Küstensegler mit Sekt und Bier getauft
Bitterfeld/MZ. - Die feierliche Zeremonie an der Villa am Bernsteinsee mit zahlreichen Gästen - darunter Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Rainer Haseloff und die Bürgermeister der Anliegergemeinden - lockte bei wahrem Kaiserwetter auch viele Schaulustige an.
Besser könne das Wetter für so ein Ereignis nicht sein, stellte auch Ingo Jung, Geschäftsführer der Bernsteinpromenade Betriebsgesellschaft, die das Schiff gekauft hat, zu Beginn seiner Eröffnungsrede voller Freude fest. Im Februar, so ließ er die Vorgeschichte der Taufe Revue passieren, war der Notarvertrag für das 116 Jahre alte Plattbodenboot unterzeichnet worden, im April war es in die Goitzsche gesetzt (die MZ berichtete) worden. Das Schiff sei dann so umgebaut worden, unterstrich Jung mehrfach, das es voll und ganz den Anforderungen auf der Goitzsche entspreche. Zahlreiche Genehmigungen mussten dafür eingeholt werden, was viel Mühe bereitete. Doch sie liegen jetzt alle vor, die allerletzte sei am Freitagabend um 19.30 Uhr erteilt worden.
Der holländische Zwei-Mast-Segler - er war in Groningen / Niederlande ursprünglich für Fahrten auf den holländischen Wattenmeeren gebaut worden -, soll auf der Goitzsche für Einzel- und Gruppenfahrten, zum Beispiel im Rahmen von Ausflügen und Erlebnisfahrten, eingesetzt werden. Auf ihm finden 42 Passagiere auf dem Oberdeck und bis zu 38 Passagiere auf dem Unterdeck Platz; die Gesamtkapazität beträgt allerdings nur 50 Personen.
"Mit dem Einsatz des Bootes wird die landestouristische Markensäule Blaues Band weiter an Profil gewinnen und das größte Landschaftskunstprojekt der Welt, die Goitzsche, eine weitere Attraktion erhalten", erklärte Haseloff gegenüber der MZ. Das Bitterfelder Meer, die Seebrücke mit Pegelturm und die Halbinsel Pouch seien bereits heute ein starker Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen.
Anders, als vor einigen Jahren. Damals pendelte Michael Schmidt, Technischer Betriebsleiter und Braumeister beim Sponsor Reudnitzer Brauerei, noch mit dem Zug zwischen Leipzig und Berlin hin und her. Stets wurden wenige Kilometer vor Bitterfeld die Fenster geschlossen, um den üblen Gerüchen zu entgehen. Zu jener Zeit, so Schmidt, habe wohl keiner daran geglaubt, dass es in Bitterfeld mal eine "blühende Seenlandschaft" geben würde. Ähnlich sieht es wohl Ingo Otto, der Kapitän der "Reudnitz", die am Samstag zum ersten Mal in den Goitzsche-See stach. Natürlich erst, nachdem sie mit Sekt und Bier getauft, ihr mehrfach "stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel" gewünscht worden war, und es viel Beifall für das kleine Kulturprogramm, gestaltet von den Singenden Bergleuten des Vereins Bitterfelder Bergleute und den Mädchen und Jungen der Anhalt-Schule, gegeben hatte.
Interessenten an einer Fahrt melden sich unter Tel: 0172-7979055.