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Krebsgefahr an Berufsschule Krebsgefahr an Berufsschule: Gebäude in Bitterfeld wird leergeräumt

Von Ulf Rostalsky 30.01.2018, 10:14
Das Übergangsquartier für die Schüler des Berufsschulzentrums „August von Parseval“ wird vor dem Umzug in Augenschein genommen.
Das Übergangsquartier für die Schüler des Berufsschulzentrums „August von Parseval“ wird vor dem Umzug in Augenschein genommen. André Kehrer

Wolfen - Große Teile des Bitterfelder Berufsschulzentrums „August von Parseval“ werden seit Montag leergezogen. Hintergrund sind die von Gutachtern festgestellten möglichen Gesundheitsgefahren durch die in den Jahren 1998 bis 2000 im Prestigeobjekt zum Schallschutz verbauten Mineralfaserplatten.

Was damals der Norm entsprach, gilt heute unter bestimmten Umständen als krebserregend (die MZ berichtete). Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld zog die Notbremse und kündigte Ende November den Auszug und die Sanierung an.

Sanierung der Berufsschule Bitterfeld: Noch keine Firma gefunden

Acht Wochen später ist nach Aussagen von Landkreissprecher Udo Pawelczyk zwar noch immer keine der deutschlandweit wenigen auf die notwendigen Arbeiten spezialisierten Firmen gebunden.

„Die Ausschreibungsunterlagen werden erstellt.“ Dennoch setzt der Kreis auf den Umzug zum jetzigen Zeitpunkt.

Schüler müssen nach Köthen und Wolfen

In zwei Wochen sollen deutlich mehr als 600 Schüler im Köthener Schulzentrum unterkommen. „Wir haben das Haus dort dann rappelvoll“, bestätigt Rainer Woischnik, Schulleiter der Berufsbildenden Schulen.

Da nur gut 600 Schüler in den nicht betroffenen Bereichen des Bitterfelder Schulzentrums in der Parsevalstraße bleiben können, müssen weitere 1 000 Auszubildende mit dem alten Verwaltungssitz der Filmfabrik in Wolfen Vorlieb nehmen.

Berufsschüler bleiben ein Jahr in Wolfen

21 große und sechs kleine Räume stehen im Gebäude zur Verfügung, das der Chemiepark als Eigentümer vor einigen Jahren von Grund auf sanieren ließ. Der Platz sollte für die Berufsschüler reichen.

„Es sind durch den Wechsel von Praxis und Theorie ja nicht immer alle Schüler gleichzeitig vor Ort“, erklärt Woischnik, der mit Kollegium und Schülern wenigstens ein Jahr am Standort Wolfen bleiben wird.

Leere Filmfabrik ist ein Glücksfall

Das alte Verwaltungsgebäude mit den für die Filmfabrik typischen Gebäudenummern 0122 und 0123 befindet sich in Reichweite des Wolfener Rathauses und ist trotz zweijährigem Leerstand bezugsbereit.

„Es ist ein Glücksfall für den Landkreis. So ein Gebäude ist nicht immer gleich auf dem Markt. Deshalb hat der Kreis agiert, auch wenn die Bauarbeiten in Bitterfeld noch nicht anlaufen“, sagt Kreissprecher Udo Pawelczyk.

Unterricht beginnt am 12. Februar wieder

In Wolfen finden Lehrer und Schüler durchaus gute Bedingungen vor. Die Medienversorgung steht, Internet ist in jedem Raum verfügbar. „Wir ziehen mit Sack und Pack um“, erzählt Schulleiter Woischnik. Tische, Stühle, Tafeln, Schränke werden in den komplett leeren Räumen platziert.

Ein Vorteil für die Handwerker. Zumal die Zeit drängt. Bereits mit Beginn des zweiten Schulhalbjahres am 12. Februar soll der Unterricht in Wolfen beginnen.

Parkplätze sind kein Problem

Für Schüler und Lehrer dürfte auch in Sachen Pkw-Stellplätze Entwarnung gegeben werden. „Wir haben Parkplätze hinterm Haus, können außerdem jene in Richtung Industrie- und Filmmuseum nutzen“, erklärt Rainer Woischnik.

In Wolfen werden vor allen Dingen die Bereiche Labor und Prozessleittechnik, Metallbau, Elektrik und Kfz unterkommen. „Da sind viele Lehrer fachübergreifend tätig. Das erleichtert die Arbeit“, so der Schulleiter. Die Bereiche Wirtschaft und Verwaltung werden während der Sanierungsarbeiten in Köthen konzentriert. (mz)

Der Ausweichstandort für gut 1.000 Bitterfelder Berufsschüler in Wolfen hat eine lange Geschichte. Die Gebäude 0122 und 0123 wurden 1921 und 1922 errichtet und gehören zum ältesten Bestand auf dem Areal der alten Filmfabrik. Bis 1938 waren beide Häuser Sitz der Direktion der Filmfabrik.

Schulleiter Rainer Woischnik (re.) misst noch ein mal nach.
Schulleiter Rainer Woischnik (re.) misst noch ein mal nach.
André Kehrer
Auch die Küchengeräte ziehen mit.
Auch die Küchengeräte ziehen mit.
André Kehrer