Kaum Werbung für die Goitzsche Kaum Werbung für die Goitzsche : Messeteilnahme lohnt sich nicht mehr

Bitterfeld/Leipzig - Eine Million Besucher - das ist die nächste Grenze, die die Goitzsche als Tourismus-Magnet knacken soll.
Was liegt da näher, als vor der Haustür bei der Leipziger Messe „Haus, Garten, Freizeit“ um Besucher zu werben? Doch wer in den vergangenen Tagen auf dem Messegelände nach Anbietern von der Goitzsche Ausschau hielt, suchte vergebens. Weder die Wassersportanbieter noch die Goitzsche Tourismus GmbH oder der Tourismusverband Anhalt-Dessau-Wittenberg, dem Bitterfeld-Wolfen angehört, waren vertreten. Auf der Freizeitmesse hieß es: Still ruht der See.
Messeteilnahme lohnt sich nicht mehr
In früheren Jahren sah das anders aus. Da haben Unternehmen wie 2water und BTM Marine, der Motorsegler „Reudnitz“ oder die Stadt noch kräftig die Werbetrommel gerührt. Was ist passiert?
„Die Teilnahme an der Messe lohnt sich nicht mehr“, sagt Bootsbauer Hagen Rüffert von der Bitterfelder BTM Marine Wassersport GmbH. „Im letzten Jahr haben wir dort kein einziges Boot verkauft. Auch das Nach-Messe-Geschäft lief nicht gut. Das war früher anders.“ Dabei ist die von BTM gebaute Segeljolle Ixylon ein Renner und das am häufigsten anzutreffenden Boot auf der Goitzsche. „Aber der Markt in der Region ist offenbar gedeckt“, vermutet Rüffert. Stattdessen habe man auf der Touristik & Caravan-Messe die Ixybox präsentiert - ein Wohnwagen, der zum Bootstransportanhänger umfunktioniert werden kann.
Kein Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen
Auch das Wassersportzentrum 2water hat die Messe gestrichen. „Wir haben uns dort vier oder fünf Mal am Gemeinschaftsstand mit der Stadt und dem Zweckverband Goitzsche präsentiert“, sagt Geschäftsführer Jörg Pietzsch. Doch das sei immer weiter zurückgefahren worden. „Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis mehr.“ Er setze jetzt stärker auf eine gute Online-Präsenz.
Neben der Firma Poucher Boote haben sich auch die Bauschlosserei Schulze aus Zörbig, die Firmen Herman Selecta (Wintergärten) aus Bitterfeld, Thust Natursteine aus Brehna, die Claus Brothers (Wandmalerei) aus Greppin, Firma Denz Werbetechnik aus Wolfen sowie der Tiroler Bauernstandl aus Bitterfeld auf der Leipziger Messe präsentiert.
Die Messe findet einmal im Jahr auf dem Gelände der Neuen Messe an der Autobahn 14g statt. Integriert sind darin auch die Beach & Boot sowie die Mitteldeutsche Handwerkermesse.
Und was ist mit der Stadt Bitterfeld-Wolfen? Die hat offenbar die Werbekompetenz komplett abgegeben: „Die Stadt ist Mitglied beim Tourismusverband Anhalt-Dessau-Wittenberg“, sagt Annett Vogel aus der Pressestelle. Dieser vertrete als Tourismusverband die Interessen der Städte „und entscheidet auch über die Teilnahme an Messen“. Allerdings war der hiesige Tourismusverband - im Gegensatz zu vielen aus anderen Regionen - in Leipzig nicht zu finden.
Auftragsbuch ist gut gefüllt
Mit den Messe kennt sich das Kapitäns-Ehepaar Otto von der „Reudnitz“ aus. „Wir waren auf der Grünen Woche in Berlin und letztes Jahr in Leipzig“, sagt Simone Otto. „Aber das hat uns gar nichts gebracht.“ Viele der von Besuchern mitgenommenen Flyer habe sie später in Papierkörben wiedergefunden. Statt zu Messen zu fahren, setze man auf die Internetseite und Mundpropaganda. Das scheint zu funktionieren. „Unser Auftragsbuch für die im April startende Saison ist schon gut gefüllt.“ Doch eine Erfahrung hat Otto gemacht: „Wir müssen trommeln, denn viele wissen gar nicht, dass es die Goitzsche gibt.“
Hartmut Dornheim würde gern in Leipzig trommeln. Der Kapitän der „Vineta“ glaubt: „Die Besucher dort interessieren sich für Wassersport. Das ist genau unser Klientel.“ Doch verzichte der Vineta-Eigentümer Vetter-Touristik bislang auf eine Teilnahme. Dornheim setzt auf die Zukunft: „Ich glaube, ein Stand mit allen Goitzsche-Anbietern würde sich lohnen.“ Dann würde vielleicht auch 2water-Chef Pietzsch wieder mitmachen. „Mal schauen, wie sich das entwickelt.“ Federführend müsse aber die Goitzsche Tourismus GmbH sein. Doch von der war in Leipzig nichts zu sehen. Geschäftsführer Ingo Jung argumentiert, dafür sei es noch zu früh. „Erst wenn wir vorzeigbare Dinge haben, fahren wir auch zur Messe.“ Damit meint er zum Beispiel die im Bau befindliche Marina und die Wasserskianlage. Dafür könne man die Leute sicherlich interessieren.
Goitzsche-Fahne wird hochgehalten
Doch immerhin: Ein Unternehmen hält die Goitzsche-Fahne in Leipzig hoch. Die Firma Poucher Boote ist fast von Anfang an dabei. „Und wir haben bis jetzt sehr gute Erfahrungen gemacht“, so Juniorchef Stefan Nitzschke. Das legendäre Faltboot RZ 85 war der Anfang. Jetzt werde alles weiterentwickelt, neue Materialien kämen zum Einsatz. Das interessiere viele Camping- und Wassersportfreunde. Den Vorteil, dass sie im zusammengeklappten Zustand sehr klein seien, mache deren Vielseitigkeit aus, so Nitzschke. Zudem werbe man dort für den Tag der offenen Tür - und damit für die Goitzsche. „Denn auf dem See können die Gäste unsere Faltboote im Wasser testen.“ (mz)