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Kulturhaus Bitterfeld-Wolfen Kulturhaus Bitterfeld-Wolfen: Große Bühne für die neuen Stühle

Von Ulf Rostalsky 03.10.2014, 15:56
Zur Präsentation des renovierten Großen Saals im Wolfener Kulturhaus kamen viele Gäste - auch, um die neuen Stühle zu testen.
Zur Präsentation des renovierten Großen Saals im Wolfener Kulturhaus kamen viele Gäste - auch, um die neuen Stühle zu testen. andré kehrer Lizenz

Wolfen - Abgewetzt und durchgesessen. „War einmal“, sagt Reinhard Hiller und spricht von einer gelungenen „Frischzellenkur für eine alte Dame“. Hiller steht gemeinsam mit Judith Hermann auf der Bühne. Der Bitterfelder und die Wolfenerin moderieren eine Gala der anderen Art: Gefeiert werden neue Stühle. Mit einem bunten Bühnenprogramm wurde am Mittwochabend der Große Saal im Städtischen Kulturhaus in Wolfen nach der Sanierung wiedereröffnet.

455 rote Sitzmöbel sind nun eingebaut. „Ich hoffe, Sie sitzen gut.“ Hiller kann locker reden. Die Stühle sind bequem und bringen neuen Glanz in ein altes Haus, in dem Olaf Beyrichen viele Stunden verbracht hat. Der Wolfener hat von 1974 bis 1982 im Kinder- und Jugendballett der Filmfabrik getanzt. „Ich wollte mal was zurückgeben.“ Der 52-Jährige ist einer von 100 Stuhlpaten - eine Sponsoring-Aktion, die die Stadt Bitterfeld-Wolfen initiiert hatte. Für 299 Euro hat sich Beyrichen symbolisch seinen roten Sessel gesichert.

Er macht es sich bequem und erlebt, was möglichst viele Besucher noch erleben sollen. Zwar ist das Parkett des Großen Saals randvoll mit neuen Sitzmöbeln. Die sind aber so platziert, dass sie genügend Platz versprechen. Die Beinfreiheit hat spürbar zugenommen. Den kleinen, aber feinen Makel bekommt der Gast nicht zu Gesicht. Was einst für den ganzen Saal gedacht war, blieb im Parkett stecken: Neue Sitze auf dem Rang sind Fehlanzeige. Dort sitzt der Besucher immer noch auf altem Mobiliar. Das Geld hat einfach nicht gereicht für eine komplette Frischzellenkur.

Auch die energiefressende Beleuchtung in Ranghöhe ist die alte. „Mehr war nicht drin“, bestätigt Stefan Hermann, Bitterfeld-Wolfener Geschäftsbereichsleiter Stadtentwicklung und Bauwesen.

„Wir wollten hier eigentlich für zwei Millionen Euro bauen“, fügt er hinzu. Die angespannte Kassenlage machte allerdings einen Strich durch die Rechnung. Auch die mit großem Aufwand vor Jahren gestartete Aktion „Alter Glanz in neuen Stühlen“ blieb hinter den Erwartungen zurück. Zwar reicht die Liste der Stuhlpaten von Privatpersonen wie Olaf Beyrichen über das Wolfener Ballett-Ensemble und die Gartenanlage „Am Busch“ bis zur Kreissparkassenstiftung. Judith Hermann und Tobias Köppe als rührige Werbeträger konnten zuletzt allerdings nicht mehr über große Erfolge berichten.

Das lag wohl auch daran, dass die Bauaktivitäten im Kulturhaus wiederholt verschoben wurden. „Es war ein Finanzierungsproblem“, sagt Hermann. Gebaut wurde schließlich für 390 000 Euro. Ein Drittel davon kommt aus Fördertöpfen. Gut 45 000 Euro spielte die Patenschaftsaktion ein. Dass Handwerker in absehbarer Zeit auch auf dem Rang arbeiten werden, schließt Hermann aus. „2015 mit Sicherheit nicht.“

Dennoch wird gefeiert im Kulturhaus. Man freut sich über die Punktlandung, die die Stadt in Eigenregie und ohne externen Planer hingelegt hat. Der Saal wurde pünktlich zum 1. Oktober fertig. Angesichts der Tatsache, dass eben nicht nur das Mobiliar getauscht, vielmehr auch der komplette Saalboden erneuert worden war, ist das bemerkenswert.

Man sitzt gut im Kulturhaus. Gut hören und sehen kann man auch. Den Beweis lieferten zur Premiere Schüler der Yamaha-Musikschule, Chöre aus Wolfen, Bobbau und Sandersdorf, das Amateurtheater, Schlagerbarde Marko Roye und die Tänzerinnen des Wolfener Ballett-Ensembles. (mz)

Olaf Beyrichen ist einer von 100 Stuhlpaten.
Olaf Beyrichen ist einer von 100 Stuhlpaten.
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