Luftfahrt Luftfahrt: Cargolifter wird in Bitterfeld wiederbelebt

Bitterfeld-Wolfen/MZ. - Ein riesiger, weißer Ballon schwebt über dem Gelände des Ballonplatzes des Bitterfelder Vereins für Luftfahrt. Eigentlich nichts Ungewöhnliches möchte man meinen, brechen doch die Ballonfahrer regelmäßig von hier zu ihren Luftfahrtabenteuern auf.
Doch dieser riesige, weiße Ballon verhält sich anders. Anstatt in die Höhe zu steigen, wird er - etwa 100 Meter über den Boden schwebend - von drei Seilwinden über den Platz hin und her gezogen. "Wir erproben hier gerade ein neuartiges Ballonkransystem mit einem Ballon, der nach unseren Anforderungen konzipiert und gebaut wurde", sagt der Geschäftsführer der CL Cargolifter GmbH & Co. KG, Carl-Heinrich von Gablenz.
Zehn Jahre nach der Pleite mit den Riesen-Lastluftschiffen will er endlich beweisen, dass sich doch Geld mit "Leichter-als-Luft-Projekten" verdienen lässt. So heißt die Technologie, bei der Ballone mit Aufstiegsgasen - also Wasserstoff oder Helium - aufgeblasen werden, um Lasten oder Personen zu befördern. Doch trotz seiner 13,4 Meter Durchmesser ist der "Cargolifter-Ballon" nur ein Prototyp. "Wir wollen so sowohl gewisse Eigenschaften als auch die Technik hier testen." Damit wolle man den Machbarkeitsnachweis erbringen und eine Zulassung im Luftfahrtbereich erhalten, um später einen Ballon mit einem Durchmesser von 27 Metern bauen und zum Einsatz bringen zu können.
Fünf Tonnen soll er dann heben und sich gezielt bewegen können, damit es als Kranersatz in schwer zugängliche Gebieten zum Einsatz kommen kann. Sollte sich das durchsetzen, könnten irgendwann einmal Lasten bis zu 60 Tonnen von A nach B in der Luft transportiert werden - vielleicht auch mit Propellern versehen. So erhalte man ein "sphärisches Luftschiff". Damit würde man an die alte Idee der Cargolifter AG anknüpfen und vielleicht doch noch ein Lastluftschiff aufsteigen lassen (siehe Infokasten).
Aber Schritt für Schritt und auf kleiner Flamme. Statt des Riesen-Lastenluftschiffs wolle man zuerst das Ballonkransystem anbieten. Dabei sei der Vorteil des Ballons mit Kran, dass man einen ruhig schwebende Kranknoten mit Haken in der Luft habe - selbst wenn der Ballon darüber hin und her wackelt.
Dies muss auch noch in unterschiedlichen luftfahrt- und kranspezifischen Prüfungen bewiesen werden. Für Bitterfeld, wo man bis Oktober noch einige Tests absolvieren wolle, habe man sich entschieden, weil der Platz eine Aufstiegsgenehmigung habe und man den notwendigen Wasserstoff direkt vor der Tür bekomme. "Aus Gründen der Verfügbarkeit und der Wirtschaftlichkeit haben wir uns dafür entschieden."
Als spätere Einsatzorte seien Kanada, Brasilien und die Russische Föderation im Gespräch. Als mögliches Einsatzszenario sieht Gablenz den Transport von Rotorblättern von Windkraftanlagen in bergigen Gegenden.
Dabei laute das Motto: "Höher, weiter, leichter." Durch das einfache Geben von mehr Seil seien Hubhöhen von 200 Meter und mehr möglich (Höhe). Da sich die Last immer direkt unter dem auftriebgebenden Ballon befinde, seien damit Auslegungen von 200 Meter und mehr möglich (Weite). Auch werde der Boden geschont, wodurch eine aufwendige Bodenvorbereitung eingespart werden könne.
Auch daher spricht von Gablenz bereits jetzt über eine "Revolution im Ballonbau". Ginge es nach ihm, würden bereits im nächsten Jahr die ersten Ballone zum Einsatz kommen - allerdings sind dafür noch einige Tests in Bitterfeld notwendig.