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Mann mit Faible für fünfte Jahreszeit

Von Antonie Städter 20.10.2006, 16:22

Bobbau/MZ. - Denn dann muss er all seine Aufträge erledigt haben. Die Stückzahlen variieren stark: Zwischen 20 und 500 Orden fertigt er in Handarbeit pro Auftrag.

Im vergangenen Jahr habe er die letzten Orden für den wichtigen Tag noch bis Mitternacht gefertigt, erzählt er - und am nächsten Morgen persönlich bei dem Karnevalsverein, der sie bestellt hatte, abgeliefert. Es komme auch schon einmal vor, dass ihm seine Frau oder die zwei Töchter in der Hektik helfen und etwa die Kordeln zurechtschneiden. "Meine Familie hat viel Verständnis für mein Hobby und meinen Beruf", sagt er. Bevor die bunten Kordeln allerdings an den Orden befestigt werden, durchlaufen diese eine lange Produktionskette.

Zunächst braucht es eine Gestaltungsidee. Die setzt Bornemann am Computer um. Ein Graveur stellt mittels der so entstandenen Grafik Kunststoffmodelle her. Deren Form wird mit Hilfe von gewöhnlicher Kinderknete als Abdruck auf zwei temperaturbeständige Silikonscheiben übertragen. Sie werden in die Maschine für den Schleuderguss gesetzt und Bornemann gießt flüssiges Metall in diese Form. Dann wird geschleudert, so dass das Material in alle Ecken der Form gelangt.

Bevor die Oberfläche des Rohlings bei einem Galvaniker veredelt wird, glättet Bornemann die Kanten des Beinahe-Ordens. "Wenn die Burschen wieder da sind, werden sie mit Spezialfarben bemalt", so der 52-Jährige, der in Leipzig Gießereitechnologie studiert hat und bis vor einigen Jahren im Chemiekombinat Bitterfeld tätig war. Wahlweise werden sie dann noch mit Strasssteinen verziert. "Orden müssen glänzen, klappern und schwer sein", schmunzelt Peter Bornemann.

Auf die Idee, Karnevalsorden hauptberuflich herzustellen, kam er nach beinahe zwei Jahren Arbeitslosigkeit. Schließlich hatte er diese Technik bereits verinnerlicht, da er lange privat Orden für den eigenen Verein in Bernburg hergestellt hatte. Nach einer Recherche von Angebot und Nachfrage entschied er sich für diesen Schritt. Heute gehört er zu den zwei einzigen Herstellern im Osten Deutschlands für Orden dieser Art. Und er hat sein Feld noch erweitert: Mittlerweile zählt er auch Vereinsabzeichen und Pins zu seinem Angebot.