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Endlich wieder tanzen Kinder- und Jugendballett Sandersdorf verabschiedet sich mit Gala von verstorbenem Präsidenten

Warum die Gala des Orwo-Traditionsballetts ein Grund zur Freude und ein Moment des Abschiedes war.

Von Ulf Rostalsky Aktualisiert: 15.03.2022, 15:39
Früh übt sich, wer später die Bühne erobern will. Zur Gala in Zörbig standen alle Altersgruppen des Kinder- und Jugendballetts auf der Bühne.
Früh übt sich, wer später die Bühne erobern will. Zur Gala in Zörbig standen alle Altersgruppen des Kinder- und Jugendballetts auf der Bühne. Foto: André Kehrer

Zörbig/MZ - Musik hören, Rhythmus spüren, sich bewegen und dabei viel Gefühl transportieren: Die Mädchen und Jungen des Kinder- und Jugendballetts 1965 haben lange auf diesen Moment warten müssen. Die große Gala zum 30. Vereinsgeburtstag wollte das Orwo-Traditionsballett schon im November feiern. Coronabedingt war das unmöglich. Am Sonnabend hob sich der Vorhang.

Leidenschaft und Hindernisse: Auch die Corona-Pandemie macht den Tänzern zu schaffen

Endlich, wie Cheftrainerin Mandy Kraus betonte. Das Ballett gehöre ganz einfach auf die Bühne. „Die Möglichkeit sollen alle haben“, erklärte die junge Frau. Wohl wissend, dass Perfektion in Coronazeiten alles andere als Normalität sein kann. Das Training stockte auch, weil immer wieder Kinder und Jugendliche selbst erkrankt waren oder wegen des Virus in Quarantäne mussten.

Uwe Schulze, Präsident des Kreissportbundes, griff das Thema auf. „Lasst die Kinder raus aus der Enge. Lasst die Kinder einfach in Frieden tanzen.“ Angesichts des Krieges in der Ukraine hatten die Worte Gewicht. Auch die Gala selbst hing zuletzt am seidenen Faden. Die Matten, mit denen der Boden der Sporthalle bei Bestuhlung geschützt wird, brauchte der Landkreis für die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen in Bitterfeld. Sandersdorf-Brehna sprang ein. „Danke dafür“, sagte Mandy Krause mehrfach und machte den Anspruch des Balletts deutlich.

Orwo-Traditionsballett meistert Spagat zwischen bekannten Tänzen und neuen Choreografien

Man wolle ein Fest der Freude und der Liebe zum Tanz feiern: mit neuen Tänzen, wie der „Eisprinzessin“ oder „Powerfull“, der eine besondere Botschaft in sich trägt. Stark sein, sich durchkämpfen, die Bühne genießen wollen die Tänzerinnen und Tänzer. Stark waren sie bei der Gala. Denn die stand auch im Zeichen des Abschieds vom kürzlich verstorbenen Vereinspräsidenten Rolf Krause. Tränen gab es deshalb auch, als Moderatorin Sandra Reichenbach dessen Lieblingslied „Eleni“ sang. Aber Trauer allein um den Mann, der 30 Jahre an der Spitze des Traditionsballetts stand? „Nein, wir sollten auch feiern, genießen. Das ist in seinem Sinn“, sagt Uwe Schulze, selbst Ehrenmitglied des Ensembles, das die Liebe zum Tanz zum Markenzeichen gemacht hat, sich immer wieder über Tänze und Choreografien neu erfindet, aber auch zu seinen Wurzeln steht.

Deshalb gab es zur Jubiläumsgala natürlich die großen Klassiker des Balletts: „Das Lied über mich“ zum Beispiel, „Fragen“ oder „Die Sonne“. Allesamt wurden aus dem Fundus geholt, abgestaubt und voller Leidenschaft vorgetragen. Das kam an. Das begeisterte das Publikum, das wie die Tänzer lange auf eine bunte Bühnenshow verzichten musste.

Immer direkt und streitbar: Ballett verabschiedet sich vom verstorbenen Präsidenten Rolf Krause

„Aber es geht weiter, immer weiter“, blickte Cheftrainerin Mandy Krause in die Zukunft. Das Ballett ist gut aufgestellt. Die jüngsten Tänzerinnen zur Gala waren gerade einmal drei Jahre alt. Die ältesten beeindruckten mit der Fähigkeit, Botschaften zu transportieren. „Eine Meinung haben“, war ein Beispiel dafür. Geradeheraus, direkt, streitbar und keinesfalls bequem: Das war Ballett-Präsident Rolf Krause. Daran erinnerte auch Uwe Schulze in seiner kurzen Ansprache. Vor allen Dingen lag ihm aber der Verein am Herzen, der Tanz und die Musik.

„Thank you for the music“. Es war auch diesmal der Schlusspunkt der Gala, die doch so anders war. Auch, weil der Wunsch nach Frieden nicht nur beim Titel „Ein bisschen Frieden“ so greifbar war.

Bekannte Tänze und neue Choreografien gehörten zum Programm.
Bekannte Tänze und neue Choreografien gehörten zum Programm.
Foto: André Kehrer