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Mehr als eine Verkaufseinrichtung Mehr als eine Verkaufseinrichtung: Sozialkaufhaus in Wolfen feiert zehnten Geburtstag

Von Ulf Rostalsky 21.05.2017, 10:00
Zahlreiche Gäste gab es beim Markt der Möglichkeiten im Sozialkaufhaus in Wolfen-Nord.
Zahlreiche Gäste gab es beim Markt der Möglichkeiten im Sozialkaufhaus in Wolfen-Nord. Kehrer

Wolfen - Das Leben ist nicht immer rosig. „Jeder Fünfte im Land hat weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung. Viele sind ganz einfach angewiesen auf Unterstützung“, sagt Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeister Armin Schenk.

Für ihn und den Anhalt-Bitterfelder Landrat Uwe Schulze (beide CDU) hat das Sozialkaufhaus in Wolfen-Nord schon deshalb eine Existenzberechtigung. Die Einrichtung in der Straße der Republik gibt es seit zehn Jahren. Betreiber ist die  B&A Strukturförderungsgesellschaft Zerbst.

Das Sozialkaufhaus ist ein Teil von Wolfen-Nord

Das Kaufhaus ist auf den ersten Blick ein ganz normales. Angeboten wird alles, was ein Haushalt braucht: Möbel, Lampen, auch Bauteile. Der zweite Blick offenbart den Unterschied. Alle Artikel werden gegen ein geringes Entgelt abgegeben. „Natürlich sind wir auf Spenden angewiesen. Unsere Mitarbeiter holen Möbel vor Ort ab, arbeiten sie hier auf“, erklärt Matthias Berger, Projektleiter Maßnahmen bei der B&A.

Für ihn ist das Kaufhaus mehr. „Es ist auch ein Ort der Begegnung, des ganz normalen Lebens.“ Menschen kommen zusammen. Diejenigen, die über Maßnahmen selbst in den Kaufhausalltag eingebunden sind. Aber auch die, die hier einkaufen. Kommunikation ist ein wesentliches Plus der Einrichtung. „Sie gehört zum Leben in Wolfen-Nord dazu“, meint  Oberbürgermeister Armin Schenk und zollt Mitarbeitern wie Verantwortlichen Respekt. „Etwas zu beginnen, ist eine Sache. Es muss am Ende auch erhalten werden.“

Handarbeit, Gespräche und Gefahrenaustausch

Gutes nach außen tragen - der Geburtstag des Sozialkaufhauses ist eine willkommene Gelegenheit. Deshalb wurde die Feier zum Markt der Möglichkeiten. Vereine, Schulen, Bildungsunternehmen waren vor Ort. „Niemand existiert allein. Alle sind immer irgendwie verbunden. Mitarbeiter unserer Maßnahmen sind in Vereinen aktiv. Schulklassen besuchen unsere Bildungsgärten“, sagt Berger.

Man kennt sich. Nicht zum ersten Mal sind Barbara Werner und Adelheid Scheil bei Aktionen im Sozialkaufhaus dabei. Beide sind Seniortrainer im Mehrgenerationenhaus. „Wir versuchen, unsere Erfahrung an andere weiterzugeben.“  Scheil spannt den Bogen vom Lesen bis zum Backen.

Ganz auf Handarbeit setzt Werner. Untersetzer hat sie gebastelt,  auch Eier mit allerhand Geschick dekoriert. „Der Verkaufserlös geht an den Spielmannszug.“ Bedürftigen helfen. Der Anspruch zieht sich wie ein roter Faden durch die Geburtstagsfeier.

Das punktete in den vergangenen Jahren mit Weihnachtsmärkten. Am Mittwoch feierte die Frühlingsvariante Premiere. „Ideen haben wir immer“, sagt  Dietmar Schleichert. Er ist für die Bildungsgärten der B & A am Start. Sein Tipp für die Saison: Ausrangierte Stühle bunt bepflanzen. „Geht relativ einfach und sieht doch richtig gut aus.“ Hoch im Kurs standen im Kreativbereich auch gestaltete Dekomaterialien aus Holz.

Bühnenprogramm zum zehnten Geburtstag

Applaus gab es fürs Bühnenprogramm. Zehn Jahre ist das Kaufhaus. Im besten Kindesalter. Deshalb schauten Frau Puppendoktor Pille, Clownin Ambrosi und die Theatergruppe der Wolgadeutschen mit „Mascha und der Bär“ vorbei. Die Bühne gehörte außerdem der Kabarettistin Dagmar Gelbke, dem Gemischten Chor Wolfen-Sandersdorf und der Zörbiger Band „Prokyon A“. (mz)

Das Sozialkaufhaus in der Straße der Republik 1a in Wolfen-Nord öffnete im Mai 2007. Ziel der Einrichtung ist es, sozial schwachen Menschen Möbel und andere Gebrauchsgegenstände gegen  geringes Entgelt zur Verfügung zu stellen.

Einkaufen kann jeder, der eine  Rundfunkgebührenbefreiung vorlegen oder als Mitglied einer Bedarfsgemeinschaft einen Bewilligungsbescheid über den Bezug von Arbeitslosengeld II oder andere soziale Leistungen vorweisen kann.

Die B&A Strukturförderungsgesellschaft Zerbst betreibt das Haus. Es  wird gefördert vom Landkreis und der KomBA, braucht aber auch Sachspenden von Privatpersonen, Firmen und Einrichtungen.