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Kindertagesstätte in Selbitz Kindertagesstätte in Selbitz: Ein Neuanfang für Pinocchio

Von Theresa Pfeifer 02.05.2003, 14:04

Selbitz/MZ. - Ein Ereignis, das den ganzen Ort erfreut und nach den Schrecken des Hochwassers wieder richtig Leben im Dorf einkehren lässt. Grund genug also für die Selbitzer, ein großes Fest steigen zu lassen. Am 1. Mai feierten die großen und natürlich die kleinen Bürger des Ortes mit den vielen Helfern, die bei der Renovierung der Kita Unterstützung geleistet hatten, den Tag der offenen Tür.

Vorm Bürgerhaus versammelt ließen sich die Gäste den Speckkuchen schmecken und lauschten den Samba-Rhythmen der Percussion-Gruppe "Kellerasseln" der Musikschule Gräfenhainichen, die, nebenbei erwähnt, ihren kleines Konzert kostenlos darboten. Beim bunten Treiben durften die Künste der Kindergartenkinder natürlich nicht fehlen, die sich damit bei allen Spendern bedanken wollten. Fröhlich trällerten sie ihr Ständchen, zeigten beim Kreisspiel, wie viel Arbeit der Wiederaufbau ihrer Kita bereitet hatte. Und auch wenn die Kleinen vorab schon betonten: "Ihr dürft nicht zu viel von uns erwarten, bedenkt, wir sind im Kindergarten", gab es tosenden Applaus vom Publikum.

Dann endlich war es soweit. Zu einer ersten Stippvisite begaben sich die Besucher, angeführt von den Kindern, in die neue Tagesstätte. Dort sollte es eine Überraschung geben. Konrad Ledwa, Kreisgeschäftsführer der Johanniter der Region Dessau-Wittenberg, lüftete mit einem Schwung das Geheimnis und präsentierte den neuen Namen der Kindereinrichtung am Eingangsschild. Mit der Wiedereröffnung heißt die Kita nun nicht mehr "Buratino", sondern "Pinocchio". Mit Flunkerei etwa - so wie der kleine Kerl aus Holz - hat Selbitz aber dabei nichts zu tun. In der Kita ist alles echt und vor allem prachtvoll. Von den Möbeln bis zur Spielausrüstung ist alles zu finden, was das Kinderherz begehrt. "Wir haben uns gedacht, entweder wir machen es richtig oder gar nicht", bemerkte Ledwa dazu, der mit dem Johanniterverband die Sanierung als Hauptspender unterstützte. Bisher, so der Kreisgeschäftsführer, seien etwa 97 600 Euro an Kosten zusammen gekommen. Am Ende rechnet der Mann mit einer Gesamtsumme von 115 000 Euro.

Nicht nur die Johanniter waren an der Wiederinstandsetzung des Gebäudes beteiligt. Manfred Hüttenrauch, Unternehmer aus Nordrhein-Westfalen, hatte Selbitz mit mehr als 5 000 Euro unterstützt. Zum Tag der offenen Tür brachte er zudem eine große Kiste mit Kinderbesteck mit. Im Fernsehen habe er damals die schrecklichen Bilder verfolgt, erzählt Hüttenrauch. Sofort hätte er eine Sammelaktion gestartet und mit Selbitz den Bedarf dafür gefunden, denn er selber stamme aus der hiesigen Region. "Ich bin stolz, den heutigen Anlass miterleben zu dürfen", freute er sich über seien Anwesenheit am 1. Mai und bekräftigte: "Kinder sind unsere Zukunft".

Auch Doris Hosemann wollte sich das große Ereignis in Selbitz nicht entgehen lassen. Die Geschäftsführerin des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuz in Weißenfels hatte durch einen Spendenaufruf Geld - 50 000 Euro kamen zusammen - für die Opfer der Flut gesammelt. "Bis auf den letzten Cent ist alles an die Betroffenen weitergeleitet worden", betonte sie. Auch Selbitz wurde damit geholfen. Zur Feier brachte Frau Hosemann zusätzlich ein Geldgeschenk mit. "Für die kleinen Wünsche", wie sie erklärte.

Nun fehlen in der Kita nur noch die Kinder. Am Montag werden sie zum erstem Mal in ihrem neuen Zuhause toben können. "Heute wird erst mal nur geschnuppert", musste Leiterin Dorit Gebhardt den Übermut der Knirpse zum Tag der offenen Tür noch bremsen. Wenn der Alltag dann wieder in die Tagesstätte einkehrt, wird auch niemand mehr an die großen Zweifel denken, die beim ersten Anblick der Einrichtung nach der Flut aufgekommen waren.