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Konzentrationslager als Relief Konzentrationslager als Relief: Bild von Heidemaler Köppe aus Tornau soll in Weimar gezeigt werden

Von Ulf Rostalsky 24.11.2018, 13:00
Raik Zenger präsentiert das Relief seines Lehrers Wolfgang Köppe.
Raik Zenger präsentiert das Relief seines Lehrers Wolfgang Köppe. André Kehrer

Tornau - Es ist ein frühes Werk von Heidemaler Wolfgang Köppe, das aufhorchen lässt und in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald großes Interesse findet: Ein Relief, das Häftlinge zeigt, Wachtürme, Totenkreuze. Am Mittwoch hat es seinen Weg in die Gedenkstätte auf dem Ettersberg angetreten.

Zweifellos ist es eine Szene, die den Alltag in deutschen Konzentrationslagern beschreibt. Sie hätte an vielen Orten so geschehen können. „Aber hier ist eindeutig Buchenwald gemeint“, ist Raik Zenger, ein Freund und Schüler Köppes, sicher. Der Künstler verewigte auch den Glockenturm der heutigen Gedenkstätte. Wofür und in wessen Auftrag er das Relief angefertigt hat, ist unklar.

Gegossen wurde das 2,40 Meter lange und 88 Zentimeter hohe Werk aus dem in Bitterfeld hergestellten Kunststoff Korobon. Die beachtlichen Ausmaße übrigens lassen kaum erstaunen. Köppe hat noch größere Werke geschaffen. Insgesamt mehr als 4.500 Aquarelle, Ölbilder, Fraktale und Skulpturen stehen für das Werk des Heidemalers aus Tornau (Landkreis Wittenberg).

Raik Zenger vermutet als Entstehungszeit die 1950er und 1960er Jahre

Nach seinem Tod nun gilt es den Nachlass aufzuarbeiten und zu verwalten. Einer, der das tut, ist neben der Chemieparkgesellschaft Raik Zenger aus Bad Düben. „Ich habe Wolfgang viel zu verdanken“, sagt er. „Er hat mich geleitet und mir immer wieder mit Ideen und Kritik weitergeholfen.“ Von Hause aus ist Zenger Diplom-Mineraloge. Heute sorgt er mit Holzschnitzkunst für Furore. Er ist immer wieder in Köppes Anwesen im Hammerbachtal beschäftigt - sortiert, dokumentiert und stieß jetzt auf das Relief.

Zenger siedelt diese Arbeit klar in Köppes Bitterfelder Zeit an und vermutet als Entstehungszeit die 1950er und 1960er Jahre. Der Tornauer Köppe war in der Kulturabteilung des Chemiekombinats beschäftigt, gab Wissen in Kursen weiter. Für Bitterfeld-Wolfen spricht außerdem das Material: Korobon ist ein Werkstoff auf Basis imprägnierten Graphits, der am Standort entwickelt worden war. Dessen Witterungsbeständigkeit hat dazu geführt, dass das Relief auch Jahrzehnte nach Fertigstellung gut erhalten ist.

Zenger ist mit Köppes Witwe Monika überzeugt, dass die schonungslose Darstellung der Verbrechen in Konzentrationslagern nichts an Aktualität verloren hat. Deshalb nahm er Kontakt zur Mahn- und Gedenkstätte in Buchenwald auf und sorgte auch dort mit dem Relief für Aufsehen. Nach mehreren Gesprächen und einer Begutachtung des Kunstwerks steht für die Experten aus Weimar fest: Köppe hat Szenen in Buchenwald dokumentiert.

„Wichtig ist doch, dass es nicht im Nirgendwo, in einer Scheune bleibt“

Die Darstellung hat Eindruck hinterlassen, so dass die auf dem Ettersberg bei Weimar ansässige Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau Dora der Anlieferung des Reliefs zugestimmt hat. „Wichtig ist doch, dass es nicht im Nirgendwo, in einer Scheune bleibt“, erklärt Raik Zenger. „Ich bin überzeugt, mit der Aktion im Sinne meines Mentors zu handeln.“

Ob es noch weitere, mit dem Relief vergleichbare Arbeiten von Wolfgang Köppe gibt, kann Raik Zenger nicht sagen. „Aber nichts ist unmöglich.“ In dem riesigen Fundus, der noch längst nicht vollständig gesichtet ist, gibt es ja immer wieder Neues zu entdecken.“ (mz)

Wolfgang Köppe wurde 1926 in Korgau bei Bad Schmiedeberg geboren. Als 17-Jähriger geriet er in Frankreich in Gefangenschaft. Er war in Fort Devens (Boston, USA) und später im Dalston Camp bei Carlisle (Großbritannien) inhaftiert. Es sind Jahre, die Spuren hinterlassen. Es ist auch die Zeit, in der Köppe die Kunst entdeckt.

Am Tullie House Collage in Carlisle konnte der talentierte junge Mann seine Studien betreiben.

Die Kunst begleitete Köppe ein Leben lang. Er hielt Kontakt zu den bedeutenden Künstlern der DDR, leitete Kunstzirkel, unterrichtete Schüler und rief im Jahr 2000 in der Dübener Heide den Wettbewerb „Kunst mit Kettensägen“ ins Leben.

Wolfgang Köppe verstarb am 1. Februar 2018 in seinem Wohnort Tornau.