Kulturpalast Bitterfeld Kulturpalast Bitterfeld: Das warten auf die Palast-Revolution

Bitterfeld - „Greif zur Feder, Kumpel“ - der Slogan des Bitterfelder Wegs macht plötzlich wieder Sinn: Denn der Arbeitslosenhilfeverein im Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat zur Feder gegriffen und eine Unterschriftenaktion gestartet.
Dafür, dass der geschichtsträchtige Kulturpalast, in dem die Worte geprägt wurden, erhalten bleibt. Wie viele Bürger hier unterschreiben, wird auch zeigen, wie wichtig ihnen das Haus überhaupt noch ist. Zugleich würde eine riesige Zahl von Unterschriften den Druck auf die Verantwortlichen erhöhen.
Das Signum von Reinhard Waag ist eines der ersten, das sich auf der Liste findet. Kein Wunder. Von 1997 bis 2003 war Waag Leiter der Einrichtung, auch anfangs der 70er Jahre hatte er dort schon mal gearbeitet. „Da hängt irgendwie mein Herz dran“, sagt er.
Deshalb will auch er sich nicht still damit abfinden, dass das Haus den Bach runtergeht. Und andere offenbar ebenfalls nicht. Das zeigen die Debatten in den sozialen Medien und die Wortmeldungen während der Foren zur Oberbürgermeister-Wahl.
Neue Nutzungsmöglichkeiten schaffen
So will OB-Kandidat Eckbert Flämig durch die Verbindung zum benachbarten Berufsschulzentrum neue Nutzungsmöglichkeiten schaffen. Denn einen Abriss könne er sich schon aus Denkmalschutzgründen nicht vorstellen.
SPD-Kandidat Jan Kiese schlägt vor, an die frühere Freizeitnutzung des Hauses anzuknüpfen - im modernen Gewand. Eine Indoor-Kletterhalle könne er sich als ein Projekt im Palast vorstellen. „Am wichtigsten aber wäre ein Wettstreit der Ideen, um die beste Lösung zu finden“, wirbt er für ein Miteinander.
Nicht kleckern, sondern klotzen will AfD-Kandidat Kay-Uwe Ziegler. Er will den Kulturpalast als festes Haus für ein Musical, das dort jahrelang laufen soll. Ähnlich wie die Produktionen in Hamburg oder Bochum. Im Netz erntet er dafür Beifall und Spott zugleich.
Musical-Idee schon in den 90ern
Allerdings - neu ist diese Idee nicht. Bereits das Team um den damaligen Kupa-Chef Waag hat dies in der Zeit nach der Wende auf dem Schirm gehabt. Sogar der Stadtrat bekannte sich 1998 dazu. Doch ging es da um ein konkretes, lokales Projekt: Die Leipziger Musical-Inszenierung „Elixier“ der Prinzen - Handlungsort übrigens ist der Chemiestandort Bitterfeld - sollte Magnet für den Kulturpalast sein.
Mit Gastronomie, als Nutzung für Kongresse sowie als internationale Galerie von Kunst des sozialistischen Realismus sollte der Palast aufgepeppt werden. Alles scheiterte schließlich am Geld. Und genau das sehen die OB-Kandidaten Armin Schenk (CDU) und Marko Roye (Die Linke) noch immer als Knackpunkt.
Privater Investor gesucht
Was also tun? „Der Kulturpalast braucht einen privaten Investor und ein entsprechendes Betreiberkonzept - ähnlich dem Steintor in Halle“, sagt Waag.
Das aber hat Jahre gebraucht, bis es zum Comedy-Leuchtturm Mitteldeutschlands wurde. Dennoch sieht Waag, der sich dem Kupa-Eigentümer als Berater und Helfer bei der Sichtung von Ideen angeboten hat, noch eine Chance.
„Allerdings nur, wenn Stadt und Landkreis mit dem Eigentümer eine gemeinsame Lösung anstreben.“ Die winken alle schon mal ab. Der Landkreis verweist darauf, dass das nicht seine Wiese ist.
Die Stadt sagt, „es gilt, die zum Teil sehr kreativen Vorschläge, die sich mit dem geschichtsträchtigen Kulturpalast auseinandersetzen, mit dem Eigentümer auf Durchführbarkeit und Finanzierbarkeit zu besprechen“.
Die Zeit wird knapp
Und der Eigentümer, die Gelsenwasser AG, sieht es so: Wenn keine andere Option herauskommt, ist das Ende besiegelt. Nächstes Jahr soll laut Chemiepark-Chef Patrice Heine die Debatte um die Zukunft des Hauses beendet sein. Die Zeit wird knapp ... (mz)
Zum Sorgenkind wurde der Kulturpalast mit der Auflösung des Chemiekombinats Bitterfeld. Er war nun ein Klotz am Bein der Stadt, die für den Erhalt des Hauses und das Leben darin zu sorgen hatte.
Ein Hoffnungsschimmer zeichnete sich ab mit der Expo 2000: Der Kupa als Teil des Berufsschulzentrums. Doch die Hoffnung trog.
Einen Rettungsanker warf 2000 schließlich der Geschäftsführende Gesellschafter des P-D Chemieparks Bitterfeld-Wolfen, Jürgen Preiss-Daimler. Mit dem Verkauf des Chemieparks ist nun die Gelsenwasser AG Eigentümer des Kupa.

