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Lager glich wüstem Kaufhaus

Von Heidi Reuschel 04.09.2007, 19:26

Bitterfeld/MZ. - "Die Welle der Hilfsbereitschaft war überwältigend" berichtet Klaus Suchantke, der Geschäftsführer des Initiativkreises Bitterfeld-Wolfen.

"Es spielten sich hier bewegende Dinge ab. Am Fritz-Heinrich-Stadion in Bitterfeld, wo ein riesiger Damm errichtet wurde, stand von heute auf morgen ein Fleischer aus Erfurt. Er grillte zwei Tage lang Würstchen für die fleißigen Helfer", so Suchantke. Auch der Initiativkreis engagierte sich tatkräftig während der Flutkatastrophe. Bis auf zwei Mitarbeiter, die in der Geschäftsstelle in der Parsevalstraße die Stellung hielten, waren alle Beschäftigten mit helfenden Händen im Einsatz. Klaus Suchantke betreute eine Gruppe von 200 Studenten, die in einer eigens organisierten Hilfsaktion mit vier großen Bussen zum Ort des Geschehens reisten und am Greppiner Tunnel den westlichen Deich der Leine mit Sandsäcken verstärkten.

Die Hauptaufgabe des Geschäftsführers und seiner Mitarbeiter bestand allerdings darin - vor allem als das Ausmaß der Katastrophe deutlich wurde - den betroffenen Menschen zu helfen. "Das Autohaus Brüggemann in Bitterfeld stellte uns eine Lagerhalle zur Verfügung, in der wir die Hilfsgüter unterbrachten und nach Bedarf verteilten", erzählt Suchantke. Acht bis zehn Lkw mit Spenden aus ganz Deutschland erreichten das Lager täglich. Diese waren voll beladen mit Waschmaschinen, Kühlschränken und ähnlichen Artikeln von Elektrogeräteherstellern, Waren von Baumärkten wie Fliesen oder Badewannen sowie Massen an Industriereinigern.

Auch Privatpersonen organisierten spontane Spendenaktionen, wie der 55-jährige Holzweißiger berichtet: "Komplette Wohnzimmereinrichtungen, Küchen, Kinderspielzeug und Textilien erreichten uns. Das Lager glich einem wüsten Kaufhaus." Die Krisenstäbe der Kommunen entschieden über die Zuteilung innerhalb der Bevölkerung. Den Flutopfern in Bitterfeld, Jeßnitz und Raguhn, den am schwersten betroffenen Gemeinden, wurden die benötigten Güter abhängig vom Zerstörungsgrad zugewiesen. Es wurden Listen geführt, die dokumentierten, wer in welchem Maße unter der Flut gelitten hat. "Die Absprache mit den Ortschaften, um die Ausgabe der Hilfsgüter zu koordinieren, war dabei das Wichtigste", so Suchantke. Über Monate dauerten diese Hilfsaktionen an, das Lager wurde bis Februar genutzt. Täglich war es über zwölf Stunden besetzt, auch an den Wochenenden. "Tag und Nacht waren wir in Bereitschaft. Es gab auch zu nächtlicher Stunde Anlieferungen", erzählt der Holzweißiger.

Der Initiativkreis präsentiert die Stadt Bitterfeld-Wolfen immer wieder bei Ausstellungen und Veranstaltungen. "Wir möchten zeigen, was sich in unserer Region nach der Flut bewegt hat und stoßen auf große Resonanz", so Suchantke.