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Katrin Saß in Wittenberg Katrin Saß in Wittenberg: «Kleiner, zierlicher und sooo natürlich»

Von Corinna Nitz 16.10.2003, 12:21

Wittenberg/MZ. - Katrin Saß. Am Mittwochabend kehrt der Star aus Filmen wie "Heidi M." und "Good bye, Lenin" im Jugendhaus in Wittenberg ein. Im Gepäck die Autobiografie "Das Glück wird niemals alt". Eigentlich, findet Saß mit unerwartet kräftiger Stimme, eigentlich müssten ja andere vorlesen. Doch habe ihr das bislang noch niemand abgenommen. Und auch in Wittenberg sind die gut 50 Zuhörer mehr daran interessiert, sich entspannt zurückzulehnen.

Das ändert sich, je tiefer die Einblicke in das Leben der Schauspielerin werden. Ein Leben am Abgrund, scheinbar, über das ein Journalist einmal schrieb, es habe nur aus Aufstiegen und Abstürzen bestanden - vom Verweilen "in irgendeiner Mitte" keine Spur. Spätestens als Katrin Saß, Jahrgang 56, bei ihren Alkoholexzessen anlangt, ist die Entspannung im Publikum perdu. Mitgefühl steht in den Gesichtern geschrieben - und Anerkennung. Dafür, dass jemand die Traute besitzt, all diese unsagbaren Dinge öffentlich zu machen. Aber vielleicht musste das sein, gewissermaßen als selbsttherapeutischer Befreiungsschlag.

Saß' Buch jedoch allein darauf zu reduzieren, wäre ungerecht. Denn wie bei allen autobiografischen Werken, die mehr sein wollen als eine persönliche Nabelschau, erfährt der Leser auch etwas über die allgemeinen Lebensbedingungen, damals, im real existierenden Sozialismus.

Am Ende hat Katrin Saß eine Dreiviertelstunde vorgelesen. Nun hat sie Zeit. Ist gespannt auf Fragen. Doch werden die, sofern es sie gibt, nicht laut gestellt. Dafür bildet sich im Handumdrehen ein Pulk um den Tisch, an dem Saß sitzt. Autogramme sind gefragt, Bücher werden signiert. Auch Rainer Gohde reiht sich unter die Wartenden. Gohde ist Schauspieler und stand mit Katrin Saß im Frankfurter Kleist-Theater gemeinsam auf der Bühne. Er schwärmt von ihrem Talent, lobt ihr Charisma, das sie, die vielfach Preisgekrönte, auch "für den Oscar" prädestiniere. Verdient, so Gohde, habe sie ihn.

Andere Zuhörer haben weder Fragen, noch wollen sie ein Autogramm. Ihnen genügt es, am Ende des Abends noch einen Blick auf die Frau zu werfen. Schön ist sie und, wie die Wittenbergerin Christine Grabbe findet, "sooo natürlich und viel kleiner, noch zierlicher", als man sie aus ihren Filmen so kennt.

Katrin Saß: Das Glück wird niemals alt. Das Buch ist im Ullstein-Verlag erschienen. ISBN: 3-550-07580-4.