Kraftwerk mit Fischtreppe
Raguhn/MZ. - Das beim Bau von Windturbinen in Deutschland marktführende Unternehmen aus Aurich errichtet in Raguhn sein erstes Wasserkraftwerk. Es soll, so Ihmels, am 31. März 2008 in Betrieb gehen.
"Die Standorte sind knapp geworden", weiß der Diplomingenieur und stellvertretende Projektleiter, der am Sonnabend die Teilnehmer der Muldekonferenz und interessierte Raguhner über die Baustelle führte. Für Enercon wird das Kraftwerk ein Referenzobjekt für den Einstieg in die Wasserkraft. Und zwar mit den für die Windräder eigens entwickelten Turbinen, die ohne Getriebe arbeiten und auch mit langsamen Drehzahlen auskommen. "Turbine, Welle, Generator", fasst Ihmels das Prinzip zusammen. Und er nennt einen weiteren Vorteil: Der Antrieb benötigt kein Hydrauliköl, so dass die Mulde auch im Havariefall nicht verschmutzt werden kann.
75 Kubikmeter Wasser pro Sekunde müssen durch das Schlauchwehr strömen, um die beiden Turbinen, die pro Jahr zehn Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen sollen, in Gang zu halten.
Führt die Mulde Niedrigwasser, wird das Kraftwerk stillgelegt. "Wenn es sein muss", sagt Ihmels, "kann das Tor innerhalb von vier Sekunden geschlossen werden."
Zu der Anlage in Raguhn gehört auch eine Fischtreppe, "Mit Eichenbohlen, auf denen sich die Fische ausruhen können", betont Ihmels. Dieser Weg gibt Wanderfischen, die das Wehr bislang flussaufwärts nicht überwinden konnten, die Chance zum Weiterkommen. Und flussabwärts schwimmende Fische haben die Möglichkeit, am Einlauf vorbei zu kommen. Damit sie nicht in die Turbinen geraten, hat der so genannte Rechen, der am Einlauf Äste und Geröll zurückhält, nur 20 Millimeter breite Gitter-Abstände.
Nicht nur Ihmels weiß an diesem Nachmittag Interessantes zu berichten, auch der Norddeutsche erfuhr Neues. So von Landwirt Lothar Stegemann. Der Raguhner ist zufrieden, dass das gestaute Wasser "nach 52 Jahren wieder Nutzen bringt". Bis zum April 1945, so erinnert er sich, bevor die Anlage von deutscher Artillerie in Brand geschossen wurde, haben sich hier sechs Wasserräder gedreht. Mit denen konnten pro Tag 700 Zentner Getreide gemahlen werden. Nun wird hier bald Energie erzeugt, mit dem 1 500 Haushalte versorgt werden können.