Ordner an der Tür und Gesangsverbot? Kirche in Bitterfeld-Wolfen, Sandersdorf-Brehna und Zörbig: Wann wird trotz Corona mit Gottesdienst-Regeln geöffnet?

Bitterfeld - Gottesdienst per Internet - ein Behelf in der Krise. Einer, der den richtigen Gottesdienst, der die Gläubigen in der Gemeinschaft zusammenführt, freilich nicht ersetzen kann. Und auch das stille Gebet in der Kirche löst das Problem nicht.
Warten auf Landeszusage
Wann endlich dürfen die Gotteshäuser in Sachsen-Anhalt ihre Türen wieder weit öffnen? Für Gottesdienste, für Hochzeiten, für Taufen? In den benachbarten Bundesländern Thüringen und Sachsen ist das schon erlaubt. Unter strengen Vorschriften freilich. „Wir warten noch auf die Zusage vom Land“, sagt Albrecht Henning, Pfarrer des Pfarrbereichs Krina. Wie wird der erste Gottesdienst seit dem Shutdown im März ablaufen? Das fragen sich Gläubige wie Pfarrer gleichermaßen. Denn die strengen Hygiene- und Verhaltensregelungen, die gelten auch hier.
Die Landeskirche hat eine Verfügung rumgeschickt, die festlegt, was geht und was nicht. Angefangen vom Einlass-Ordner an der Tür, der darauf achtet, dass die zugelassene Anzahl der Besucher eingehalten wird, über die Abstandsregelung, Desinfektion bis hin zum Tragen von Mundschutz. Zudem wird der Gottesdienst, der auf maximal 30 Minuten beschränkt ist, ohne Gesang, ohne Chor und ohne Bläser stattfinden. Auf das Abendmahl werden die Christen erstmal verzichten müssen.
Eine Vorstellung, die verunsichert, die befremdet. „Wir besprechen das jetzt mit den Gemeindekirchenräten, ob und wie wir das handhaben werden“, sagt Anna Mittermayer, Pfarrerin des Pfarrbereichs Sandersdorf. „Es ist abzuwägen: Wollen wir diese Form von Gottesdienst? Ich finde es schwierig. Er lebt ja von Gemeinschaft, vom gemeinsamen Singen und Beten.“ Auch die Beschränkung auf eine bestimmte Anzahl von Teilnehmern findet sie zumindest problematisch: „Was ist mit dem, der kommt, wenn die Grenze schon erreicht ist? Schicke ich den wieder weg? Das hat alles nicht viel mit Gottesdienstfeier zu tun.“
Gut besuchte Sonntagsmesse
Stephan Werner, Pfarrer der katholischen Pfarrei Wolfen-Zörbig, ist ebenfalls skeptisch und bringt es so auf den Punkt: „Es sollte ein Gottesdienst sein und würdig und keine Hygienemaßnahme, wo noch etwas Religiöses passiert.“ Gerade die Kommunion, der Empfang des heiligen Brotes, spiele bei den katholischen Christen in der Sonntagsmesse eine große Rolle. Der Bischof, das wisse er, mache sich Gedanken und große Sorgen, sagt Werner.
Auch eine beschränkte Anzahl an Gottesdienstbesuchern kann er sich nicht vorstellen. Zur Sonntagsmesse kommen 80 bis 100 Christen der Pfarrgemeinschaft zusammen. Wie soll das funktionieren? „Mit Voranmeldung?“ Er fragt sich: Sollte man lieber noch abwarten und schauen, wie sich das öffentliche Leben entwickelt? Oder sollte man doch jetzt schon anfangen? Er hebt die Schultern. Fragen, auf die er keine Antwort weiß. „Ich komme mit der Gemeinde gut ins Benehmen, denke ich. Aber wie werden die Vorgaben letztlich aussehen?“
Er hofft darauf, dass bald Klarheit herrscht darüber, wann Gottesdienste wieder stattfinden und wie. Sein evangelischer Kollege Albrecht Henning wird jetzt mit dem Gemeindekirchenrat beraten, wie man damit umgehen will, wenn das Land sein Ok gibt. Der Gemeindekirchenrat hat die Entscheidungshoheit. „Das Ganze ist ja nicht ohne“, meint er.
Für den erfahrenen Pfarrer ist das eine Einschränkung, die „die innere Haltung der Glaubenden in Gott massiv erschwert“. „Den Glauben in der Gemeinschaft zu feiern, davon leben wir. Dazu gehört das Singen. Man hat Angst, das Virus trotz Stoffmasken zu verbreiten. Das ist rein rational gesehen logisch, emotional aber sehr seltsam.“ Neuland für alle. „Doch letztlich, denke ich, wird auch hier die Sehnsucht entscheiden.“
Unromantische Trauungen
Der Konfirmandenunterricht indes wird starten, sobald die Schule wieder losgeht. Doch die Konfirmation, die Pfingsten stattfinden sollte, ist wie überall im Land auch in den Heidedörfern abgesagt. Und verschoben auf den Herbst. Aufschieben werden die Leute auch Taufen, ist sich Henning sicher. Bleiben noch die Trauungen, die oft schon länger geplant sind. Mit wenig Gästen und Mundschutz - jedoch so gar nicht romantisch. (mz)
