1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Kulturförderung in Wittenberg: Kulturförderung in Wittenberg: «Auf der Basis des Mangels»

Kulturförderung in Wittenberg Kulturförderung in Wittenberg: «Auf der Basis des Mangels»

Von Corinna Nitz 09.10.2003, 12:48

Wittenberg/MZ. - Dass Winkelmann plötzlich so unverhohlen die Werbetrommel in eigener Sache rührt, kommt nicht von ungefähr. Denn nachdem die Rechenmeister der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wibera reichlich 80 Maßnahmen zur Sanierung des Wittenberger Haushaltes vorgeschlagen haben (die MZ berichtete), ist eines mindestens so sicher wie das Haushaltsloch selbst: Dass es auch der Kultur an den Kragen gehen wird. In irgendeiner Form. Die Frage ist nur, in welcher - und vor allem in welcher Höhe.

Bürgermeister Volkmar Kunze bestätigt in diesem Zusammenhang, dass im Wibera-Gutachten auch eine Kürzung der Zuschüsse an den Verein WittenbergKultur angeregt wird. Konkret hieße das etwa, so der Liberale vorsichtig, dass "eine Einsparung beim Personal in der Betrachtung zulässig sein muss". Vier hauptamtliche Mitarbeiter - auf 3,5 Stellen - beschäftigt der Verein. Die schlagen laut Kunze mit 165 000 Euro jährlich zu Buche. Geld, das von der Stadt kommt.

Kunze könnte sich im Hinblick auf die Sparmaßnahmen durchaus vorstellen, "dass der Verein mit weniger Festangestellten für die Kernaufgaben auskommt", zu Stoßzeiten jedoch auf zusätzliche Kräfte zurückgreift. Solche Überlegungen findet Johannes Winkelmann "nicht so gut". Zumal er nach diesem Schema längst verfährt. "Wir haben zu den Stoßzeiten auch bisher schon zusätzliche Leute eingestellt", sagt er. Anders sei das immense Arbeitspensum nämlich gar nicht zu bewältigen. Und was die Kernaufgaben betrifft, so beschränken die sich keineswegs bloß auf die Organisation und Durchführung der zahlreichen Veranstaltungen. Hinzu kommt, "dass wir auch noch das komplette Stadtmarketing machen".

Im Übrigen, so Winkelmann, dürfe bei allen Überlegungen nicht vergessen werden, "dass wir, indem wir aus der Stadtverwaltung herausgelöst wurden, wirtschaftlich arbeiten". Die Basisfinanzierung für alle Projekte betrage 136 000 Euro. Etwa das Doppelte beschafft der Verein regelmäßig selbst, indem er erfolgreich Drittmittel anwirbt. Ein städtisches Kulturamt, da ist sich Winkelmann sicher, hätte diese Motivation kaum. Das wiederum sieht Bürgermeister Kunze genau so. "Auch preiswerter wäre diese Variante nicht", schätzt er. Doch ändere das alles nichts an der Tatsache, "dass die Stadt pleite ist". Man habe einen Punkt erreicht, an dem "wir nur noch auf der Basis des Mangels schauen, was möglich ist". Insofern müsste nun tatsächlich abgewartet werden, zu welchem Ergebnis die Wibera-Leute in Sachen Kulturförderung gelangen.

Bis November soll ein entsprechendes Gutachten vorliegen. Kunze betont: "Das wird kein Dogma, sondern ein Arbeitsmittel." Und mit einem Hauch von Genugtuung fügt er hinzu: "Die Wibera-Leute müssen uns bei der Umsetzung ihrer Vorschläge begleiten. Das wird sicher nicht sehr angenehm." Bisher hätten die Wirtschaftsprüfer sich nach der Vorlage ihrer Gutachten immer aus dem Staub gemacht.