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Letzte Sitzung des alten Stadtrates Letzte Sitzung des alten Stadtrates: Zoff statt fröhlicher Abschied in Sandersdorf-Brehna

Von Christine Färber 19.06.2019, 09:33
Das Rathaus in Sandersdorf
Das Rathaus in Sandersdorf Kehrer

Sandersdorf - Zum letzten Mal in dieser seit fünf Jahren vertrauten Runde saßen jetzt die Stadträte von Sandersdorf-Brehna zusammen. Und wer dachte, diese Sitzung wird ein freundlicher Abschied, der irrte. Denn zum einen standen noch wichtige Beschlusspunkte auf der Tagesordnung. Und zum anderen ging es so heiß her, dass ganz diplomatisch gar eine Pause zum Abkühlen der Gemüter eingelegt wurde.

Wenige Tage vor Beginn des Jubiläumsfestes „10 Jahre Sandersdorf-Brehna“ stand richtig Zoff an. Im Kern ging es um die Positionierung zum Antrag der Fraktion Die Linke. Die fordert die Reduzierung der Kosten für die Jubiläumsfeier um mindestens 30 Prozent. Damit müssten im Nachtragshaushalt maximal 28.000 Euro zusätzlich eingestellt werden. Geplant sind dafür allerdings 60.000 Euro.

„Das Fest soll wesentlich teurer werden als ursprünglich vorgesehen“, stellte Linke-Fraktionschef Udo Mölle fest. Das hätten die Räte erst im Mai von der Verwaltung erfahren. Die Linke will daher den Sommernachtsball für 320 geladene Gäste - Ehrenamtliche, Vertreter von Firmen, Politiker etc. - kippen. „Das brauchen wir nicht.“ 35.000 Euro würde das sparen. In die Kerbe schlägt auch das Unabhängige Bündnis (UB). Letztlich: Linke und UB konnten sich nicht durchsetzen.

Reinhard Kahsche (UB) kritisierte Arbeitsstil und Herangehensweise der Verwaltung

Im Grunde aber ging es um ein weiteres, tiefer liegendes Problem, das seit Monaten im Stadtrat schwelt und diesen in zwei Lager teilt. Fraktionsvorsitzender Reinhard Kahsche monierte, Bürgermeister und Verwaltung hätten aus seiner Sicht im Alleingang gehandelt, den Stadtrat nicht einbezogen. Das übrigens ist seine grundsätzliche Kritik. Er zog die große Karte: „Den bisherigen Arbeitsstil und die Herangehensweise der Verwaltung werde ich künftig nicht mehr mittragen.“ Fraktionskollege Michael Aermes sieht sich aus selbem Grund in seiner Mandatsausübung beschränkt. Er fühle sich überrannt und sei überrascht.

Freilich forderte das die Reaktion der CDU-Fraktion heraus. Denn Andreas Wolkenhaar sieht das alles ganz anders und lief emotional zu Hochform auf. Er findet sehr wohl, dass dieses Fest, das nach seinen Worten unter Führung des Bürgermeisters steht, stattfinden soll. Das sei Dank und Würdigung jener, die sich besonders engagieren. Gerade das repräsentiere die Stadt angemessen. Zumal bei vier Millionen Euro Mehreinnahmen in diesem Jahr Geld da sei.

Lucas Rosinsky (Die Linke): „Wir müssen aufhören mit diesem Machtkampf“

Und auch er holte zum großen Schlag aus: „Was wird hier eigentlich diskutiert? Ist das eine Bestrafung des Bürgermeisters oder eine ehrliche Sorge ums Geld?“, fragte er und setzte noch einen Nadelstich: „Ich gehe mit den Linken nicht mit. Die erhöhte Aufwandsentschädigung steht jedes Jahr im Haushalt, das Fest nur einmal.“

Um die Wellen nicht noch höher schlagen zu lassen, schalteten sich Fraktionskollegen ein. Und wer kann ruhiger glätten als Torsten Kaltofen? „Die Kommunikation ist nicht das, was wir uns alle erwarten. Aber ein offizieller Festakt wird Impulse setzen, darum geht es ja.“ Doch Frieden zu stiften, gelang selbst ihm nicht.

Irgendwann riss so auch Lucas Rosinsky (Die Linke) der Geduldsfaden. „Das Thema, das wir hier diskutieren, ist ein Ebenbild dessen, was wir seit einem halben Jahr im Stadtrat haben. Wir müssen aufhören mit diesem Machtkampf und uns auf die Sache konzentrieren.“ Die Worte, wünscht sich mancher, der zur Bürgersprechstunde da war, mögen Ohr und Herz der Räte erreichen. (mz)