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"Eine Ära geht zu Ende" Konsum-Kauf in Bitterfeld muss schließen: "Eine Ära geht zu Ende"

Von Stefan Schröter 06.10.2016, 05:00
Ab Dezember ist Schluss.
Ab Dezember ist Schluss. André Kehrer

Bitterfeld - Die Öffnungszeiten sind bereits verkürzt worden. Ab Anfang Dezember soll der Konsum-Kauf in Bitterfeld dann ganz schließen.

Die dahinterstehende Konsumgenossenschaft Burg-Genthin-Zerbst hat ihren Mietvertrag in der Burgstraße zum Jahresende gekündigt. Das bestätigt die Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, Sabine Kose.

Arbeitsbedigungen vor Ort nicht optimal

Die Gründe dafür sind laut ihren Angaben vielschichtig: „Die Arbeitsbedingungen vor Ort sind nicht optimal und passen nicht mehr an die heutigen Gegebenheiten“, erklärt Kose.

Die Warenanlieferung sei schwierig und müsse zum Teil von vorne über den Kundeneingang realisiert werden. „Das ist unüblich.“ Außerdem sei das Lager in hinteren Bereich nur durch einen schmalen Gang mit dem Einkaufsmarkt verbunden.

Da die Genossenschaft in Bitterfeld nur Mieter und nicht Eigentümer der Räume ist, müssten Absprachen mit dem Vermieter getätigt werden.

Erschwerend kommt laut Kose hinzu, dass die Konkurrenz im Einzugsgebiet zugenommen habe und mit dem Edeka-Neubau noch weiter steigen werde. Über den derzeitigen Umsatz des auch noch als „Hundert“ geläufigen Einkaufsmarktes wollte sie keine Auskunft geben.

Zwei Mitarbeiter gehen gleichzeitig in Rente

Dass die Chefetage aber genau jetzt die Reißleine zieht, hat auch personelle Gründe. Die Konsum-Kauf-Marktleiterin Eva Burgahn und ihre Stellvertreterin Hannelore Schade gehen gleichzeitig Ende des Jahres in Rente.

Versierter Ersatz ist laut Kose nicht vorhanden. „Das ist aber nicht der Hauptgrund für die Schließung.“ Die Vorstandsvorsitzende räumt aber auch ein, dass sie sich nicht mehr nach einem Nachfolger für Burgahn umgeschaut habe.

Die Genossenschaft besitzt laut eigenen Angaben 34 Märkte, die vorwiegend nördlich von Wittenberg und Zerbst liegen.

Seit 1992 im Besitz der Konsumgenossenschaft

Das Bitterfelder Geschäft kam 1992 in die Hände der Konsumgenossenschaft Burg-Genthin-Zerbst. „Wir haben es aus der Konkursmasse der Konsumgenossenschaft Halle übernommen“, blickt Kose zurück. Zu diesem Zeitpunkt war die Filiale längst eine feste Größe in Bitterfeld.

Nach Informationen aus dem Bitterfeld-Wolfener Stadtarchiv existiert die „100“ seit den 60er Jahren. „Nähere Angaben gehen aus den Archiv-Akten nicht hervor“, erklärt Stadtsprecherin Katrin Kuhnt. Sicher sei, dass das Haus im Jahr 1973 als ein Konsum „Lebensmittel“ und HO –Kinderbekleidung „Bummi“ genutzt wurde.

Die Athomsphäre war persönlicher

Zu diesem Zeitpunkt arbeitete bereits auch die heutige stellvertretende Marktleiterin Schade in dem Geschäft. 47 Jahre lang war sie dort tätig. Als letztes wird sie im Dezember noch einmal Inventur machen, bevor dann der Schlüssel endgültig umgedreht wird.

„Es ist schade. Eine Ära geht zu Ende“, sagt die Bitterfelderin. Sie erinnert sich, als die „100“ zu DDR-Zeiten den Schichtarbeitern auch als Spätverkauf diente. Von 6 bis 22 Uhr sei der Konsum offen gewesen.

Heute sei die Atmosphäre in dem Geschäft persönlicher als in Konkurrenzläden. „Wir waren immer Ansprechpartner und haben uns auch um die älteren Menschen gekümmert. Woanders werden sie manchmal allein gelassen“, sagt Schade. „Für diese Menschen ist die Schließung natürlich ein Schock. Das tut uns sehr leid.“

(mz)

So sah die „100“ im Jahr 1989 aus.
So sah die „100“ im Jahr 1989 aus.
Stadtarchiv Bitterfeld-wolfen