Weiße Tauben am Fenster Krieg in der Ukraine: In Bitterfelder Kita wird den Kindern Verständnis und Mitgefühl vermittelt
Im Bitterfelder „Bussi Bär“ ist der Frieden aufgrund der aktuellen Lage präsenter denn je. Verständnis und Mitgefühl sind aber immer Teil der Erziehung.

Bitterfeld/MZ - Die Mädchen und Jungen haben weiße Tauben aus Papier ausgeschnitten. Als Symbol für den Frieden schmücken jene nun schon viele Fenster der Kita „Bussi Bär“ in der Bitterfelder Parkstraße. Jetzt ist die Mäuschen-Gruppe an der Reihe, ihre selbstgebastelten Werke an die Scheibe zu bringen. Und die künftigen Abc-Schützen sind sehr stolz darauf. Denn sie wissen wie auch die anderen Kinder ganz genau, warum sie das tun. „Wegen der Ukraine“, sagt Stella. „Weil dort kein Krieg mehr sein soll.“
Die aktuelle und die ganze Welt bewegende Situation stellt auch die Kindereinrichtungen vor neue Herausforderungen. „Natürlich bekommen das auch schon die Jüngsten mit“, sagt Kita-Chefin Anja Friebe. „Es wird zu Hause darüber geredet, Nachrichten werden verfolgt, die Familien packen Spenden zusammen.“ Aber wie sollen die Erzieherinnen damit umgehen? Wie reden sie mit ihren Schützlingen über diese brisante Lage, um sie vor allem nicht zu überfordern?
Die Vorschulkinder haben Fragen zum Krieg
Im „Bussi Bär“ hat sich das Team deshalb darauf geeinigt, das Thema Frieden in den Vordergrund zu stellen. Darüber zu sprechen, wie man schon im Kindesalter friedvoll miteinander umgeht, sich gegenseitig respektiert, Probleme löst, ohne dabei Gewalt anzuwenden. „Und das natürlich alles kindgerecht“, sagt Erzieherin Julia Wirth, die auch Friebes Stellvertreterin ist.
Dennoch tauchen Fragen auf bei den Vorschulkindern. Der Krieg in der Ukraine ist auch hier allgegenwärtig. „Wir haben Spielzeugautos und ein Puzzle für die Kinder dort gespendet“, erzählt William. „Meine Mama hat eine Jacke und Schuhe eingepackt“, sagt Franz. Und auch Stella berichtet, wie zu Hause Spielsachen, Kuscheltiere und Hundefutter für die Betroffenen zusammengestellt wurden.

Die Erzieherinnen versuchen jedoch in erster Linie, den Kindern beizubringen, dass Frieden auch im Alltag jeden Tag bewusst gelebt werden muss. „Frieden heißt auch, dass wir uns hier in der Gruppe verstehen und uns nicht streiten“, sagt Julia Wirth zu den Kids, die zustimmend nicken. Denn gerade zum Thema Streit haben sie in den vergangenen Tagen einiges erfahren können - auf der Grundlage des Projektes „Faustlos“. Mit dem wird im „Bussi Bär“ schon seit längerem Gewaltprävention betrieben - doch gerade jetzt erlangt es einmal mehr an Bedeutung.
Ist es fair, wenn ein Junge die ganze Zeit schaukelt und ein Mädchen traurig danebensteht?
Erzieherin Cornelia Meisert hat dafür hier den Hut auf, vor Jahren schon dafür an einer Weiterbildung teilgenommen. „Es geht dabei vor allem um die Erziehung zu Empathie“, sagt sie. Was nichts anderes heißt, als dass die Kleinen lernen sollen, sich in andere hineinzuversetzen, Verständnis füreinander zu erlangen, Mitgefühl zu zeigen.
Auch das wird natürlich auf kindgerechte Weise verwirklicht. Ist es fair, wenn ein Junge die ganze Zeit schaukelt und ein Mädchen traurig danebensteht? „Sie können sich doch abwechseln“, hat Stella festgestellt. Und: All das kann man mit Worten lösen, indem miteinander geredet wird - nicht mit Fäusten und Gewalt. „Genau das wollen wir unseren Kindern vermitteln“, sagt Meisert. Was ist fair, was unfair? Wie schaffen es „Streithammel“, sich einander zu nähern und ihre Zwistigkeiten zu schlichten? Welche Lösungen finden verschiedene Indianerstämme, doch miteinander klarzukommen?
Geschichten aus Büchern sollen Stella, Franz, Oskar, William, Jamy, Hedi und allen anderen dabei helfen, solche Fragen beantwortet zu bekommen. Und Jamy zeigt stolz sein selbstgebasteltes Armband in blau-gelb - den Farben der Ukraine. Es war nicht nur sein Wunsch, es so zu gestalten ...