Kino Bitterfeld Kino Bitterfeld: Letzter Vorhang im Gericht
Bitterfeld/MZ. - "Kino ist das Größte. Augen auf und rein" - dieser Werbeslogan in den Schaukästen ist das einzige, was noch an das Filmtheater in der Bitterfelder Walther-Rathenau-Straße erinnert. Ende Mai gab es die letzte Vorstellung, seitdem hat die Kreisstadt kein Kino mehr.
Christine Bach, die das Gebäude 1997 gekauft und die Lichtspiele betrieben hat, nennt zu hohe Kosten als Grund für die Schließung. Kredit, Strom, Gas, Grundsteuer, das sei nicht zu schaffen gewesen, von der Renovierung ganz zu schweigen. Doch sie hat nach wie vor Hoffnung: "Wenn ich einen Pächter finde, besteht durchaus die Möglichkeit, dass zum 1. Juli wieder aufgemacht wird", sagt sie. Eine überraschende Mitteilung, denn am 9. August soll jenes Grundstück in der Bismarckstraße 15 im Amtsgericht "im Wege der Zwangsvollstreckung" versteigert werden.
In dem Haus werden nie wieder Filme gezeigt werden, glaubt Rolf Neidthardt, Leiter der Filiale der Deutschen Bank 24, die direkt an das Grundstück von Christine Bach grenzt. Neidthardt kennt sich in der Sache aus, denn das Eckgebäude, das die Bank gemietet hat, und das dahinter liegende Kino gehörten einst zum Hotel "Europa". Der prunkvolle Saal wurde später zum Filmtheater. "Das Haus war mal gesellschaftlicher Mittelpunkt von Bitterfeld", weiß Neidthardt.
Sowohl das Hotel "Europa" als auch das Kino scheinen endgültig Geschichte zu sein. Über die Zukunft des Hinterhauses ist noch nicht entschieden, der neue Eigentümer noch nicht gefunden. Neidthardt zeigt sich interessiert - als Mieter. Er könne sich eine Vergrößerung der Bankfiliale und der Geschäftsräume, eine "schöne, große Schalterhalle vorstellen", das sei jedoch von "vielen Einflüssen abhängig".
Den künftigen Eigentümern gibt der Filialleiter jedenfalls den guten Rat, "sich mit den grundbuchlichen Gegebenheiten genau zu befassen". Das Kino sei ein so genanntes "Hubschrauber-Grundstück", dessen Zuwegung im Grundbuch eingetragen werden muss. Bislang mündete der Notausgang des Kinos im Treppenhaus der Bank, der bauliche Zustand sei schlecht, beschreibt er weitere Probleme. Und auch die Idee, ein Kino in Bitterfeld zu betreiben, sieht er wenig aussichtsreich, "wenn schon moderne Kinos in Halle zumachen müssen".
So bleibt der Kino-Enthusiastin Christine Bach am Ende ihres Unternehmens wohl nur das Motto: "Kino ist das Größte. Augen zu und durch"