit den 38 bisher werden wir nicht mehr auskommen", ist Sachse sicher. Zunächst sollen Kollegen aus den zu schließenden Werken Plätze in Wittenberg angeboten werden.

Seit 1992 steht das Werk in Wittenberg. Eigentlich sollte es Gase, die bei Stickstoff anfallen, aufbereiten und verkaufen. "Das ist mit der Privatisierung dann aber gescheitert", erklärt Sachse. SKW Piesteritz legte den Luftzerleger still, Acetylen gab''s also nicht mehr. Blieb nur, Flüssiggas von anderen Werken anzukarren. Aus Buna bekommen die Wittenberger jetzt regelmäßig Stickstoff-Lieferungen. Rund minus 180 Grad kalt und damit flüssig. Das flüssige Gas wird in Wärmetauschern auf Umgebungstemperatur erwärmt und "vergast". Das Gas schließlich wird mit Pumpen in die Firmeneigenen Flaschen gepresst - und die haben in seltenen Fällen schon ein beachtliches Alter hinter sich. "Wir dürfen Flaschen mit dem Baujahr 1925 noch verwenden", so Sachse. Voraussetzung: Sie müssen regelmäßig TÜV-geprüft sein.

Daran - und auch an den Anlagen, die bei ihrer Errichtung rund 24 Millionen Mark gekostet haben - wird sich mit dem neuen Status nicht viel ändern. "Vielleicht einen größeren Stickstoff-Tank und die ein oder andere Abfüll-Anlage, mehr nicht", schätzt Sachse. Das wird dann wieder ein ganz schönen Produktionszuwachs bedeuten, aber Sachse ist das ja gewöhnt. Schließlich haben sich die Wittenberger seit ihrer Gründung Jahr für Jahr gesteigert. "Wir gehören zu den Aushängeschildern von Messer Griesheim", ist Sachse ein bisschen stolz.