Kleines, kluges Ding Kleines, kluges Ding: Neues Chipsystem bei Müllentsorgung tritt in Kraft

Wolfen - Die gute alte Abfalltonnen-Banderole wandert jetzt endgültig in den Müll. Am 1. Januar tritt im gesamten Landkreis das so genannte Identsystem in Kraft, mit dem die Entsorgung des Abfalls, die Leerung der Behälter, elektronisch gesteuert und registriert wird.
Bis Ende Oktober ist zunächst der gesamte Altkreis Bitterfeld mit dem neuen System ausgestattet. Die Bürger bekommen einige Tage, bevor an ihre Mülltonnen ein Chip angebracht wird, einen Brief von den Kreiswerken Anhalt-Bitterfeld, erklärt deren Geschäftsführer Hartmut Eckelmann.
In dem Schreiben wird erklärt, wie die Aktion vonstatten geht, wann die Abfallbehälter zur Kennzeichnung vor dem Grundstück stehen müssen und was sonst noch zu beachten ist - zum Beispiel, dass die Tonnen mit den provisorischen Aufklebern versehen werden, die sich im Brief befinden. Damit wissen die ausgesandten Teams, welche Tonne einen Chip erhält und zu welchem Haushalt sie gehört.
Daten in Echtzeit
„Hat jemand den Termin verpasst, ist das kein Unglück“, so Eckelmann. „Die Leute kommen mit dem Chip dann nochmal. Und sollte das dann immer noch nicht hingehauen haben, dann ist für alle Fälle von uns noch eine Hotline (03494/79 99 950) geschaltet, so dass unsere Leute jederzeit einen Chip anbringen können.“ Wer dann allerdings noch eine Tonne ohne Chip rausstellt, hat Pech, denn die bleibt ungeleert stehen, denn der Empfänger im Auto erhält logischerweise kein Signal. Auch das übrigens sieht der Kreiswerke-Chef als großen Vorteil des neuen Systems: „Die ,U-Boote’ werden jetzt erkannt.“
Weit über 100.000 Behälter für Rest- und Bioabfall werden im gesamten Landkreis mit einem Chip ausgestattet. Der registriert, wem welche Tonne gehört und wie oft sie geleert wird. Die Daten werden an die Kreiswerke in Echtzeit übermittelt. „Da gibt es jetzt kein Vertun mehr, keine Zweifel, keinen Streit“, freut sich Eckelmann jetzt schon. Das System sei beweissicher und gerichtsfest und seit über 20 Jahren weltweit erprobt. An der jährlichen Summe, die die Bürger für die Entsorgung jetzt zahlen, wird nicht gerüttelt. „Eine Veränderung des Entgeltsystems wird es nicht geben“, verspricht Hartmut Eckelmann. „Sechs Entsorgungen sind damit im Jahr bezahlt.“
Service für Bürger erhöht
Dabei sei es egal, wie viel in der Tonne steckt, der Inhalt werde nicht gewogen. „Ich kann die Tonne rausstellen, so oft ich will. Wer jedoch übers Limit kommt, muss entsprechend mehr bezahlen.“ Es empfehle sich, um den Überblick zu behalten, sich Notizen zu machen. Sollte doch jemand mal den Überblick verloren haben, hilft ein Anruf bei den Kreiswerken. Und in absehbarer Zukunft sollen die Kunden sogar Einblick in das elektronische System des Unternehmens bekommen.
Das Pilotprojekt ohne Banderole übrigens startete vor drei Jahren in Sandersdorf und in Zscherndorf. Das sei nahezu ohne Probleme und mit einem „außerordentlichen Zuspruch der Bürger“ über die Bühne gegangen, erläutert der Kreiswerke-Chef. Kein Wunder, meint er, habe sich so doch auch der Service für die Bürger erhöht. Keiner brauche sich mehr um Banderolen zu kümmern, keiner sich mit zerrissenen oder verlegten Papierbändchen rumzuärgern. Und auch die beliebten Schuljungenstreiche, die Banderolen abzureißen, fielen weg.
Rund 500.000 Euro hat die Umstellung von Banderole auf Chip letztlich gekostet. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld gehört zu den letzten Entsorgungsdienstleistern in Sachsen-Anhalt, die das System eingeführt haben. Das hat laut Eckelmann einen Grund: „Vor zehn Jahren, als das anfing, hätten wir das Dreifache bezahlt.“
Die Identifikationsnummer des jeweiligen Behälters übrigens ist weltweit einmalig, sie setzt sich zusammen aus einem Pool von zwei Billionen Einträgen. Befürchtungen, der Datenschutz könnte verletzt werden, zerstreuen Experten. (mz)
