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Investor wirft das Handtuch Investor wirft das Handtuch: Aus für die Goitzsche-Arkaden in Bitterfeld

Von Detmar Oppenkowski 09.07.2015, 04:31
Die Pläne für die Goitzsche-Arkaden verschwinden nach der Absage des Investors in der Schublade.
Die Pläne für die Goitzsche-Arkaden verschwinden nach der Absage des Investors in der Schublade. Lührs City-Bau Lizenz

Bitterfeld - Es ist eine Absage ohne Vorwarnung. „Die Goitzsche-Arkaden sind gescheitert“, sagt Helmut Lührs von der gleichnamigen Projektentwicklungsgesellschaft am Mittwochabend im Stadtrat. Damit ist Bitterfeld-Wolfens Traum geplatzt, dass ein städtebaulich integriertes Einkaufscenter zugleich das Zentrum der gemeinsamen Stadt bildet. Denn Lührs wollte ursprünglich 25 Millionen Euro investieren, um auf dem so genannten „Schweinemarkt“ im Herzen von Bitterfeld drei Einkaufskomplexe mit einer Fläche von fast 10 000 Quadratmetern zu errichten. Spätestens 2016 sollte mit dem Bau begonnen werden.

Begründet wird der plötzliche Rückzug damit, dass „potenzielle Ankermieter nicht mehr hinter dem Projekt stehen“. Sie werden auch gerne als „Kundenfrequenzbringer“ bezeichnet. So, wie beispielsweise Edeka. Doch die Einzelhandelskette soll sich gegen die Goitzsche-Arkaden und für einen anderen Standort in Bitterfeld entschieden haben.

Verkaufsfläche an den falschen Stellen

Verantwortlich für diesen „Vertrauensverlust“ macht der Projektentwickler auch vom Stadtrat getroffene Entscheidungen zu den beiden Standorten „Bitz“ und „Real“. „Trotz des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts - also der Festlegung, wo sich Einzelhandel ansiedeln kann und wo nicht - kommt es zu einer Flächenmehrung in den Randlagen. Sie haben damit genügend Verkaufsflächen in der Stadt - allerdings an den falschen Stellen“, kritisiert Lührs.

Übersetzt heißt das: Mit der Stärkung der Peripherie ist das Zentrum geschwächt worden. Zusammen mit der Entwicklung des Factory Outlet Centers (FOC) in Brehna betrachtet, sei die wirtschaftliche Basis für die Lührs-Gruppe und die Mieter damit nicht mehr gegeben. „Daher sehen wir uns nicht in der Lage, das Projekt erfolgreich umzusetzen“, sagt Lührs im Stadtrat. Da man sich mit „aller Kraft“ für eine anspruchsvolle Innenstadtentwicklung eingesetzt habe, bedauere man die Entscheidung.

Das unterstreicht auch Stefan Hermann. „Das wirft uns zurück“, sagt der Geschäftsbereichsleiter Bauwesen/Stadtentwicklung und meint auf MZ-Nachfrage: „Es wird schwierig, neue Leuchttürme für die Innenstadt zu finden.“ Lührs Aussage, dass die durch den Stadtrat begünstigten Verkaufsflächenzuwächse außerhalb der Innenstadt die Rahmenbedingungen für das Projekt erschwert hätten, teilt Hermann zwar. „Ob das letztendlich aber tatsächlich der Todesstoß war, weiß ich nicht.“

Doch was bedeutet das nun für Bitterfeld-Wolfen? Aus Verwaltungskreisen heißt es: „In den nächsten zehn Jahren wird es keine Entwicklung, so wie sie angedacht war, geben.“ Damit ist gemeint, dass die Goitzsche-Arkaden nicht nur die Innenstadt stärken und mehr Menschen ins Zentrum locken sollten. Vielmehr war es auch das erklärte Ziel, mit dem Neubau eine städtebauliche Verbindung zur Goitzsche zu schaffen und die überregionale Bedeutung der Kommune zu stärken. Doch daraus wird nun vorerst nichts.

Aber das sei nicht die Schuld der Stadträte, meint etwa Christian Quilitzsch (CDU). Als Vorsitzender des Bitterfelder Innenstadtvereins und Mitglied des Stadtrates meint er: „Lührs Begründungen für den Rückzug sind eine Ausrede und sollen uns den Schwarzen Peter zuschieben.“ Tatsächlich habe das Projekt aber von Anfang an mehrere Schwachstellen gehabt.

So seien beispielsweise Fragen zu der unterdimensionierten Verkehrsinfrastruktur oder den fehlenden Parkplätze nicht ausreichend beantwortet worden. Aber auch Probleme, die sich aus der schwindenden Einwohnerzahl der Stadt oder der sinkenden Kaufkraft ergeben, habe man nicht sehen wollen. „Vielleicht war das ganze Vorhaben doch etwas blauäugig.“ (mz)

Hier sollten die Arkaden entstehen.
Hier sollten die Arkaden entstehen.
Ruttke/Archiv Lizenz