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Ionenaustauscher Ionenaustauscher: Leistungsstarke Perlen werden 75 Jahre

Von Ulf Rostalsky 22.10.2013, 09:55
Werkleiter Gerold Schade (vorn r.) erklärt bei einem Rundgang Ministerpräsident Reiner Haseloff (vorn l.) den heutigen Firmenkomplex.
Werkleiter Gerold Schade (vorn r.) erklärt bei einem Rundgang Ministerpräsident Reiner Haseloff (vorn l.) den heutigen Firmenkomplex. André kehrer Lizenz

wolfen/MZ - Ionenaustauscher gibt es überall. Die weniger als einen Millimeter großen Polymerperlen finden sich in Kühlkreisläufen von Kraftwerken, in Wasseraufbereitungsanlagen und im normalen Haushalt. Sie sorgen für sauberes und weiches Wasser in Kaffee- und Spülmaschinen, binden unerwünschte Inhaltsstoffe und geben ungefährliche wieder ab. Und: Sie werden in Bitterfeld-Wolfen hergestellt.

Der Chemieriese Lanxess feierte am Dienstag groß Geburtstag: Vor 75 Jahren war am Standort die Großserienproduktion der Ionenaustauscher auf Kunstharzbasis auf den Weg gebracht worden. Unterm Markennamen „Wofatit“ begann deren Siegeszug, der seit mehr als 20 Jahren unter dem Label „Lewatit“ fortgesetzt wird. 1938 wurden in Wolfen 600 Kubikmeter der kleinen Perlen hergestellt. Heute sind es jährlich 30 000. In 75 Jahren sei eine Million zusammen, rechnet Lanxess-Pressesprecher Frank Grodzki vor.

Der Industriestandort Bitterfeld-Wolfen ist die Keimzelle der Ionenaustauscher und bis heute einer ihrer wichtigsten Produktionsorte. „Die Menschen machen den Unterschied“, bricht Lanxess-Geschäftsbereichsleiter Jean-Marc Vesselle eine Lanze für den Standort, den der Bayer-Konzern 1991 für sich entdeckte und seitdem konsequent ausbaute. Eine, die schon zu DDR-Zeiten mit Ionenaustauschern zu tun hatte, ist Renate Eiserwag. Die 72-Jährige hat sich hochgearbeitet, war Botengängerin in der Farbenfabrik, später Laborantin. Sie hat den Wechsel miterlebt von Wofatit zu Lewatit, der neuen Marke aus Leverkusen. 1999 begann auch für die Wolfenerin der Arbeitsalltag in der nagelneuen Anlage. „Vier Schichten. Aber ich habe es geschafft.“ Renate Eiserwag hängt am Ionenaustauscherbetrieb. „Als ich in Rente ging, habe ich gedacht, dass hier nichts mehr weitergeht.“ Das Augenzwinkern ist Pflicht.

Die Produktion läuft auf Hochtouren. Erst vor zwei Jahren wurde die neue Anlage zur Herstellung von Membranfiltrationselementen in Betrieb genommen. Kosten damals: 30 Millionen Euro. „Wir haben uns gegen Mitbewerber aus Südostasien durchgesetzt“, erinnert sich Bitterfeld-Wolfens Oberbürgermeisterin Petra Wust (parteilos) an die bisher größte Investition von Lanxess in der Region. Für Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) steht fest, dass der Konzern mit dem Standort verwurzelt ist. Wohl auch, weil er im Chemiepark kostengünstig Infrastruktur und Dienstleistungen nutzen könne.

Im Chemiepark und im Idealfall bei Lanxess durchstarten will demnächst Dennis Jersch. Der Eilenburger wird seit 2010 zum Industriemechaniker ausgebildet und hat keine schlechten Karten. Lanxess habe in den letzten Jahren Azubis immer wieder übernommen, so Grodzki.

In einem Fall beugt er jedoch zu großen Erwartungen vor: Dass Ionenaustauscher von hier im Umfeld des Katastrophenreaktors in Fukushima eingesetzt werden, bezweifelt er. Alles sei am Ende einfach eine Frage der Kapazitäten. Die in Bitterfeld neben den klassischen Kunstharzperlen hergestellten Membran-Elemente haben eine Reinigungsleistung von 1,2 Kubikmeter Wasser pro Quadratmeter Produktoberfläche und Stunde.

Bis zur Rente hat Renate Eiserwang im Ionenaustauscher-Betrieb gearbeitet.
Bis zur Rente hat Renate Eiserwang im Ionenaustauscher-Betrieb gearbeitet.
André Kehrer Lizenz
Der Unternehmenssitz des Spezialchemiekonzerns Lanxess.
Der Unternehmenssitz des Spezialchemiekonzerns Lanxess.
dpa