Lober-Leine-Kanal Lober-Leine-Kanal: Ein neues Bett für zerstörten Kanal

pouch/MZ - Dort, wo sich heute noch Bagger drehen, Planierraupen den Boden verdichten und Lkw eine Ladung nach der anderen abkippen, soll Ende August dieses Jahres wieder der Lober-Leine-Kanal in seinem angestammten Bett fließen. Er war beim Hochwasser 2013 auf einer Länge von mehr als 200 Metern gebrochen, als sich die Wassermassen aus dem Seelhausener See den Weg in den Goitzschesee bahnten (die MZ berichtete). Der Höhenunterschied zwischen beiden Seen betrug zu dieser Zeit fast acht Meter.
4000 Kubikmeter Material benötigt
„Wir sind guter Hoffnung, dass die Bruchstelle bis August diese Jahres verfüllt und der Lober-Leine-Kanal wieder in Betrieb ist“, sagt Roland Meise, der Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Mulde, bei einem Gespräch vor Ort. Dabei zeigt er auf das etwa 170 Meter lange Baufeld, auf dem nach dem Dammbruch die Ausspülungen vier Meter tief waren. „Es ist erstaunlich, mit welcher Wucht das Wasser damals tonnenweise Erde und unzählige Bäume mit sich gerissen hat“, erinnert sich Meise an das Hochwasser im vergangenen Jahr. Das riesige Loch werde momentan mit Sand verfüllt und verdichtet, so Meise. „Rund 4000 Kubikmeter Material benötigen wir insgesamt, um die Ausspülungen wieder zu verschließen. Wir füllen den Sand ein und verdichten ihn mit einer Planierraupe“, erklärt er. Rütteln wäre zwar effektiver, sei aber aus geologischen Gründen nicht erlaubt, so Meise. Auch auf Spundwände habe man aus dem selben Grund verzichten müssen. „Wenn alles aufgefüllt ist, wird der Kanal in seiner Form wieder hergestellt, mit Folie ausgelegt und geflutet.“ Dann müsse das Gewässer auch nicht mehr umgeleitet werden.
Der Lober-Leine-Kanal ist der künstliche Abfluss der Bäche Lober und Leine in die Mulde. Der Kanal hat eine Länge von circa 14 Kilometern. Er beginnt nördlich von Benndorf und mündet in der Nähe von Löbnitz in die Mulde. Der Kanal wurde 1947 angelegt, da die ursprünglichen Flussbetten dem Tagebau Goitzsche weichen mussten.
Nach dem Hochwasser 2002, bei dem die Mündung zerstört wurde, ist er zeitweise für die Flutung des Tagebaurestloches Seelhauser See genutzt worden.
Zurzeit muss der Kanal zwischen den beiden großen Seen nämlich einen 200 Meter langen Umweg durch Rohre nehmen, ja, er muss sogar ein Stück nach oben fließen, um danach wieder in sein angestammtes Kanalbett zu gelangen.
Eine Besonderheit, erläutert Meise, sei die Art der Wasserumleitung. „Wir brauchen dazu keine Pumpen, auch wenn das Wasser den Berg hinauf läuft“, sagt er. Man nutze einfach das physikalische Prinzip verbundener Gefäße. „Kommt von Sachsen mehr Wasser, fließt automatisch auch mehr durch die 1,20 Meter starke Leitung in den Kanal Richtung Mulde.“ Und sollte es noch einmal ganz dicke kommen - was keiner hofft -, habe man zwei kleine Rohre eingebaut, die überlaufendes Wasser aus dem Kanal in Richtung Goitzschewald ableiten. „Das sind aber nur ganz geringe Mengen“, sagt Meise.
Die restlichen der etwa 800 Bigbags, die während der Flut zum Verschließen der Bruchstelle von Hubschraubern der Bundeswehr abgeworfenen worden waren, dienen derzeit noch als Stabilisierung für die beiden Kanalenden, an denen die Leitung ins Wasser taucht. „Wenn die Arbeiten beendet sind, werden auch diese entfernt.“ Von den während der Flut abgeworfenen Stahlgittermasten, die damals ein Wegrutschen der großen Sandsäcke verhindern sollten, habe man noch nichts gefunden. „Wir werden aber auch nicht danach suchen“, sagt Meise. Sie sollen dann im Boden bleiben und für eine weitere Stabilisierung sorgen.

